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Hamburg

Hamburger Politikerin für "oben ohne" im Schwimmbad: Frauen dürfen nicht schuld sein


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SPD-Politikerin mit Vorstoß
"Oben ohne"-Streit: "Einige Kommentare werden wir anzeigen"

InterviewVon Eva Puschmann

Aktualisiert am 22.06.2022Lesedauer: 3 Min.
Paulina Reineke-Rügge (rechts): Die Politikerin forderte Gleichberechtigung für Frauen in Schwimmbädern.Vergrößern des Bildes
Paulina Reineke-Rügge (rechts): Die Politikerin forderte Gleichberechtigung für Frauen in Schwimmbädern. (Quelle: Lars Berg/SPD/imago-images-bilder)

Auch Frauen sollen im Schwimmbad in Hamburg "oben ohne" schwimmen dürfen, fordert eine SPD-Politikerin. Die Resonanz auf den Vorstoß sei heftig, berichtet sie.

Eine Forderung nach mehr Gleichberechtigung im Schwimmbad sorgt in Hamburg für gereizte Diskussionen. Alles begann mit dem Vorschlag von SPD-Politikerin Paulina Reineke-Rügge: Die Bezirksabgeordnete aus Elmsbüttel hatte gefordert, dass auch Frauen sich in Hamburg mit freiem Oberkörper im Schwimmbad aufhalten dürfen. Aus der eigenen Partei erhält sie Unterstützung. Doch der Vorstoß sorgt nicht überall für positive Resonanz.

t-online: Die große mediale Aufmerksamkeit für Ihren Vorstoß zum oberkörperfreien Schwimmen von Frauen bringt auch negative Resonanz mit sich. Wie ist die ausgefallen?

Paulina Reineke-Rügge: Die Kritik, die kam, war so dämlich oder so niedrig formuliert, dass sie mich nicht so angegriffen hat. Es kamen viele E-Mails, in denen gefragt wurde, "wann kann man dich denn dann oben ohne sehen" oder "geil, etwas zu gucken." Das waren eher simple Antworten, die mich nicht sehr berührt haben. Das sind Facebook- und Instagram-Trolle, die da irgendwelche Sachen schreiben. Es geht natürlich nicht, und einige Kommentare können und werden wir auch anzeigen, sobald alles gesammelt ist.

Und die positiven?

Von den Personen und den Vereinen, von denen es wichtig ist, wie beispielsweise dem Landesrat der Frauen, war die Resonanz sehr positiv. Und das ist das, was für mich dann eher zählt. Und auch Frauen und Männer und non-binäre Personen aus meinem Umfeld, die sagen, dass sie diesen Vorstoß gut finden, bedeuten mir mehr als diese negativen Nachrichten.

Die Reaktion des Bäderland-Sprechers war ebenfalls abweisend: "Je mehr Freizügigkeit man lebt, desto mehr Angriffsfläche gibt es auch." Wie stehen Sie dazu?

Das finde ich schwierig. Er sagt damit, Frauen seien dafür verantwortlich, dass Männer sie angrapschen. Die Verantwortung für Männer wird in Frauenhand gelegt. Wenn eine Frau belästigt oder angegrapscht wird, ist es nicht Schuld des Bikinioberteils. Das ist die Schuld des Täters, des Mannes. Da muss man gucken, inwiefern können wir da Konsequenzen für Täter finden oder im Vorfeld gucken, dass solche Übergriffe gar nicht erst passieren. Aber es ist nicht richtig zu sagen: "Und deswegen müssen sich Frauen weiter einschränken".

Glauben Sie, dass mehr Nacktheit auch zum umgekehrten Effekt – mehr Übergriffen – animieren könnte?

Nein. Man sieht ja jetzt schon, dass es schwierige Situationen gibt. Ich glaube nicht, dass Täter direkt von Nacktheit provoziert werden. Oder dass aktuell ein Bikinioberteil der ultimative Schutz ist gegen solche Übergriffe. Im Gegenteil: Es kann eher sein, dass eine Normalisierung des weiblichen Körpers dazu führt, dass sexuelle Übergriffe weniger werden.

Warum ist es Ihnen wichtig, dass Frauen Schwimmbäder auch ohne Oberteil besuchen können?

Unterschiedliche Kleiderordnungen zwischen Männern, Frauen und non-binären Personen passen nicht mehr in die heutige Zeit. Und es ist diskriminierend zu sagen, Frauen müssen sich anders anziehen als Männer. Und man muss weg von dieser starken Sexualisierung des weiblichen Körpers. Dass eine Frau, die "oben ohne" ist, direkt als sexuelles Objekt gesehen wird, ist falsch.

In Göttingen ist es passiert, dass eine non-binäre Person eines Schwimmbads verwiesen wurde, weil sie kein Oberteil getragen hat. Das ist natürlich noch abstruser, weil sich diese Person nicht einmal dem weiblichen Geschlecht zuordnet.

In Göttingen dürfen Frauen mittlerweile "oben ohne" ins Schwimmbad gehen – zumindest an den Wochenenden. Was halten Sie von der Regelung?

Meiner Meinung nach ergibt es am Wochenende noch weniger Sinn, weil da in den Bädern noch mehr los ist als unter der Woche. Würde man es in einer ruhigen Phase testen wollen, wäre es sinnvoller. Wenn es in der Hochzeit erlaubt ist, könnte es auch immer erlaubt sein. Es ist schon ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Paulina Reineke-Rügge
  • Eigene Recherchen
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