Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Anführer von Sadisten-Gruppe 20-Jähriger soll Kind in den Tod getrieben haben – Festnahme

Ein junger Mann aus Hamburg soll Dutzende Kinder missbraucht, manipuliert und gequält haben – mit einer tödlichen Folge. Die Polizei spricht von sadistischen Ritualen.
Ein 20-Jähriger aus Hamburg sitzt in Untersuchungshaft. Er steht im Verdacht, über Jahre schwerste Sexual- und Gewalttaten im Internet begangen zu haben. Wie Polizei und Generalstaatsanwaltschaft am Mittwoch mitteilen, wird ihm unter anderem Mord, mehrfacher versuchter Mord, sexueller Missbrauch von Kindern sowie die Verbreitung kinderpornografischen Materials vorgeworfen.
Der Beschuldigte soll unter dem Pseudonym "White Tiger" gezielt labile Kinder in Internetforen kontaktiert, manipuliert und zu sexuellen Handlungen und Selbstverletzungen gedrängt haben – oft vor laufender Kamera. In einem besonders tragischen Fall starb ein 13-jähriger Junge in den USA.
Mehr als 85.000 Dateien und Gewaltvideos entdeckt
Laut Generalstaatsanwalt Jörg Fröhlich werden dem Mann mindestens 123 Straftaten zur Last gelegt. Darunter sind 42 Fälle des Besitzes kinderpornografischer Dateien, 39 Fälle gefährlicher Körperverletzung und mehrere versuchte Morde.
Auf seinen Geräten fanden Ermittler mindestens 85.000 Dateien mit Darstellungen sexualisierter Gewalt sowie mehr als zwei Wochen Gesamtspieldauer sogenannter "Session Recordings", in denen Gewalt dokumentiert ist.
Bei der Durchsuchung seiner elterlichen Wohnung in Hamburg wurden zudem Messer, Drogen und zahlreiche Speichermedien sichergestellt.
Onlinegruppe "764" agiert international
Der Mann soll Teil einer international vernetzten Onlinegruppe namens "764" gewesen sein. Er soll einer der Anführer sein. Diese Gruppe agiere gezielt in Suizidforen, auf Instagram oder Discord. Dort nehme sie Kontakt zu psychisch instabilen Minderjährigen auf, erklärte die Polizei. Die Ermittler sprechen von "sadistischen Ritualen und massiver Gewalt".
Jan Hieber, Leiter des Hamburger Landeskriminalamts, erklärte, dass die Ermittlungen im März 2023 nach einem Hinweis des FBI aufgenommen wurden. Aufgrund der extremen Inhalte wurde eine eigene Sonderkommission mit dem Namen "Mantacore" eingerichtet – benannt nach dem berühmten Duo Siegfried & Roy, das mit weißen Tigern arbeitete.
Psychische Belastung der Ermittler enorm
"Eine Minute Videomaterial bedeutet eine Stunde Auswertung", so Hieber. Um die psychische Gesundheit der Ermittler zu schützen, seien zusätzlich freiwillige Fachkräfte eingesetzt und dauerhaft psychologisch betreut worden.
Die Hamburger Generalstaatsanwaltschaft prüft ein psychiatrisches Gutachten, um die Schuldfähigkeit des Mannes zu klären.
- presseportal.de: Mitteilung der Polizei Hamburg vom 17. Juni 2025
- t-online-Reporter bei der Pressekonferenz der Polizei Hamburg am 18. Juni 2025