Keine Punkte, kein Frust 0:66 verloren – doch dieser Klub spielt einfach weiter

Mit 0:66 kam der Moorburger TSV unter die Räder – Rekord im Hamburger Fußball. Trotzdem ist der Verein stolz auf seine Leistung. Die Geschichte hinter dem Debakel.
So hoch hat selbst der HSV beim FC Bayern München noch nie verloren: Mit 0:66 ging der Moorburger TSV kürzlich gegen den SVS Mesopotamien II unter. Kreisklasse A Gruppe 4, neunte Liga. Tiefer geht es im Hamburger Ligasystem nicht mehr. Und noch nie hat ein Hamburger Team in einem Wettbewerb so hoch verloren. Wie ist das passiert?
Eine Erklärung liegt im dünnen Moorburger Kader. Mit fünf Feldspielern, einer Feldspielerin und einem Torwart ging der Verein in das Duell gegen den Spitzenreiter der Gruppe. Im Kicker begründete Trainer Patrick Stritzki die Aufstellung in Unterzahl so: "Wir haben einen kleinen Kader von gerade mal 16, 17 Leuten, da merkt man sofort, wenn plötzlich drei oder vier verletzt sind, einer arbeiten muss und dann mal eben kurzfristig zwei krank werden."
Mesopotamien II überrollte Moorburg direkt nach Anpfiff
Spielen wollte Moorburg trotzdem – und musste das auch. Wäre das Team nicht angetreten, wäre es aus der Liga ausgeschlossen worden. Ein vorheriges Spiel war abgebrochen worden, das Sportgericht sah die Schuld dafür beim Moorburger TSV und wertete das Spiel als Nichtantritt.
Mesopotamien II war zuvor schon mit acht Siegen aus acht Spielen und 68 eigenen Toren durch die Kreisklasse gefegt – die Moorburger wussten also bereits vor dem Anpfiff, was ihnen auf dem Platz blühen könnte. Anfangs wollte Trainer Stritzki Mesopotamien II mit einem harten Abwehrriegel stoppen. Das gelang allerdings nicht: Nach einer Viertelstunde stand es bereits 0:10, zur Halbzeit dann 0:32.
Moorburger TSV lehnte Spielabbruch ab
Der Schiedsrichter bot Moorburg im Laufe der ersten Halbzeit an, das Spiel abzubrechen – doch die Mannschaft lehnte ab. Sie wollte unbedingt noch den Ehrentreffer schaffen. Außerdem war nicht klar, ob ein möglicher Abbruch, auch verursacht durch eine Verletzung, weitere Konsequenzen hätte haben können.
In der zweiten Hälfte kam zum fehlenden Glück auch noch Pech hinzu: "Mitte der zweiten Halbzeit hat sich leider unser Keeper am Fuß verletzt und auch unser Stürmer, sodass in der Defensive in der zweiten Halbzeit eigentlich nichts mehr stattgefunden hat", sagte Stritzki.
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Das 0:66 ist nicht der erste Negativrekord, den der Moorburger TSV hält. Auch im Hamburger Landespokal hat niemand höher verloren als der Verein aus dem 700-Seelen-Stadtteil: Oberligist Buchholz 08 (5. Liga) gewann 2024/25 in der ersten Runde mit 53:2.
"Es geht nur darum, zu kicken und Spaß zu haben"
Dass der Moorburger TSV trotzdem Woche für Woche auf den Platz geht, hat laut Trainer Patrick Stritzki einen ganz einfachen Grund: "Am Ende geht es doch nur darum, mit seiner Mannschaft zu kicken und Spaß zu haben."
Auf seinem Instagram-Kanal bezog der Verein nach der Rekordpleite Stellung. Wer nur auf Zahlen schaue, verpasse das Wesentliche. Man sei stolz darauf, dass das Team in Unterzahl antrat und das Spiel mit Haltung zu Ende spielte. "Unser Team hat heute bewiesen, dass es nicht das Ergebnis ist, das uns definiert – sondern die Art, wie wir miteinander umgehen, wie wir kämpfen und wie wir als Verein zusammenstehen" teilte der Moorburger TSV mit.
Und so treten Spielertrainer Stritzki und seine Jungs und Mädels auch am kommenden Sonntag wieder an und kämpfen um drei Punkte. Gegner ist am 19. Oktober (13 Uhr) Indian Football. Es ist ein Duell auf Augenhöhe: Der Letzte empfängt den Vorletzten, beide haben noch keinen Punkt gesammelt.
- fussball.de: Mesopotamien 2. gegen Moorburg 1., 12. Oktober 2025
- kicker.de: "Nach 0:66-Klatsche in Hamburg: "Erster oder Zweiter werden wir wohl nicht mehr"" (kostenpflichtig)