Newsblog zum Block-Prozess "Mir wird schwummrig vor Augen" – Verhandlung für heute beendet

Fünfter Verhandlungstag im Entführungsprozess: Christina Block stellt sich den Fragen von Richtern, Staatsanwaltschaft und Nebenklage, bis sie nachmittags zu erschöpft ist.
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Der Prozess gegen die bekannte Hamburger Unternehmerin Christina Block geht in die nächste Runde: Am Dienstagmorgen startete der fünfte Verhandlungstag. Die Staatsanwaltschaft wirft der Steakhouse-Erbin vor, ihre damals 10 und 13 Jahre alten Kinder in der Silvesternacht 2023/24 entführt haben zu lassen. Neben der 52-Jährigen sind sechs weitere Personen angeklagt, die an der mutmaßlichen Entführung beteiligt sein sollen.
An diesem Prozesstag wird nicht nur die Befragung durch die Vorsitzende Richterin fortgesetzt, auch Staatsanwaltschaft und Nebenankläger stellen später kritische Fragen. Es geht an diesem Tag weiterhin um die Rolle der israelischen Sicherheitsfirma und um die Entführungsnacht. Zu hitzigen Diskussionen kommt es nicht nur zwischen Blocks Anwalt Ingo Bott und der Vorsitzenden Richterin - auch mit dem Verteidiger von Blocks Ex-Mann Stephan Hensel gerät er aneinander.
Der fünfte Prozesstag zum Nachlesen:
Block: "Ich bin müde und erschöpft"
14.53 Uhr: Block äußert sich weiter zu "System 360 Grad". Wie schon am vierten Verhandlungstag betont sie, sie habe Ermittlungen in Auftrag gegeben, die sich mit der Frage beschäftigen, ob es ihren Kindern gut gehe, ob sie Hobbys haben, wie es in der Schule laufe und wie ihr Ex-Mann alles bezahle.
Auf eine weitere Nachfrage von der Verteidigung Hensels erklärt Block: "Ich bin müde und erschöpft. Mir ist heiß und schwummrig vor Augen." Die Befragung wird unterbrochen. Kurz darauf verkündet die Richterin, dass sie die Verhandlung beendet. Sie wird am Dienstag, 26. August, um 9.30 Uhr fortgesetzt.
Richterin ermahnt Anwälte
14.50 Uhr: Nun ergreift Hensels Anwalt Von der Meden das Wort und fragt Block, ob ihr der Name August Hanning etwas sage. Block bejaht. Er sei BND-Chef gewesen und sie habe ihn im Jahr 2022 im Zusammenhang mit "System 360 Grad" kennengelernt. Blocks Verteidiger protestiert: Die Frage hätte Von der Meden vorher einreichen müssen.
Die Richterin weist erneut darauf hin, dass dies nicht verpflichtend ist, da es sich um eine mündliche Befragung handelt. Bott und Von der Meden sollten "doch bitte die Prozessordnung einhalten". Sie fügt witzelnd hinzu, dass sie die Diskussion woanders klären sollten. "Zum Beispiel auf dem Schulhof", schlägt Bott vor.
Block gibt Ex-Mann Mitschuld am Tod ihrer Mutter
14.40 Uhr: Laut Block trägt ihr Ex-Mann Hensel Mitschuld am Tod ihrer Mutter. Sie sei überzeugt davon, dass der Stress und die psychische Belastung ihre Mutter so schwer belastet haben, dass sie daran verstorben ist. Die Mutter von Christina Block starb im Juli 2023.
Block: "Mein Vater hatte seine eigenen Gedanken"
14:39 Uhr: "Ich habe noch nicht richtig verstanden, inwieweit Sie auch vor der Silvesternacht mit Ihrem Vater über die Rückholung der Kinder gesprochen haben", wendet sich der Verteidiger von Hensel Block an die Angeklagte. Die 52 Jahre alte Angeklagte erklärt, dass sie mit Vater Eugen Block darüber nicht viel gesprochen habe. "Mein Vater hatte seine eigenen Gedanken - und ich meine, wir haben uns darüber nicht näher ausgetauscht", so Block.
Block wendet sich direkt an ihren Ex-Mann
14.18 Uhr: Greta habe laut Block stets mit ihren Geschwistern und ihrem Vater Kontakt haben wollen. Das soll Hensel nach Ansicht von Block verhindert haben. Klara habe sich nach langer Zeit des Kontaktabbruchs über ein neu gegründetes Instagram-Profil an ihre Schwester Greta gewandt, und auch Stephan Hensel habe sich kurz danach an seine Töchter Greta und Johanna gewandt, alles mit derselben Nachricht: "Wir denken an dich." Das sei erst vor wenigen Wochen gewesen.
Block wendet sich direkt an ihren Ex-Mann: "Stephan, bitte hör auf, Greta da mit 'reinzuziehen. Das ist so manipulativ." Das Gericht macht eine weitere, zehnminütige Pause.
Die Nacht der Entführung - laut Block "eine Vollkatastrophe"
14.10 Uhr: Der Verteidiger von Hensel fragt, ob Block mit ihrem Vater Eugen vor oder nach der Silvesternacht über die Rückführung der Kinder gesprochen habe. Block sagt, dass sie danach mit ihm gesprochen habe. Er sei überzeugt gewesen, dass Hensel für die Kindesentführung verantwortlich sei. "Er macht uns alle fertig", habe ihr Vater ihr gesagt.
Die Nacht war laut Block "eine Vollkatastrophe" für alle Beteiligten, vor allem für die Kinder.
Für sie sei es am schlimmsten, weil sie nun schlechte Chancen habe, ihre Kinder wiederzusehen. Der Einzige, der davon profitieren würde, sei Stephan Hensel. Hensel sei bindungsintolerant, dämonisiere die Mutter und übertrage seine Ängste auf seine Kinder.
Hensels Verteidiger fragt nach Sicherheitsleuten
14.08 Uhr: Als Nächstes will Hensels Verteidiger wissen, ob Block überlegt habe, Sicherheitsleute am 1. Januar 2024, in der Nacht der mutmaßlichen Entführung, mitzunehmen. Sie war außer sich, übermüdet, sei nach dem Anruf von "Olga" nach Stuttgart gefahren, so Block. Sie habe nicht mal ebenso Sicherheitsleute an der Hand, erklärt sie weiter.
Verteidiger liefern sich abermals Wortgefecht
14.02 Uhr: Hensels Verteidiger fragt weitere rechtliche Fragen zum Sorgerechtsstreit. Blocks Anwalt Bott wirft ihm vor, die Fragen nicht richtig stellen zu können: "Das kann ich ja nicht für Sie übernehmen." Der Verteidiger von Hensel erwidert darauf: "Das ist ja nicht mein Problem, wenn Sie die Fragen nicht verstehen".
Nach der erneuten Diskussion fragt der Verteidiger von Hensel: "Als die Kinder nicht zurückgekehrt sind, nach dem Wochenende in Dänemark, warum haben Sie da kein HKÜ-Verfahren eingeleitet?" Block erklärt, dass sie in Absprache mit ihrer damaligen Anwältin gehandelt habe. HKÜ ist die Abkürzung für Haager Kindesentführungsübereinkommen. Hier geht es um Lösungen bei länderübergreifenden Kindesentführungen.
- Reporterin vor Ort
- Vorherige Berichterstattung von t-online
- Eigene Recherche