Kritik von Klimaschützern EM in Hamburg wird zum Fluglärm-Debakel
Während der EM hat es in Hamburg viele zusätzliche Flüge gegeben. Fluglärm-Gegner stellen nun die Nachhaltigkeit des Turniers infrage.
Klimaschützer üben heftige Kritik an der Europameisterschaft: In Hamburg seien insgesamt mehr als 85 Sonderflüge während der EM und der fünf Spiele in der Hansestadt am innerstädtischen Flughafen gestartet oder gelandet. Das teilt der Dachverband der Bürgerinitiativen und Vereine für Fluglärm-, Klima- und Umweltschutz e.V. (BIG) mit. Dabei hatte die UEFA versprochen, die "nachhaltigste EM aller Zeiten" zu veranstalten.
Nach dem Viertelfinalspiel zwischen Portugal und Frankreich am vergangenen Freitag gab es nach Angaben des BIG nun drei Nachtflüge sowie eine größere Anzahl an Privatflügen vom Hamburg Airport. Die Maschinen mit den beiden Mannschaften seien demnach nach 2 Uhr morgens abgehoben. Auch ein Regierungsflugzeug der portugiesischen Luftwaffe startete kurz nach Mitternacht.
"Bittere Bilanz" für EM-Spiele in Hamburg
Zuvor hatte bereits ein Ultrakurzflug der türkischen Nationalmannschaft nach Hamburg für Aufsehen gesorgt. Die Türken charterten eine Maschine von Turkish Airlines, um von Hannover nach Hamburg zu fliegen. Für die Strecke von 150 Kilometern brauchten sie mit dem Flugzeug 27 Minuten. Hier lesen Sie mehr dazu.
"Bereits 2023 haben wir frühzeitig auf die zu erwartenden Belastungen durch den Luftverkehr während der Spiele in Hamburg hingewiesen", kritisiert Martin Mosel, Vorsitzender der BIG. Angesichts des gestiegenen Fluglärms sei es eine "bittere Bilanz" für die EM-Spiele in Hamburg. Die Initiative sieht den Klima- und Lärmschutz auf der Strecke geblieben.
Annalena Baerbock fliegt gleich zwei Kurzstreckenflüge
Auch Außenministerin Annalena Baerbock nutzte während der EM zweimal das Flugzeug. Nachdem sie das Spiel zwischen Deutschland und der Schweiz besucht hatte, nutzte die Grünen-Politikerin einen Kurzstreckenflug von Frankfurt nach Luxemburg. Dort begann am nächsten Morgen das Treffen der EU-Außenminister.
Das führte zu Kritik, unter anderem von Wolfgang Kubicki. Der stellvertretende FDP-Bundesvorsitzende stellte die Notwendigkeit dieser Flüge infrage. "Warum musste Frau Baerbock in Frankfurt beim Spiel sein?", fragte Kubicki in der "Welt". Hier lesen Sie mehr dazu.
Auch nach dem Spiel der deutschen Mannschaft gegen Dänemark nutzte Baerbock das Flugzeug, wie das Auswärtige Amt auf Anfrage mitteilte. Sie sei mit dem Bundeskanzler von Dortmund nach Berlin zurückgeflogen. Beide Flüge fanden nach Mitternacht statt und erforderten eine Nachtfluggenehmigung.
BIG kritisiert Hamburger Senat
Der Vorsitzende des BIG nimmt die Zahlen zum Anlass, um die Hamburger Behörden zu kritisieren. Es habe an Transparenz und rechtzeitiger Information über die anstehenden Belastungen gefehlt. Die Bevölkerung sei nicht ausreichend einbezogen worden.
- big-fluglaerm.de: Pressemitteilung vom 8. Juli 2024
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