Schwerin Kirchen verlieren im Jahr 2020 Zehntausende Mitglieder
Die Kirchen in Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern haben im vergangenen Jahr erneut Zehntausende Mitglieder verloren. Die Zahl der evangelischen Christen schrumpfte von 1.939.750 auf 1.892.749, wie die Nordkirche am Mittwoch in Schwerin mitteilte. Das entspricht einem Minus von 2,42 Prozent. Damit seien noch 29,7 Prozent der Gesamtbevölkerung in Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern Mitglied der Nordkirche. 2019 hatte sie 2,2 Prozent ihrer Anhänger verloren.
Das Erzbistum Hamburg gab die Zahl seiner Mitglieder für Ende 2020 mit 386.009 an; ein Jahr zuvor waren es noch 390.523 gewesen. Das bedeutet einen Verlust von 1,16 Prozent. Die Zahl der Kirchenaustritte sei allerdings gegenüber dem Vorjahr gesunken, erklärte ein Sprecher des Erzbistums. Im Jahr 2020 seien 6096 Katholiken aus ihrer Kirche ausgetreten; 2019 hatten 8360 Mitglieder der katholischen Kirche im Norden den Rücken gekehrt.
Besonders deutlich ging die Zahl der Katholiken in Hamburg zurück, und zwar von 177.568 auf 174.789 (-1,6 Prozent). In Schleswig-Holstein verringerte sich die Zahl von 173.258 auf 171.683 (-0,9 Prozent), in Mecklenburg nur geringfügig von 39.707 auf 39.537 (-0,4 Prozent). In Vorpommern, das zum Erzbistum Berlin gehört, wuchs die Zahl der Katholiken von 14.755 auf 15.029. Dadurch ergibt sich für ganz Mecklenburg-Vorpommern eine leichte Zunahme von 54.462 auf 54.566 Mitglieder (+0,2).
Beide Kirchen machten deutlich, dass die Zahlen für einzelne Bereiche des kirchlichen Lebens im Jahr 2020 nicht mit denen der Vorjahre vergleichbar seien. Coronabedingt hätten Gottesdienste zeitweise nicht oder nur mit einer begrenzten Personenzahl gefeiert werden können, Taufen, Konfirmationen, Erstkommunion und Hochzeiten seien verschoben worden.
Allerdings ließen sich auch weniger Menschen christlich bestatten. Das Erzbistum Hamburg zählte im vergangenen Jahr 1775 Bestattungen, nach 1901 im Vorjahr (-6,6 Prozent). Der Sprecher des Erzbistums, Manfred Nielen, wies darauf hin, dass die Zahl seit Jahren zurückgehe. Eine Erklärung für diese Entwicklung hatte er nicht. In der Nordkirche verringerte sich die Zahl der Bestattungen von 20.469 auf 19.874, was einen Rückgang um 2,9 Prozent bedeutet.
Angesichts des Mitgliederrückgangs sieht die Landesbischöfin der Nordkirche, Kristina Kühnbaum-Schmid, keinen weiteren Handlungsbedarf. "Mit unserem Zukunftsprozess HorizonteHoch5 reagieren wir als Nordkirche bereits auf die Veränderungen unserer Kirche, die durch die Corona-Pandemie eine besondere Dynamik erfahren haben", sagte sie und fügte hinzu: "Die innovativen Impulse, die sich dabei im Zukunftsprozess bereits jetzt zeigen, machen deutlich, wie reformfähig und reformwillig unsere Kirche ist."
Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm sagte: "Jeder Kirchenaustritt bekümmert mich und lässt mich fragen, was wir als Kirche tun können, um Menschen vom guten Sinn der Mitgliedschaft in unserer Kirche zu überzeugen."