Prozess gegen Block Zähe Verhandlung: Bott bombardiert den Vater mit Fragen

Der zwölfte Verhandlungstag im Prozess gegen Christina Block gestaltet sich äußerst mühsam. Selbst die Vorsitzende Richterin hat Schwierigkeiten, der Befragung zu folgen.
Am Vortag war der Andrang im Saal 237 des Hamburger Landgerichts noch groß, doch am Dienstag bleiben einige Zuschauerplätze leer. Der Prozess gegen Christina Block geht in den zwölften Verhandlungstag. Nachdem der Vortag in einem hitzigen Disput zwischen der Vorsitzenden Richterin Isabel Hildebrandt und Blocks Verteidiger Ingo Bott endete, beginnt auch dieser Tag angespannt: Zu Verhandlungsbeginn fehlen Block, Gerhard Delling sowie deren Verteidiger.
Kurz herrscht Unklarheit, ob und wie die Verhandlung starten kann. Erst gegen 9.37 Uhr betreten die Verspäteten den Saal – eigentlich beginnt der Prozess um 9.30 Uhr. "Es ist recht viel Verkehr und ein großer Rummel vor dem Gericht", entschuldigt sich Bott. Der medienwirksame Anwalt setzt seine Befragung des Nebenklägers Stephan Hensel fort – Blocks Ex-Mann und Vater der entführten Kinder.
Bott bombardiert den Vater mit Fragen
Im Prozess geht es um die mutmaßliche Entführung der beiden Kinder Blocks in der Silvesternacht 2023/24. Der damals neunjährige Sohn und die damals 13-jährige Tochter sollen von Mitarbeitern einer israelischen Sicherheitsfirma von Dänemark nach Deutschland gebracht worden sein. Der Vater sei dabei gewaltsam außer Gefecht gesetzt worden. Die Staatsanwaltschaft wirft der Hamburger Unternehmerin vor, diese Rückholaktion initiiert und organisiert zu haben.
Bott fokussiert sich in seiner Befragung jedoch nicht auf die Tatnacht, sondern auf die Jahre davor: Seit der Trennung 2014 stritten Block und Hensel über das Sorgerecht. Der Anwalt stellt detaillierte Fragen zu Umgangsregelungen und angeblichen Aussagen Hensels. Habe er Block "Prinzesschen mit dem silbernen Löffel" genannt? Gesagt, die Kinder seien "nur ihre Lebensversicherung"? Sie um den Tisch gejagt? Hensel verneint – ruhig, teils mit einem Schmunzeln.
Streit um Israel-Reise und suggestive Fragen
Bott will auch mehr über Hensels geplante Reise nach Israel wissen. Dort wollte er die mutmaßlichen Entführer anzeigen, die per internationalem Haftbefehl gesucht werden. Das Gericht hatte das Vorhaben jedoch untersagt. Die Befragung bleibt unübersichtlich: Bott springt zwischen Themen und Jahren, die Atmosphäre ist angespannt. Immer wieder monieren beide Seiten das Verhalten des anderen.
"Herr Bott, vielleicht sollten Sie sich erstmal in die Akte einlesen", sagt Hensel spitz. Es folgt ein scharfer Wortwechsel mit Hensels Anwalt Philip von der Meden: "Ihre Fragen könnte ich alle beanstanden. Sie versuchen hier, schmutzige Wäsche reinzuwaschen." Die Vorsitzende Richterin Hildebrandt greift nur selten ein, weist aber darauf hin, dass viele von Botts Fragen suggestiv seien. "Ich lasse das jetzt einfach mal laufen", sagt sie.
Richterin: "Ich kann nicht mehr folgen"
Bott betont mehrfach, die Verhandlung voranbringen zu wollen. Doch seine Fragetechnik wirkt sprunghaft und schwer nachvollziehbar – selbst die Vorsitzende sagt an einer Stelle: "Ich kann nicht mehr folgen." Die Verhandlung zieht sich.
Auf Nachfrage berichtet Hensel vom früher guten Verhältnis der Kinder zu Blocks Mutter, Christa Block. Anfang 2022 habe die Tochter noch mit der Großmutter telefoniert, auch Briefe seien verschickt worden. Später sei der Kontakt abgebrochen. Christa Block sei einmal unangekündigt mit Eugen Block vor dem Haus der Familie in Dänemark erschienen.
Bott unterstellt Richterin, den Zeugen Hensel schützen zu wollen
Die Kinder nahmen nicht an der Beerdigung ihrer Großmutter teil, die im Sommer 2023 starb. Bott will wissen, warum. Hensel sagt: Er wolle nicht über das Innenleben seiner Kinder spekulieren – man könne sie selbst fragen. Blocks Verteidigung hat Hensel mehrfach vorgeworfen, die Kinder gegen ihre Mutter beeinflusst zu haben. Bott scheint mit seinen Fragen genau diesen Eindruck stützen zu wollen.
Mehrfach weist Richterin Hildebrandt darauf hin, dass Bott Fragen wiederholt, die bereits behandelt wurden. "Sie müssen den Zeugen nicht um jeden Preis schützen", entgegnet Bott ihr.
Hensel lässt das Kreuzverhör mit einer plakativen Ruhe über sich ergehen, er beantwortet jede Frage mit gefestigter Stimme. Die Unordnung in Botts Fragetechnik macht es Beobachtenden schwer, den Faden zu behalten. Gegen 11 Uhr ordnet die Kammer eine Pause an – zur sichtlichen Erleichterung vieler im Saal.
- Reporterin vor Ort