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Sylt: Hunderte protestieren nach Abriss von Traditionsgasthof


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"Ausgeschlachtet wie eine Weihnachtsgans"
500 Sylter protestieren nach Abriss von Traditionsgasthof


Aktualisiert am 09.01.2023Lesedauer: 2 Min.
Zwei Teilnehmer halten ein Transparent mit der Aufschrift: "Wer seine Seele an den Teufel...": Die Kundgebung erhielt weiten Zuspruch.Vergrößern des Bildes
Zwei Teilnehmer halten ein Transparent mit der Aufschrift: "Wer seine Seele an den Teufel...": Die Kundgebung erhielt weiten Zuspruch. (Quelle: Die Grünen / Ortsverband Insel Sylt)

Sie wollen nicht länger dabei zusehen, wie die Insel Sylt Stück für Stück durch Investoren zerstört wird: 500 Insulaner demonstrierten am Sonntag in List.

Ein klares "Nein" zum Abverkauf der Insel Sylt und dem schrittweisen Niedergang des Insellebens: Am Sonntagnachmittag haben sich 500 Sylter zu einer Kundgebung in List versammelt, um ein Zeichen gegen die Zerstörung ihres kulturellen Erbes zu setzen. Sie fordern, alte Häuser zu erhalten. Anlass war der umstrittene Abriss des mehr als 200 Jahre alten Alten Gasthofs vor zwei Wochen.

Die 500 Teilnehmer stammten aus allen Altersstufen. Angesichts der 1.600 Menschen, die in List ihren Erstwohnsitz haben, eine beachtliche Zahl. "Für Sylter Verhältnisse ist das hier ein sensationeller Auflauf", sagte Birte Wieda, Sprecherin der Bürgerinitiative "Merret reicht’s", dem "Hamburger Abendblatt". Ihre Bürgerinitiative hatte gemeinsam mit sechs weiteren Organisationen zur Versammlung aufgerufen.

Sylt: Ehemaliger Betreiber des Gasthofs erhält viel Zuspruch

Auf der Kundgebung sprachen 30 Minuten lang Bürger aus Politik und Zivilgesellschaft. Tim Kress von den Grünen stellte in seinem Redebeitrag fest: "Bei aller Wut, die wir hier empfinden, ist der alte Gasthof auch nur ein Puzzlestück in einer Reihe zerstörter und vernachlässigter Kulturgüter, Naturdenkmäler, sozialer Strukturen."

Manfred Koch, ehemaliger Miteigentümer und Betreiber des Alten Gasthofs, ließ Erinnerungen der alteingesessenen Sylter wach werden. Seit der Errichtung 1650 habe der Gasthof den Ort geprägt. Zeitweise sei er mit der preußischen Austernfischerei verbunden gewesen, Lufthansa-Piloten kehrten ein, wilde Partys wurden gefeiert.

Für die Zerstörung des Gebäudes fand er klare Worte und erntete Beifall aus der Menge: "Das ist ein Statement von jemanden, der uns sagt: Ihr könnt mich alle am Arsch lecken."

Sylt "ausgeschlachtet wie eine Weihnachtsgans"

"Das muss das letzte alte Haus gewesen sein, das für Profit geopfert wird", forderte Silke von Bremen im Namen der Bürgerinitiative "Merret reicht's". Das Bürgerbündnis setzt sich seit drei Jahren für den Erhalt der Insel und mehr Wertschätzung gegenüber ihren Einwohnern ein.

Von Bremen prangerte die Zerstörung "kulturellen Gedächtnisses" an. Sie sieht die Kommunalpolitik in der Schuld. Ehrenamtliche Politiker fassten wegen mangelndem Wissen falsche Beschlüsse und setzten auf diese Weise falsche Anreize für Investoren. "Ich fühle mich manchmal, als ob wir ausgeschlachtet wären wie eine Weihnachtsgans", so Von Bremen auf der Kundgebung.

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Bürgermeister fordert Wiederaufbau des historischen Gebäudes

Eine wichtige Person fehlte bei der Veranstaltung jedoch: Ronald Benck, der Bürgermeister der Gemeinde List. Er war der Veranstaltung laut "shz.de" wegen lang vorher geplanter privater Verpflichtungen auf dem Festland ferngeblieben.

Unmittelbar vor dem Abriss des Alten Gasthofs hatte Benck nach eigenen Angaben noch versucht, das Gebäude im letzten Moment mit einer einstweiligen Verfügung beim Landesamt für Denkmalschutz zu retten (hier lesen Sie mehr dazu). Der ehrenamtliche Bürgermeister hält den Abriss trotzdem für illegal, da keine Genehmigung vorlag.

Derzeit sei noch kein neuer Bauantrag bei der Gemeinde eingegangen. Benck sprach sich gegenüber dem "Abendblatt" für die Idee aus, den Eigentümer zum originalen Wiederaufbau des historischen Gebäudes zu verpflichten. Nach aktuellem Stand sei rechtlich jedoch auch ein Neubau samt Ferien- und Dauerwohnung möglich.

Verwendete Quellen
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