"Diskret den Umgang mit Waffen erlernen" In diesem Nobel-Club übte Philipp F. das Schießen
Philipp F. hat in Hamburg acht Menschen in einer Gemeinde der Zeugen Jehovas erschossen. In einem noblen Schützenverein hat er sich auf die Tat vorbereitet.
Der Täter, der am Donnerstagabend sieben Menschen im Gemeindehaus der Zeugen Jehovas im Hamburger Stadtteil Alsterdorf getötet hat, soll laut t-online-Informationen seit dem Jahr 2021 Mitglied in einem Sportschützenverein gewesen sein. Dabei soll es sich nach t-online-Informationen übereinstimmend mit weiteren Medienberichten um den "Hanseatic Gun Club" handeln. Der Verein hat sich auf mehrere Anfragen von t-online nicht geäußert. Die Hamburger Polizei wollte dies auf Nachfrage nicht bestätigen. Das sei Teil der Ermittlungen, teilte ein Sprecher mit.
Der Club befindet sich unweit von der Firmenadresse von Philipp F. am Ballindamm. Unter Sportschützen gilt der Club als eine der besten Anlaufstellen der Stadt, um mit verschiedenen Waffen zu trainieren. "Der Hanseatic Gun Club ist ein Schießstand im Zentrum Hamburgs, der dir die Möglichkeit gibt, in seriösestem Umfeld diskret den Umgang mit Großkaliber-Kurzwaffen zu erlernen oder zu professionalisieren", schreibt der Verein auf seiner Website.
Hunderte Patronen in Wohnung und Rucksack
Zudem soll nur der Schütze selbst Einfluss auf die Zuverlässigkeit haben, eine Waffenbesitzkarte zu erwerben, "bei der ausreichenden schießsportlichen Betätigung aber helfen wir in Theorie und Praxis", heißt es weiter.
85 Euro monatlich kostet die reine Mitgliedschaft im Hanseatic Gun Club mindestens, für "Gun-Club Super Magnum" werden 120 Euro fällig. Enthalten bereits im Basisangebot sind unter anderem die "Nutzung des kompletten Clubwaffenangebotes" und "weiterführende Ausbildung insbesondere dynamischer Schießdisziplinen". Außerdem bietet der Hanseatic Gun Club "Beratung beim Erwerb eigener Waffen".
In der Wohnung von Philipp F. fanden Ermittler bei einer Durchsuchung vier Schachteln mit je 200 Patronen, dazu weitere volle Magazine. Bei seiner Tat im Gemeindehaus der Zeugen Jehovas trug er zudem einen Rucksack. Inhalt: 20 volle Magazine. Insgesamt gab F. 135 Schüsse ab. Acht Menschen, darunter F., starben, acht weitere wurden verletzt.
F. soll laut Polizeiangaben seit dem 6. Dezember 2022 eine waffenrechtliche Erlaubnis als Sportschütze und seit dem 12. Dezember legal eine halb automatische Waffe besessen haben, hieß es auf der Pressekonferenz in Hamburg. Dabei habe es sich auch um die Tatwaffe gehandelt. Im Januar 2023 sei zudem ein anonymer Hinweis eingegangen, dass die waffenrechtliche Zuverlässigkeit des Mannes überprüft werden müsse und die psychische Verfassung des Mannes infrage stellte, sagte der Hamburger Polizeipräsident Ralf Martin Meyer.
- Eigene Recherche
- Anfragen per Telefon, persönlich und per Mail an Hanseatic Gun Club
- mopo.de: "Berater, Sportschütze, Ex-Zeuge Jehovas: Das ist über Amokläufer Philipp F. bekannt" (kostenpflichtig)
- Anfrage an die Polizei Hamburg
- hanseatic-gun-club.de: Website des Vereins
- Pressekonferenz von Polizei, Staatsanwaltschaft und Innenbehörde