Pella Sietas Deutschlands älteste Werft kommt unter den Hammer

Pella Sietas in Hamburg war fast 400 Jahre in Familienhand. Jetzt droht der Ausverkauf – schuld sind die Russland-Sanktionen und eine Moskauer Großbank.
Die insolvente Hamburger Traditionswerft Pella Sietas wird zwangsversteigert. Grund sind die Russland-Sanktionen, die einen normalen Verkauf des Geländes verhindern. Der Versteigerungstermin wurde auf den 13. November festgesetzt.
Schuld an dem ungewöhnlichen Vorgehen ist die russische Sberbank. Das Moskauer Kreditinstitut besitzt ein Grundpfandrecht auf das Werftgelände – eine übliche Sicherheit für gewährte Kredite. Normalerweise hätte die Bank bei einem Verkauf ihren Anteil vom Erlös erhalten und das Pfandrecht gelöscht.
Zwangsversteigerung von Pella Sietas einziger Ausweg
Doch die nach dem Ukraine-Krieg verhängten Sanktionen machen eine solche Zahlung an die russische Großbank unmöglich. "Dies ist im Grunde ein völlig normales Vorgehen und hätte im Investorenprozess normalerweise auch keine Hürde dargestellt", erklärt Insolvenzverwalter Achim Ahrendt die prekäre Situation.
Da keine Einigung mit der sanktionierten Bank möglich ist, bleibt nur der Weg über eine Zwangsversteigerung. Dabei kann jeder Interessent mitbieten. Ahrendt rechnet trotz der besonderen Umstände nicht mit niedrigeren Preisen als bei einem freihändigen Verkauf.
Das 14 Hektar große Areal direkt an der Elbe hat einen geschätzten Wert von 25,8 Millionen Euro. Die 1635 erstmals urkundlich erwähnte Werft galt als eine der ältesten der Welt und war über neun Generationen in Familienbesitz, bevor sie 2021 in die Insolvenz rutschte.
Jucho Kran auf Werftgelände ist denkmalgeschützt
Kompliziert wird die Situation durch den denkmalgeschützten Jucho Kran auf dem Gelände. Dieser gehört einer Leasinggesellschaft und ist nicht Teil der Versteigerung. Der künftige Eigentümer muss sich mit dem Denkmalamt und dem Leasinggeber über den Umgang mit dem historischen Kran einigen.
Auch die Zukunft der noch auf dem Werftgelände tätigen Umschlagunternehmen ist ungewiss. Sie müssen mit dem neuen Besitzer über ihre weitere Präsenz verhandeln.
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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