Keine Chance auf Rettung Diese Nordsee-Insel ist dem Untergang geweiht
Der steigende Meeresspiegel bedroht Deutschlands Inseln. Vor allem die unbefestigten Eilande haben keine Chance. So wie Memmert.
Im Frühjahr wird es lebhaft auf der kleinen Nordseeinsel Memmert, die keine zwei Kilometer südlich von Juist liegt. Bis zu 160 verschiedene Vogelarten kommen dann, um zu brüten: die Zwergseeschwalbe, Rotschenkel, Brachvögel, Rohr- und Kornweihen und die seltene Sumpfohreule. Und auch der Ostfriese Enno Janßen kehrt dann auf die Insel zurück.
Enno Janßen ist seit 2003 Vogelwart auf Memmert. Zwischen März und November lebt er auf der sonst unbewohnten Insel in einem kleinen Haus. Gelegentlich kommen geführte Gruppen mit Naturfreunden und Vogelkundlern auf die Insel. Aber meistens ist er allein, protokolliert das Vogeltreiben und sammelt Müll am Strand. Bezahlt wird er dafür vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN).
Und auch wenn Janßen seinen Job noch bis zur Rente machen kann, ist eines klar: Ewig wird es den Beruf nicht geben. Denn die Insel ist dem Untergang geweiht. Der steigende Meeresspiegel durch das Schmelzwasser der Polkappen lässt Memmert langsam im Meer versinken. Sturmfluten und Hochwasser beschleunigen diese Entwicklung. Die Hafencity Universität in Hamburg hat in einer Modellrechnung herausgefunden: Selbst wenn der Meeresspiegel nur moderat steigt, wird im Jahr 2100 von der Insel nichts mehr zu sehen sein.
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Bei dem gemäßigten Modell gehen die Forscher von einem Temperaturanstieg von 1,8 Grad aus. Als Hintergrund: Derzeit steuert die Erde auf eine Erhitzung von 2,7 Grad hinaus. Trotzdem wäre die Insel und fast die komplette Südseite von Juist verschwunden. Das Problem: Ohne Deiche haben die Inseln wenig Chancen. Die bewohnten Nordseeinseln verfügen über geplante Überschwemmungsflächen und moderne Deiche. Doch unbewohnte Inseln wie Memmert werden verschwinden.
Allerdings: Bis dahin wird sich das Wattenmeer und auch die Insel Memmert selbst noch verändern. Denn die gigantische Sandbank Kachelotplate und die Insel werden in wohl 50 Jahren zusammenwachsen. "Der bisherige Trend deutet darauf hin, dass die Dünen auf der Kachelotplate soweit aufwachsen, dass die Plate auch bei Sturmfluten nicht mehr überspült wird", sagte der ehemalige Direktor des NLWK, Siegfried Popp.
Man beobachte die Entwicklung der Kachelotplate mit großem Interesse, denn Memmert und Juist würden in direkter Nachbarschaft liegen. Vor 50 Jahren sei dort nur eine etwas größere Sandbank zu sehen gewesen. Heute sei die Plate fast drei Kilometer lang und an einigen Stellen mehr als einen Kilometer breit. Für die Berechnungen für das 2100 hat das leider wenig Auswirkungen: Sowohl Memmert als auch die Sandbank würden im Meer versinken.
- sealevelrise.hcu-hamburg.de: Studie Meeresspiegelanstieg der Hafencity Universität
- nlwkn.niedersachsen.de: Die Vogelinsel Memmert
- nlwkn.niedersachsen.de: Kachelotplate und Memmert wachsen langsam zusammen