Hamburg: HSV-Hymne – umstrittene Zeile ärgert Anwohner auf Veddel

Streit über "Klo"-Zeile

Die HSV-Hymne muss so bleiben, wie sie ist

Eine Initiative auf der Veddel fühlt sich von der HSV-Hymne angegriffen und will das Lied ändern lassen. Doch die Zeile, um die es geht, wird missverstanden.

Im Hamburger Süden wächst der Ärger über den HSV. Eine Zeile aus der Stadionhymne "Mein Hamburg lieb' ich sehr" löst dort Diskussionen aus und verletzt die Gefühle mancher Anwohner. Seit mehr als 20 Jahren singt die Band Abschlach! in dem Lied: "Und die Veddel ist mein Klo". Für einige Anwohner ist das blanke Provokation. Doch wer die Zeile als Beleidigung der Veddel liest, hat sie nicht verstanden.

Anne Buthmann, Initiatorin einer Anwohnergruppe, sagte der "Mopo": "Unseren Stadtteil praktisch als Kloake der Stadt abzuqualifizieren, das geht überhaupt nicht." Sie ist überzeugt: Mit einem als wohlhabend geltenden Viertel wie Harvestehude oder Blankenese hätte die Band das nicht gemacht.

Kritik an HSV-Hymne ist Missverständnis

In der umstrittenen Strophe heißt es vollständig: "Mein Wohnzimmer, das ist der Kiez / Die Neustadt mein Büro / Die Elbterrassen mein Balkon / Und die Veddel ist mein Klo." Das ist kein Spott, sondern ein gesungener Grundriss. Klar, das kann man missverstehen. Auf St. Pauli feiert man, an der Elbe genießt man das Leben – und auf der Veddel, so der klischeehafte Blick, ist es grau und dreckig.

Aber genau hier lohnt sich ein zweiter, differenzierterer Blick. Denn das Lied, erstmals 2003 erschienen und seit 2015 fester Bestandteil jedes HSV-Heimspiels, ist als selbstironische Liebeserklärung an Hamburg gedacht. Abschlach! zeichnet darin das Bild einer Stadt, die in all ihren Facetten geliebt und gelebt wird.

Das "Klo" dient als positive Metapher

Das "Klo" ist keine derbe Beleidigung, es ist eine Metapher. Sie steht für das, was dazugehört, ohne schön zu sein: kein Zuhause ohne Bad. Ohne geht es eben nicht. Hamburg ist mehr als Glamour, Villen und Hafenromantik. Es ist auch Arbeit und raue Kante. Die Veddel ist ebenso wertvoll wie andere Viertel.

Wer nach einem HSV-Spiel mit der S-Bahn gen Süden fährt, weiß: Viele Fans kommen aus Wilhelmsburg, Veddel und Harburg. Trotzdem – oder gerade deshalb – singen sie alle 14 Tage dieselben Zeilen laut im Stadion mit. Auch die mit dem Klo.

Denn im Kern geht es um etwas Größeres: um Identität und das Gefühl, Teil dieser Stadt zu sein. 2018, beim historischen HSV-Abstieg, wurde das Lied zum emotionalen Symbol: 50.000 Menschen standen auf, sangen gleichzeitig und zeigten: Wir sind eine große Gemeinschaft. Seitdem wird es immer dann angestimmt, wenn es wichtige Momente beim HSV gibt, positiv wie negativ. Als Erinnerung daran: Was auch immer auf uns zukommt, wir schaffen das gemeinsam.

HSV-Hymne betont ein großes "Wir-Gefühl"

Nicht umsonst werden folgende Zeilen meist am lautesten mitgesungen: "Mein Hamburg lieb' ich sehr / Sind die Zeiten auch oft schwer / Weiß ich doch, hier gehör' ich her".

Es ist eine Hymne des "Wir-Gefühls". Sie feiert eine Stadt, die stolz auf ihre Vielfalt ist. Die Veddel gehört dazu, ganz selbstverständlich. Und genau so sollte man das Lied hören: als Einladung, Hamburg (und den HSV) mit all seinen Ecken und Kanten zu lieben wie sein Zuhause: vom Wohnzimmer bis zum Klo.