Seit 98 Jahren tot Der kuriose deutsche Streit um eine arabische Prinzessin

Die Diskussion um Emily Ruete läuft in Hamburg seit dem Jahr 2019. Ein Ergebnis gibt es bislang nicht. Und ein neues Gutachten könnte die Auseinandersetzung weiter befeuern.
Geboren als Tochter des Sultans von Oman und Sansibar. Geliebt vom Hamburger Gewürzhändler Rudolph Heinrich Ruete. Geflohen auf einem englischen Kriegsschiff, weil ihr die Steinigung drohte. So lautet die Kurzfassung des Lebens von Emily Ruete. Und obwohl sie vor 98 Jahren starb, sorgt ihr Name noch heute für Diskussionen in der Hansestadt.
Bereits im Jahr 2019 beschloss die Bezirksversammlung Hamburg-Nord, im Finkenau-Quartier auf der Hamburger Uhlenhorst einen Platz nach ihr zu benennen: Ruete sei ein wunderbares Beispiel einer starken Frau, hieß es damals. Und: Sie sei die erste Frau aus der muslimischen Welt, die 1886 eine Autobiografie veröffentlichte.
"Ihre Äußerungen sind rassistisch"
Der Beschluss wurde inzwischen aber rückgängig gemacht, weil rassistische Details aus ihren Memoiren ("Memoiren einer arabischen Prinzessin", so der Buchtitel) aufgetaucht waren. In dem Beschluss heißt es: "Emily Ruete setzte sich wiederholt für die Sklavenhaltung ein, ihre Äußerungen gegenüber Sklaven sind rassistisch."
Hintergrund: Ruete schreibt von "Negersklaven" auf Plantagen und "Eunuchen" als Köchen.
Seit dem Beschluss passierte wenig. Bis jetzt. Denn nun wurde kürzlich ein neues Gutachten veröffentlicht. Demnach sei eine Benennung des Platzes weiterhin möglich, weil Ruetes Rassismus kritisch reflektiert werden müsse, schreibt die Politikwissenschaftlerin Tania Mancheno. Außerdem fordert die FDP-Fraktion, an der Ehrung für Ruete festzuhalten, so vermeldet es das "Hamburger Abendblatt".
Der Streit um den Platz auf der Uhlenhorst ist also längst noch nicht beendet.
- Hamburger Abendblatt vom 7. Juni
- Bild.de: "Sklavenstreit um Sansibar-Prinzessin"
- eigene Recherche