Block-Prozess in Hamburg Freundin oder Strippenzieherin: Wer ist "Olga"?

Im Strafprozess um die Hamburger Unternehmerin Christina Block fällt wiederholt ein Name: "Olga". Wer ist diese Frau, die Block am Neujahrsmorgen zu ihren Kindern führte?
Entführung der eigenen Kinder: Das ist nur einer der Vorwürfe, die gegen die Hamburger Steakhouse-Erbin Christina Block derzeit vor Gericht erhoben werden. Doch neben ihr als der Hauptangeklagten gibt es weitere potenzielle Strippenzieher.
Ein Name, der regelmäßig fällt, ist der Name einer "Vertrauten", wie Block sie selbst nennt: "Olga". Immer wieder wird Block zu der Frau, nach der derzeit gefahndet wird, befragt. Doch wer steckt hinter diesem Namen?
"Doris White" im Grand Élysée: Wie alles begann
Es geht im Block-Prozess um die Entführung der beiden gemeinsamen Kinder von Block und ihrem Ex-Mann Stephan Hensel. Block soll den Auftrag zur Entführung der Kinder gegeben haben. Hintergrund der Tat ist ein Sorgerechtsstreit, der bereits nach der Scheidung der Eltern 2018 begann. Mehr zu den Anklagepunkten rund um Block können hier nachgelesen werden.
Eine entscheidende Rolle bei der Entführung soll die israelische Firma Cyber Cupula Operations GmbH gespielt haben. Einem Teil der Mitarbeiter wird vorgeworfen, die beiden zu dieser Zeit in Dänemark lebenden Kinder in der Silvesternacht 2023/24 aus der Obhut Hensels entführt zu haben. In diesem Kontext lernte Block "Olga" als Mitarbeiterin der Sicherheitsfirma im Februar 2023 kennen.

Cyber Cupula und der Block-Prozess
Das Sicherheitsunternehmen mit Sitz in Hamburg bietet nach Angaben der Internetseite northdata.de Technologien und Services für Cybersicherheit an. Block erklärte vor Gericht, dass der Kontakt zu der israelischen Firma über den ebenfalls angeklagten ehemaligen Vertrauensanwalt der Familie, Andreas C., entstanden sei. Aktuellen Medienberichten zufolge habe dieser den Kontakt wiederum vom Hamburger Hafenchef Jens Meier erhalten.
Cyber Cupula wurde mit der Cybersicherheit für das Hotel der Block-Familie, Grand Elysée Hamburg, beauftragt.
Die Mitarbeiter von Cyber Cupula residierten laut Angaben der Hamburger Staatsanwaltschaft umsonst im Grand Elysée Hamburg. Zudem erklärte Block auf Nachfrage der Richterin, Isabel Hildebrand, dass die israelischen Mitarbeiter unter falschem Namen eincheckten, angeblich aus Angst vor Anfeindungen. So trug sich Anfang 2023 auch eine "Doris White" ein. Nach Angaben des Magazins "Der Spiegel" handelt es sich bei dieser Person um "Olga", die gemeinsam mit ihrem Ehemann im Hotel wohnte.
"Olga" und Christina Block: Eine echte Freundschaft?
"Ich war nur froh, dass sie mir zuhörte. 'Olga' war immer für mich da. Bei 'Olga' konnte ich mich ausheulen", sagte Block in ihrer Einlassung im Juli. Auch am 4. Prozesstag befragte Richterin Hildebrandt die Angeklagte ausführlich zu ihrem Verhältnis zu "Olga". Diese habe von Beginn an großes Interesse an Blocks Privatleben gezeigt, erklärte Block. Gemeinsam mit "Olga" habe sie Verhandlungen mit Hensel vorbereiten wollen, in denen es darum gehen sollte, eine Regelung für die Kinder zu finden, sodass Block diese wieder sehen kann.
"Olga" scheint somit in den Plan, der von dem Chef der Sicherheitsfirma in einem Notizbuch unter "The Deal" festgehalten wurde, eingeweiht worden zu sein. Dort soll es unter anderem um ein mögliches Geldangebot an Hensel für die Herausgabe der bei ihm lebenden Kinder gegangen sein.
"Für mich war 'Olga' eine Vertraute", so Block. Die Israelin habe der vierfachen Mutter regelmäßig mit Rat zur Seite gestanden und sei am Schicksal ihrer Kinder interessiert gewesen. Für Block schien die Frau mit dem Sicherheitsunternehmen verschmolzen zu sein. "'Olga' war für mich Cyber Cupula", so Block am 4. Prozesstag.
"Es ging mir um Beistand"
Überdies habe Block "Olga" mit Social-Media-Recherchen in Bezug auf die Profile ihrer Kinder beauftragt. "Olga" habe über das gesamte Jahr hinweg ständiges Interesse an Blocks Familie gezeigt. Block habe "Olga" 2023 ein Rückführungskonzept zugesandt, das ihr ein anerkannter Psychologe ausgestellt hatte. In diesem Konzept sei es um eine friedvolle Rückführung ihrer "entfremdeten Kinder" aus Dänemark gegangen, erklärt Block vor Gericht.
Mit den Worten "I think you can use it, I hope you can use it" (zu Deutsch: "Ich denke, du kannst es nutzen, ich hoffe, du kannst es nutzen") habe Block das Konzept "Olga" übersandt, wie die Richterin am vierten Prozesstag feststellt. Auf die Frage, warum sie das getan habe, weicht Block aus und erklärt, dass das "ganz entfernt von dieser schlimmen, gewaltvollen Aktion um Silvester" stehe. "Es ging mir um Beistand", ergänzt sie, den Tränen nahe.
"Olga" und die Silvesternacht
In ihrer Einlassung schilderte Block des Weiteren, dass "Olga" sich vor Weihnachten 2023 bei ihr verabschiedet habe. Sie habe nicht damit gerechnet, 2023 noch etwas von ihr zu hören. Doch es sollte anders kommen.
Am 31. Dezember habe "Olga" für Block "überraschend" Kontakt mit ihr aufgenommen und telefonisch nach den Silvesterplänen der Kinder gefragt. Block berichtete, eines der Kinder, ihre Tochter Greta, habe von früheren Hafenbesuchen im dänischen Gråsten, dem Wohnort Hensels, erzählt. Block teilte diese Information mit "Olga". Daraufhin fragte die Israelin explizit nach dem "kleinen Hafen", also nach der Stelle nahe dem späteren Entführungsort – eine Nachfrage, die Block verwunderte, die sie aber beantwortete. Eine Nachfrage, die ausgerechnet vor der Nacht der Entführung gestellt wurde.
Wiedersehen am Silvestermorgen
Das nächste Wiedersehen mit "Olga" kam für Block schneller, als sie es sich laut eigenen Angaben vorgestellt hat. In ihrer Einlassung schilderte Block, dass "Olga" sie am Morgen des 1. Januar 2024 anrief und aufforderte, Richtung Stuttgart zu fahren. Es gehe um ihre Kinder. Sie habe "Olga" erst etwa eine Stunde später zurückgerufen und sei dann zu der von ihr genannten Adresse gefahren.
Dort habe unter anderem die Israelin gewartet. So sei es "Olga" gewesen, die Block am Neujahrstag zu ihren Kindern auf einem Bauernhof in Süddeutschland geführt habe. Block habe ihre Kinder daraufhin nach Hamburg mitnehmen können.
Laut Medienberichten lief die zuvor erfolgte Entführung brutal ab. Die Kinder seien in einem Wohnmobil über die Grenze gebracht worden, nachdem Hensel niedergeschlagen worden sei. Block zeigte sich am fünften Prozesstag von diesen Informationen nachhaltig schockiert. "Olga", die sie auf ihrer Rückreise von Süddeutschland nach Hamburg angerufen habe, habe Block beruhigt und ihr versichert, dass die Entführung ihrer Kinder nicht so abgelaufen sei.
Die Frau hinter "Olga"
Der "Spiegel" und die "Bild" veröffentlichten einen Namen, der der richtige Name von "Olga" sein soll. Demnach handelt es sich um die ehemalige israelische Soldatin Keren T. Sie und ihr Mann posteten nach "Spiegel"-Informationen regelmäßig Bilder in den sozialen Medien – auch aus Hamburg. Auf einem der Bilder soll "Olgas" Ehemann vor dem Grand Elysée Hotel posiert haben.
Über ihren Ehemann berichtet "Der Spiegel", dass er Kampfsportler sei. Er gehöre neben anderen Männern zum "Greifkommando" der Entführung in Dänemark. Gegen ihn liegt ein Haftbefehl vor. Auch "Olga" ist zur Fahndung ausgeschrieben.
Ist "Olga" wirklich eine der Strippenzieher?
Der Ausgang des Prozesses ist ungewiss. Block wird unter anderem vorgeworfen, den Auftrag für die Entführung erteilt zu haben. Ob das Sicherheitsunternehmen eventuell eigenständig gehandelt hat, bleibt fraglich. Die Schuldfrage ist damit noch lange nicht geklärt. Die Befragung wird am Dienstag, dem 26. August, um 9.30 Uhr im Landgericht Hamburg fortgesetzt.
- bild.de: "Warum verriet sie der Entführerin die Silvester-Pläne ihrer Kinder?"
- Reporterin vor Ort am 15. August 2025
- northdata.de: "Cyber Cupula Operations GmbH, Hamburg"
- spiegel.de: "Die "verrückten Ideen" der Frau Block" (kostenpflichtig)
- spiegel.de: "Ermittler durchsuchten Privat- und Geschäftsräume des Hamburger Hafenchefs"
- t-online.de: "Die vielen Gesichter hinter dem Block-Prozess"
- t-online.de: "Angeklagte wehrt sich – und bricht in Tränen aus"
- t-online.de: "Mir wird schwummrig vor Augen" – Verhandlung für heute beendet"
- youtube.com/ spiegel.tv: "Die Akte: "Block": Kindesentführung wie aus einem Agententhriller | SPIEGEL TV"



