Verbraucherzentrale Hamburg Verbraucherschützer entlarven dreiste Rabatt-Masche bei Lidl

500 Produkte günstiger bei Lidl? Von wegen. Verbraucherschützer in Hamburg decken auf, wie wenig Kunden wirklich sparen – und gehen nun vor Gericht.
Die Verbraucherzentrale Hamburg hat Lidl wegen einer umstrittenen Rabattaktion vor Gericht gebracht. Der Discounter hatte Ende Mai angekündigt, mehr als 500 Einzelartikel dauerhaft im Preis zu senken und warb dabei mit der "größten Preissenkung seiner Geschichte". Doch genau diese Werbung führt nun zu juristischen Konsequenzen.
Die Verbraucherschützer werfen Lidl vor, Kunden mit der Angebotswerbung in die Irre zu führen. In ihrer Unterlassungsklage, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, fordern sie, dass der Konzern nicht mehr mit dem Slogan "Sofort dauerhaft 500 Produkte günstiger" werben darf. Das Landgericht Heilbronn ist aufgrund des Firmensitzes von Lidl für das Verfahren zuständig.
Verbraucherzentrale Hamburg kritisiert fehlende Transparenz
Armin Valet, Lebensmittel-Experte der Verbraucherzentrale Hamburg, kritisiert die mangelnde Klarheit der Aktion scharf: "Es ist völlig unklar, welche Produkte im Preis sofort dauerhaft reduziert wurden. Wer mit so konkreten Zahlen und Versprechen wirbt, muss sie auch belegen." Eine vollständige Liste der reduzierten Artikel liege jedoch nicht vor.
Der Handelsexperte Stephan Rüschen von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Heilbronn hatte die Lidl-Werbung bereits zuvor als "unglücklich" bezeichnet. Bei einer Zählung in einer Filiale kam er nur auf etwa 300 Artikel. Lidl wies diese Vorwürfe zurück und erklärte, die Zahl 500 beziehe sich auf bundesweite und regionale Preisanpassungen zusammen – eine Information, die Kunden allerdings nur in einer Fußnote finden.
Ernüchternde Bilanz der Rabattaktion
Die Realität der beworbenen Preissenkungen fällt deutlich bescheidener aus als versprochen. Die Preisvergleichsapp Smhaggle identifizierte lediglich gut 270 reduzierte Produkte bei Lidl. Eine Auswertung von mehr als 640.000 Kassenbons zeigt: Kunden sparen durch die Rabattaktion kaum nennenswert.
Viele Artikel wurden nur um wenige Cent günstiger. Bei knapp zwei Drittel der reduzierten Produkte lag die Preissenkung zwischen null und zehn Prozent. Lediglich bei jedem achten Artikel war der Rabatt höher als 20 Prozent. Da die herabgesetzten Produkte nur einen Teil des Sortiments ausmachen, beläuft sich die durchschnittliche Ersparnis pro Einkauf laut Smhaggle auf etwa zwei Prozent.
Valet betont, dass die beworbenen Preisreduzierungen die enormen Preissteigerungen der vergangenen Jahre bei Weitem nicht ausgleichen. Dennoch zeigte die Aktion Wirkung: Nach Lidls Ankündigung zogen die anderen großen Handelsketten nach und passten ihre Preise an.
Lidl wollte sich auf Nachfrage nicht zu der Klage äußern und erklärte, diese sei nicht bekannt.
- Mit Informationen der Nachrichtenagentur dpa
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