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Hamburg

Hamburgs Schutzräume: Regierung setzt im Ernstfall auf App statt Bunkerbau


Zivilschutz in Hamburg
Wohin im Ernstfall? Ab in den Keller oder auf die App schauen?

Von t-online, jdl

19.07.2025 - 06:30 UhrLesedauer: 3 Min.
Innenansicht des Luftschutzbunkers am Hachmannplatz in Hamburg (Archivbild): Es gibt Pläne für die Ortung von Luftschutzräumen per App.Vergrößern des Bildes
Innenansicht des Luftschutzbunkers am Hachmannplatz in Hamburg (Archivbild): Es gibt Pläne für die Ortung von Luftschutzräumen per App. (Quelle: imago stock&people)
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Hamburg steht im Ernstfall derzeit blank da: Es gibt keine funktionstüchtigen Schutzräume mehr. Aber wohin sollen die Bürger, wenn Bomben fallen? Das ist der Stand der Planung.

In Hamburg waren während des Kalten Krieges fast 80 öffentliche Schutzräume in Betrieb oder als Zivilschutzanlagen vorgemerkt. Von den Schutzräumen stammten viele noch aus dem Zweiten Weltkrieg. Vor allem die Hochbunker der Stadt waren eingeplant. Nach 1990 wurden aus Bunkern Museen, Freizeitanlagen oder sogar Wohnhäuser.

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Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine ist das Thema Zivilschutz wieder aktuell. Viele fragen sich, ob das Aufgeben der Schutzräume nicht eine vorschnelle Handlung war. Bund und Länder haben reagiert und erarbeiten derzeit ein nationales Schutzraumkonzept, das vor einem Jahr auf einer Innenministerkonferenz beschlossen wurde.

Keine öffentlichen Schutzräume in Hamburg

"In Hamburg stehen dem Zivilschutz derzeit keine Objekte zur Verfügung", heißt es vom Hamburger Senat in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage im Oktober 2024. Die noch vorhandenen 33 Bunker sind veraltet, nicht instand gehalten und für den Schutz der Bevölkerung ungeeignet.

Da die zivile Verteidigung nicht Ländersache ist, treffe Hamburg keine eigenständigen Entscheidungen in diesem Bereich, "sondern handelt im Auftrag des Bundes", heißt es in der Antwort auf die Anfrage der Hamburger Abgeordneten Anna-Elisabeth von Treuenfels-Frowein (CDU).

Neue Großbunker sollen nicht entstehen

Neue Bunkeranlagen sollen nicht gebaut werden. Wie aus einer Mitteilung der Hamburger Behörde für Inneres und Sport hervorgeht, ist geplant, im Krisenfall künftig öffentliche Gebäude, aber auch private Immobilien als Zufluchtsorte zu nutzen.

Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) erklärte auf Anfrage, Schutzräume sollten "vorwiegend in Form öffentlicher Zufluchtsorte, wie Tiefgaragen, U-Bahnhöfen und Kellerräumen" erfasst und "optimal nutzbar" gemacht werden.

Schutzraum per App finden – oder eigenen Keller herrichten

Laut einer Sprecherin der Hamburger Innenbehörde ist geplant, dass Bürger im Ernstfall über eine App auf ihrem Handy den nächsten Schutzort finden können. Ein digitales Verzeichnis mit Warn- und Kartendiensten soll dies ermöglichen. Zudem sollen laut BBK "Handlungsempfehlungen zur kostengünstigen Herrichtung schutzbietender Räume (z. B. in privaten Kellern)" ausgegeben werden.

"Ein konkretes Abschlussdatum für die bundesweite Erfassung der potenziellen Schutzorte steht derzeit noch nicht fest", heißt es vom BBK. Es gebe zudem noch keine verbindlichen Angaben dazu, ob und wann eine separate mobile App zur Ermittlung von Schutzräumen auf den Markt gebracht werde.

Wälzen die Behörden ihre Verantwortung ab?

Ronald Rossig, Vorstand bei unter-hamburg e. V., der in Hamburg Museumsbunker betreibt, sagte zu t-online, es sei nichts Neues, dass Bürger in die Verantwortung genommen würden. Das sei auch schon in den 70er- und 80er-Jahren so gewesen, "da gab es entsprechende Lehrgänge und Erwartungen des Staates an seine Bürger."

Im Einband der Telefonbücher etwa seien klare Verhaltensregeln abgedruckt gewesen. Wobei Rossig sagt, das habe schon damals niemanden interessiert.

Kürzere Vorwarnzeit – Bunkerbauten überholt

Dass die Behörden und Ämter die Bürger in die Pflicht nehmen, statt selbst großangelegt neue Schutzräume zu bauen, hat auch mit Veränderungen in der Kriegsführung zu tun. Die "Befähigung zum Selbstschutz" ist der neuen Waffentechnik geschuldet.

In einer Antwort der Bundesregierung auf eine kleine Anfrage der FDP heißt es, es würde "heutzutage im Falle von Raketen- oder Drohnenangriffen zu deutlich kürzeren Vorwarnzeiten kommen, die im Bereich von wenigen Minuten liegen."

Wichtig sei deshalb, dass die betroffene Bevölkerung schnell gewarnt wird und Schutz finden kann. "Daher bedürfe es der Identifizierung von näher gelegenen Schutzmöglichkeiten." Und sei es der eigene Keller. Bunkerbauten seien überholt.

Verwendete Quellen

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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