App für Sterne-Restaurants "In Hamburg haben wir Heimvorteil"
Seit gut einem Jahr können sich Fans der gehobenen Küche über die App "Hidden Table" günstige Menüs buchen. Die beiden Gründer haben längst expandiert – und haben weitere Pläne.
Fragt man Malte Herbst, wie er auf die Idee gekommen ist, eine App für noble Küche zu entwickeln, erzählt er gerne die Geschichte von sich und seiner Freundin. Die beiden wollten sich zum Jahrestag etwas gönnen und in einem schicken Restaurant dinieren.
Sie reservierten sich einen Tisch. Als sie ankamen, war das Restaurant leer. Sie waren die einzigen Gäste. Offenbar waren nicht alle Plätze gebucht worden. Oder es gab Absagen. Also blieb das Restaurant leer. Unangenehm für Herbst und seine Freundin. Und eine Katastrophe für den Gastronomen. Gerade in kleinen, hochpreisigen Läden müssen die Plätze besetzt sein, um wirtschaftlich zu arbeiten.
Top-Gastronomie und neue Kunden zusammenbringen
Auf der einen Seite: Kunden, die sich nicht so richtig trauen, aber gerne mal Spitzenküche ausprobieren wollen. Und auf der anderen Seite Gastronomen, die auf eine gute Auslastung angewiesen sind – das muss sich doch zusammenbringen lassen? Die Idee für "Hidden Table" war geboren. Die App vermittelt freie Plätze in Spitzen-Restaurants an Kunden, die dann ein spezielles Menü serviert bekommen. Und das zu einem deutlich günstigeren Preis.
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"Die meisten Menüs liegen preislich bei etwa 50 bis 60 Euro pro Person und entsprechen grundsätzlich dem regulären Menü vor Ort", sagt Herbst. Auch verkürzte Menüs, also nicht das 12-Gang-Riesengedeck, werden angeboten oder sogenannte Überraschungsmenüs. Hier hat der Kunde keine Ahnung, was auf den Teller kommt. Und lässt sich vom Handwerk und dem Ideenreichtum der Küche überraschen.
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Das Konzept kommt gut an. "Die Menschen sind neugierig und stehen unserem Konzept sehr offen gegenüber", sagt Malte Herbst zu t-online. Eigentlich hatten die Gründer erwartet, dass es hauptsächlich die jüngere Zielgruppe ist, die per App in die gehobene Küche gelotst wird. "Auch ältere Generationen nehmen unseren digitalen Ansatz mit großer Begeisterung an."
Nicht nur Sterne und Preise
Seit dem Start im Herbst 2024 wurden über die App 8.000 Menüs gebucht. In Hamburg sind inzwischen über 50 Restaurants dabei. Darunter Sterne-Läden, wie das "The Table" von Kevin Fehling oder das "Jellyfish" von Stefan Fäth, aber auch neue Gastronomien, die auf gehobene Küche setzen.
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Bei der Auswahl der Partner-Restaurants sind die Gründer gründlich: "Wir wählen Restaurants nach Kulinarik und Qualität aus – nicht allein nach Sternen oder Preisen", so Herbst. Leidenschaft, Handwerk, Qualität, das seien die Maßstäbe. Beliebigkeit darf nicht entstehen, dann machen die Top-Restaurants nicht mehr mit. Und so haben Herbst und seine Mitgründerin Hutter auch schon Restaurants abgesagt und sie nicht aufgenommen.
Inzwischen ist die App auch in anderen Städten verfügbar, wie München oder Düsseldorf. Dass der Start in der Hansestadt erfolgte, war nur logisch: Hier kannten sich die Gründer gut aus. "Hamburg hat sich uns sehr offen gezeigt – die Szene ist familiär geprägt, und wir haben einen Heimvorteil", sagt Herbst.
Expansion ins Ausland
Seit Mitte Oktober ist die App auch in Berlin verfügbar – ein denkbar anderes Pflaster. War München noch mit Hamburg vergleichbar, durch klare Konzepte und etablierte Läden, ist Berlin eine Herausforderung. "In Berlin ist die Vielfalt enorm: internationaler, breiter aufgestellt, gleichzeitig aber auch mit deutlich größerem Wettbewerb um Aufmerksamkeit", erklärt Herbst. Und: auch viel schnelllebiger.
Der Start in Berlin ist aber nur ein Etappenziel, die Gründer haben schon neue Pläne. Im kommenden Jahr wollen sie nach Österreich, genauer, nach Wien expandieren. Und auch auf die Schweiz haben sie ein Auge geworfen.
- Interview mit den Gründern von Hidden Table
- Eigene Recherche und Beobachtungen

