17. Prozesstag "Erzfeind", "Medienarbeit": Was verrät ein Notizbuch im Block-Prozess?

Jens Meier hat vor dem Landgericht Hamburg Medienberichte dementiert, dass er die israelische Sicherheitsfirma empfohlen hat, die später die Block-Kinder entführt haben soll.
Hamburgs Hafenchef Jens Meier hat im Prozess um die Entführung der Block-Kinder als Zeuge ausgesagt. Vor dem Landgericht Hamburg wies er am Montag Medienberichte über seine angebliche Empfehlung der später an der Entführung beteiligten israelischen Sicherheitsfirma zurück.
Die Berichte darüber seien "kompletter Quatsch", erklärte der 59-Jährige am 17. Prozesstag. Er habe den Namen dieser Firma zum fraglichen Zeitpunkt nicht gekannt. Er habe ihn erstmals in einer Mail im August 2023 gelesen.
Meier: Keine Gespräche über die Rückholung von Personen
Meier leitet die städtische Hamburger Hafenverwaltung HPA und ist Präsident der Welthafenorganisation IAPH. Er kennt den ebenfalls angeklagten Familienanwalt der Blocks seit Jahren. Aufgrund seiner IT-Sicherheitsexpertise gab er dem Anwalt zwei Kontakte für Cybersicherheitsfragen in der Block-Gruppe.
Bei den beiden Kontakten handelte es sich nach Aussage von Meier um einen früheren hochrangigen Polizeibeamten, der zu diesem Zeitpunkt für ein privates deutsches Sicherheitsunternehmen arbeitete und einen Mann, der als guter Netzwerker zu israelischen Firmen gelte, die Spezialisten im Bereich IT-Sicherheit sind.
Was mit "Dänemark-Projekt" gemeint war
Der Hafenchef stellte klar, dass die Gespräche nie die Rückholung von Personen betrafen. "Es ging rein um eine technische Recherche", sagte Meier. Auch habe sich der Familienanwalt Informationen über die Familie in Dänemark erhofft, die im Sorgerechtsstreit hilfreich sein könnten. Nichts anderes habe er mit der Formulierung "Dänemark-Projekt" gemeint, die die Ermittler in einer Nachricht bei ihm entdeckt hatten, versicherte Meier. Das sei "etwas unglücklich" formuliert gewesen. Meier hatte der Auswertung seiner Datenträger nach Gerichtsangaben selbst zugestimmt.
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass eine israelische Sicherheitsfirma die Rückholaktion durchführte. Christina Block, 52, bestreitet den Vorwurf, den Entführungsauftrag erteilt zu haben. Sie gibt an, die Firma nur zur Überprüfung der Cybersicherheit des Elysée-Hotels engagiert zu haben. Die Firma habe bei der Rückholaktion eigenständig gehandelt.
Geldsummen in Notizbuch notiert
Nach der Mittagspause verlas die Vorsitzende Richterin rund zwei Stunden lang übersetzte Mitschriften aus einem Notizbuch. Anwälte mehrerer Angeklagter erklärten, es sei nicht bewiesen, dass diese Notizen aus der Feder des Mannes stammten, der Leiter der beschuldigten israelischen Sicherheitsfirma gewesen sein soll. Die Staatsanwaltschaft geht allerdings davon aus.
Größtenteils waren die Inhalte des Notizbuchs kryptisch. Stichwortartig wurden beispielsweise Geldsummen, Hotelaufenthalte und Namen genannt. Es fielen Formulierungen wie "Medienarbeit und Krieg", "Zweifel an der Persönlichkeit des Vaters" und "Erzfeind".
Der Verteidiger des angeklagten Israeli (36), der seine Beteiligung an der Rückholaktion zugegeben hat, sagte: Das Notizbuch belege, dass zahlreiche Leistungen erbracht worden seien. Dies zeige, dass das mutmaßlich in die Entführung verwickelte Unternehmen nicht "selbst beauftragend" gehandelt habe.
Ähnlich äußerte sich der Anwalt der Nebenklage, der den Vater Hensel vertritt. Er sagte, es gab aus seiner Sicht eine Bezahlung an die Entführer. Blocks Verteidiger hat die Möglichkeit, sich zu einem späteren Zeitpunkt zu dem Notizbuch zu äußern. Der Prozess wird am Mittwoch fortgesetzt.
- Nachrichtenagentur dpa
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