Geschlechtskrankheit breitet sich aus Hamburg bei Syphilis-Neuinfektionen an der Spitze

Hamburg verzeichnet 30,3 Syphilis-Fälle pro 100.000 Einwohner – nur Berlin liegt noch darüber. Welche Gründe Experten dafür sehen.
Hamburg verzeichnet bundesweit besonders viele Syphilis-Fälle: Die Hansestadt hat im vergangenen Jahr 30,3 Fälle der Syphilis pro 100.000 Einwohner verzeichnet. Das geht aus aktuellen Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) hervor.
Die bakterielle Geschlechtskrankheit wird vor allem beim Sex übertragen. Unbehandelt kann sie zu schweren Organschäden führen und bei einer Übertragung während der Schwangerschaft auch für das Kind schwerwiegende Folgen bis hin zur Totgeburt haben. Die Infektion kann durch Antibiotika geheilt werden. Nur Berlin liegt mit 35,7 Fällen noch darüber.
Bundesweit wurden 2024 insgesamt 9519 Syphilis-Erkrankungen gemeldet, 3,9 Prozent mehr als im Vorjahr. Damit erreichte die Zahl der Infektionen einen neuen Höchststand. Der nach dem Ende der Coronapandemie registrierte starke Anstieg schwächte sich allerdings ab. 2022 hatte es laut RKI noch eine Zunahme von 23,7 Prozent gegeben.
Meistens stecken sich Männer bei Männern an
In den meisten Fällen stecken sich Männer, die mit Männern Sex haben, an. Laut RKI könnte der Anstieg mit einem veränderten Sexualverhalten zusammenhängen – etwa durch eine höhere Zahl auch anonymer Sexualpartner und den Gebrauch sogenannter Partydrogen im sexuellen Kontext.
Auch die Verbreitung von Dating-Apps und -Websites trug laut RKI womöglich zu einem Anstieg der Zahl von Sexualkontakten bei. Der zunehmende Verzicht auf Kondome nach der Einführung sogenannter Prep-Medikamente zum Schutz vor einer HIV-Infektion könnte den Anstieg bei Syphilis ebenfalls befördert haben.
So sollen Infektionsketten effektiver unterbrochen werden
Gleichzeitig könnte das im Rahmen der Prep-Leitlinie vorgesehene regelmäßige Screening auf Syphilis auch vermehrt vor allem asymptomatische Infektionen aufdecken. Perspektivisch könnten so die Infektionsketten effektiver unterbrochen werden, erklärte das RKI.
Zum Vergleich: Am niedrigsten waren die Werte in Brandenburg mit 4,5 Fällen, Thüringen mit 6,6 Fällen und Sachsen-Anhalt mit 6,7 Fällen pro 100.000 Einwohner. Die Infektionszahlen in Hamburg liegen damit mehr als sechsmal so hoch wie im am wenigsten betroffenen Bundesland.
- Mit Material der Nachrichtenagentur afp
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