Angebot im HVV? Bezirk schmiedet Fähren-Plan auf der Alster

Seit 40 Jahren gibt es auf der Alster keinen öffentlichen Nahverkehr mehr. Die neue Koalition im Bezirk Hamburg-Nord will das ändern.
Fast ein Jahr nach der Bezirkswahl haben sich SPD, CDU und FDP in Hamburg-Nord auf eine Koalition geeinigt. Am Donnerstag präsentierte das Dreierbündnis den Koalitionsvertrag. Ein zentrales Ziel der bis 2029 laufenden Wahlperiode: Der HVV soll wieder Linienfahrten auf der Alster anbieten.
Im Koalitionsvertrag heißt es: "Zur Stärkung des Umweltverbundes zählt für uns ebenso die Wiederaufnahme des Fährverkehrs auf der Außenalster." Hinter dem "Umweltverbund" verbergen sich drei Möglichkeiten: zu Fuß gehen, Rad fahren oder die Angebote des HVV nutzen. Der neue Fährverkehr soll nicht nur Touristinnen und Touristen, sondern auch Berufspendelnden zugutekommen.
Alster-Nahverkehr ist ein Lieblingsthema der CDU
Die Alsterdampfer haben in Hamburg eine lange Tradition – auch im Nahverkehr. Ab 1859 waren sie über 125 Jahre lang im Einsatz. 1911 nutzten 11 Millionen Menschen die Fähren. Doch nach dem Zweiten Weltkrieg gingen die Fahrgastzahlen stark zurück: 1950 waren es noch 3,4 Millionen, 1969 nur noch 1,5 Millionen. 1984 wurde der Betrieb eingestellt – die Auslastung war so gering, dass nur noch zehn Prozent der Kosten gedeckt wurden. Stattdessen nutzten viele Hamburgerinnen und Hamburger lieber U-Bahn, S-Bahn oder Bus. Auf der Alster fahren seitdem nur noch Ausflugsschiffe.
Die CDU brachte das Thema in den vergangenen Jahren mehrfach ins Gespräch – bisher ohne Erfolg. 2016 scheiterte ein Antrag für ein Pilotprojekt auf der Strecke Mühlenkamp–Jungfernstieg in der Bürgerschaft. 2020 setzte sich Dennis Thering erneut dafür ein: "Wir sind davon überzeugt, dass eine Nahverkehrslinie per Alsterbarkasse auf der Außenalster eine sinnvolle Ergänzung im Angebot des HVV ist."
Trotz der neuen Initiative im Bezirk Nord ist eine baldige Rückkehr des Alster-Nahverkehrs unwahrscheinlich. Rund um die Alster ist das Busnetz im HVV bereits gut ausgebaut. Eine Sprecherin der Verkehrsbehörde sagte dem Abendblatt: "Die Busse sind schneller unterwegs als eine Fähre und können mehr Fahrgäste transportieren, daher haben die Fähren keinen verkehrlichen Nutzen und sind zudem teurer."
Diese Verkehrspolitik planen SPD, CDU und FDP im Bezirk Nord
Der Verkehr zu Lande soll nach dem Willen von SPD, CDU und FDP wieder autofreundlicher werden. "Die Politik der alten Bezirksamtsleitung, sinnlos Parkplätze zu vernichten, beenden wir", heißt es im Koalitionsvertrag.
Gleichzeitig plane das Bündnis Investitionen in "sichere, moderne und gut gepflegte Rad- und Fußwege". Ziel sei es, den Verkehr für alle Teilnehmenden "schnell, komfortabel und möglichst störungsfrei" fließen zu lassen.
- SPD, CDU, FDP: Koalitionsvertrag 2024-2029
- CDU-Bürgerschaftsfraktion: Pressemitteilung vom 5. Januar 2020
- Hamburgische Bürgerschaft: Drucksache 21/10005 (PDF)
- Hamburgische Bürgerschaft: Plenarprotokoll 21/46 (PDF)
- abendblatt.de: "Verwegener Plan: Bald wieder HVV-Fähren auf der Außenalster?" (kostenpflichtig)
- ndr.de: "Alsterdampfer bringen Hamburger 1984 letztmalig zur Arbeit"