Altersarmut Deutschlandweiter Vergleich: So hoch sind die Renten in Hamburg

Neue Zahlen der Bundesregierung zeigen: In Hamburg liegt die durchschnittliche Rente über dem Bundesschnitt – viele Senioren müssen dennoch auf staatliche Hilfe zurückgreifen. Besonders Frauen sind betroffen.
Rentnerinnen und Rentner in Hamburg beziehen im Schnitt höhere Altersrenten als die meisten Menschen in anderen Bundesländern. Nach aktuellen Daten der Bundesregierung lag der durchschnittliche Rentenzahlbetrag in Hamburg Mitte 2024 bei 1.167 Euro pro Monat. Männer erhielten demnach im Schnitt 1.336 Euro, Frauen 1.017 Euro.
Damit liegt Hamburg leicht über dem Bundesdurchschnitt von 1.216 Euro. In den Nachbarländern Schleswig-Holstein (1.162 Euro) und Niedersachsen (1.162 Euro) fallen die Renten dagegen etwas niedriger aus. Die Zahlen veröffentlichte die Bundesregierung im September, nachdem die Fraktion Die Linke eine Anfrage zur Altersarmut und Alterssicherheit gestellt hatte. Zuerst hat die "Bild" über das Thema berichtet.
Große Lücke zwischen Männern und Frauen
Auch in Hamburg zeigt sich eine deutliche Rentenlücke zwischen Männern und Frauen. Im laufenden Rentenbestand – also bei allen bestehenden Renten – beträgt der Unterschied rund 320 Euro: Männer erhalten durchschnittlich 1.336 Euro, Frauen 1.017 Euro.
Noch größer ist der Abstand bei den Neurentnerinnen und Neurentnern, also bei Menschen, die 2024 erstmals eine Altersrente bezogen. Hier lag die durchschnittliche Rente der Männer bei 1.237 Euro, die der Frauen bei nur 717 Euro – ein Unterschied von mehr als 500 Euro.
Studie der Uni Mannheim: Frauen müssten privat vorsorgen
Diese geschlechtsspezifische Rentenlücke wurde von der Universität Mannheim und der Tilburg University untersucht: In einer Studie mit Daten von mehr als 1,8 Millionen Arbeitnehmenden kam heraus, dass Frauen je nach Alter stark von der sogenannten "Gender Pension Gap" betroffen sind. Bis Mitte 30 sind die erwarteten Rentenansprüche von Männern und Frauen noch ähnlich hoch – ab etwa 35 Jahren jedoch erwerben Männer deutlich mehr Rentenpunkte.
Alexandra Niessen-Ruenzi, Professorin für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, erklärt: "Der wahrscheinlichste Grund für diese Entwicklung ist, dass viele Paare in den Dreißigern eine Familie gründen. Da Frauen häufiger als Männer nach der Geburt eines Kindes ihre Arbeitszeiten reduzieren, beginnt sich das geschlechtsspezifische Lohngefälle genau in dieser Altersgruppe zu entwickeln – mit drastischen Folgen für die Finanzen von Frauen und ihre spätere Rente."
Eine solche Lücke lasse sich mit einer privaten Vorsorge schließen – hierfür müsste eine 40-jährige Frau 2,3 Prozent ihres Bruttojahreseinkommens zusätzlich sparen, wie die Daten der Studie zeigen.
Immer mehr Senioren brauchen Grundsicherung
Trotz vergleichsweise hoher Renten in Hamburg wächst auch hier die Zahl der älteren Menschen, die im Alter auf staatliche Unterstützung angewiesen sind. Ende 2023 bezogen rund 39.000 Hamburgerinnen und Hamburger Grundsicherung im Alter, darunter mehr als 20.000 Frauen.
Das entspricht etwa 12 Prozent aller Rentnerinnen und Rentner der Stadt – deutlich mehr als im bundesweiten Durchschnitt von rund 8 Prozent. Die Betroffenen erhalten zusätzlich zu ihrer kleinen Rente Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch XII.
Hamburg gehört zwar zu den Städten mit den höchsten Renten im Norden – doch die Lebenshaltungskosten liegen ebenfalls deutlich über dem Bundesschnitt. Das führt dazu, dass viele Rentnerinnen und Rentner trotz überdurchschnittlicher Zahlungen nur knapp über die Runden kommen.
- Antwort der Bundesregierung auf Anfragen der Linken vom 01. September
- uni-mannheim.de: "Gleicher Job, weniger Rente"
- bild.de: "So viel Rente gibt es in Ihrer Stadt!" (kostenpflichtig)