Millionenschweres Gebäude Bagger pflügen Dünen um Hermann-Göring-Villa auf Sylt um

Die Villa auf Sylt gehörte einst NS-Propagandist Hermann Göring. Nun finden hier Baggerarbeiten statt. Einheimische und Anwohner sind besorgt.
An der ehemaligen Villa von Hermann Göring, führender nationalsozialistischer Politiker und Kriegsverbrecher, und seiner Frau Emmy, sind vor einigen Tagen Bauarbeiter mit schwerem Gerät angerückt. Sie pflügen den Dünensand rund um das 1935 errichte Haus in Wenningstedt um, berichtet das "Hamburger Abendblatt".
Das Ehepaar Göring war in den 1930er-Jahren regelmäßig auf der Nordseeinsel. Zunächst seien sie laut "SHZ" immer wieder im Kampener "Kliffende" und in Wenningstedt im "Hotel Zum Kronprinzen" zu Gast gewesen. 1937 wurde dann die Villa mit dem Namen "Min Lütten" fertiggestellt.
Das Haus hat eine Wohnfläche von 140 Quadratmetern, das Grundstück ist 7.755 Quadratmeter groß. Laut "SHZ" steht es unter Denkmalschutz und wird in der Liste der Kulturdenkmäler als "ehem. Strandhaus Göring" aufgeführt.
Sylt: Kartoffelrose soll beseitigt werden
Die aktuellen Baggerarbeiten bereiten laut des Berichts Insulanern und Besuchern Sorgen, schließlich sind Dünen in der Regel geschützt. Doch offensichtlich geht hier alles mit rechten Dingen zu.
"Wir entfernen die Kartoffelrose auf dem Grundstück", sagt Carsten Wieners, Inhaber des zuständigen Architekturbüros in Westerland, dem "Abendblatt". Sie habe sich auf dem Dünenstreifen stark ausgebreitet und den ursprünglichen Strandhafer verdrängt, so der Architekt weiter.
Die laufen in Abstimmung mit der unteren Naturschutzbehörde des Kreises Nordfriesland, wie auch Kreissprecher Hans-Martin Slopianka auf Nachfrage des "Abendblatts" erklärt. Das Grundstück liegt nach seinen Angaben nicht innerhalb eines Landschafts- oder Naturschutzgebietes und auch nicht in einem europäischen Schutzgebiet.
Positiver Nebeneffekt für neuen Hauseigentümer
Bei der Kartoffelrose handelt es sich um ein Unkraut, die mit ihren starken und durchsetzungsfähigen Wurzelwachstum heimische Dünenvegetation verdrängt und somit Lebensräume, Arten und Ökosysteme beeinträchtigt, schreibt das "Abendblatt".
Deshalb sei die Entfernung nach Meinung der behördlichen Naturschützer zu begrüßen, zumal die Arbeiten außerhalb der Brutzeit stattfänden und die Düne zur Sicherung und Renaturierung anschließend wieder mit heimischer, dünentypischer Vegetation – nämlich neuem Strandhafer – bepflanzt werden soll.
Für die neuen Eigentümer der Villa, die das Haus laut "Abendblatt" von einer Kölner Familie für zwölf Millionen Euro übernommen haben, ergibt sich außerdem ein netter Nebeneffekt: Der Strandhafer sei deutlich niedriger als die Kartoffelrose, wie Architekt Wieners bestätigt. So ergebe sich aus den großen Fenstern auf der Seeseite des Hauses ein besser Blick über die Dünen.
- abendblatt.de: "Warum Bagger die Dünen rund um die Göring-Villa umpflügen"
- shz.de: "Ehemaliges Hermann-Göring-Haus steht zum Verkauf" (kostenpflichtig)