Sexismus-Vorwurf Jeremy Fragrance legt irre Show auf OMR-Festival ab
Er sorgt für Erstaunen, Belustigung und auch für Kopfschütteln. Der umstrittene Influencer Jeremy Fragrance bleibt auch in Hamburg seiner Linie treu.
Influencer Jeremy Fragrance hat auf dem OMR-Festival in Hamburg eine denkwürdige Show abgeliefert. Er sprach am Dienstag gleich als Erster auf der "Red Stage". Nach kurzer Ansage von TV-Moderator Steven Gätjen begann Fragrance seine irre Show mit einem längeren Monolog – jetzt stehen Sexismusvorwürfe im Raum. Interviewer Roland Eisenbrand von OMR kam zunächst einmal überhaupt nicht zu Wort.
Der Parfüm-Influencer mit Millionen Abonnenten in den sozialen Netzwerken sollte zum Thema "Wie Jeremy Fragrance das Attention Game gewinnt" befragt werden, es ging also darum, was er am besten kann: möglichst viel Aufmerksamkeit bekommen. Und das gelang ihm auch auf dem OMR.
Jeremy Fragrance macht Liegestütz auf Festival-Bühne
Schon nach wenigen Minuten auf der Bühne sprach Fragrance darüber, dass viele Menschen glaubten, er würde Drogen nehmen – doch er stritt das ab. "Wenn die Leute denken, ich nehme Koks, ist das nicht geil als Kompliment anzusehen", sagte er – da hatte er schon ein paar einarmige Liegestütze zum Besten gegeben. Noch nie in seinem Leben habe er Drogen genommen.
Fragrance fabulierte weiter über sein "sehr geiles Mindset" und sagte, er sei "ethisch geil unterwegs", um dann klarzumachen: "Ich könnte pro Tag fünf Mädels bumsen, ich könnte euch alle verarschen." Für diesen Spruch erntet Fragrance jetzt Kritik im Netz.
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"Eine Reaktion des Publikums blieb aus", sagt Benjamin Majeron, der den Auftritt live verfolgt hatte, zu t-online. "Viele schauten sich an und zogen die Augenbrauen nach oben. Manche, vor allem Männer, lachten sogar." Der Digitalchef einer großen Werbeagentur sagt, er könne nicht verstehen, "dass sich jemand so etwas vor Tausenden Zuschauern erlauben kann", und habe den Saal nach der Entgleisung verlassen.
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Majeron ist nicht alleine mit seiner Kritik. "Was für eine Hohlbirne, was für ein Buzzword-Bingo in Endlosschleife", postete auch Twitter-Nutzer Frank Behrendt, der einen guten Ruf in der Kommunikationsbranche hat und offenbar auch Zeuge der Rede beim OMR wurde. Schon die ersten Sekunden des Auftritts von Fragrance verliefen äußerst schrill.
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"Kraft, Power, Strength", rief er drei Synonyme mit rollendem R in Richtung Publikum, wie in der Aufnahme von seinem Auftritt zu sehen ist. Nach wenigen Sekunden brüllte er: "Gib mir das geile Essen, stimulier mich sexuell, Baby; gib mir die geile Musik, Alter." Was genau er dem Publikum damit sagen wollte, blieb unklar – wie so vieles, was Fragrance von sich gibt. Interviewer Roland Eisenbrand blieb nichts anderes übrig, als zu lächeln und den Influencer seinen Monolog abspulen zu lassen.
OMR-Organisatoren: Kein Platz für Belästigung
"Eines der Dinge, die Energie geben, ist sich zum Beispiel sagen: Ich bin geil, ich fühl mich geil, ich bin gesund", sagte Fragrance weiter und machte damit deutlich, was seiner Meinung nach das wichtigste Mittel zum Erfolg ist: sich "geil fühlen". Dann versuchte er noch, das Publikum zu "Kraft, Power, Strength"-Rufen zu animieren, ehe er sich hinsetzte und es zu dem sexuellen Spruch kam, der nun kritisiert wird.
Die Veranstalter des OMR teilten auf Anfrage von t-online mit: "Auf dem OMR-Festival setzen wir uns für ein weltoffenes und vielfältiges Miteinander ein. Diskriminierung jeglicher Art, Belästigung, (sexualisierte) Gewalt und Grenzüberschreitungen haben auf dem OMR-Festival keinen Platz und sind nicht geduldet." Zum Fall Fragrance hieß es, man sei "mit den Beteiligten im Austausch".
Das OMR-Festival ist laut Eigenaussage die größte Wissens- und Inspirations-Plattform für die Digital- und Marketingszene in Europa. Die Abkürzung OMR ist aus dem früheren Namen Online Marketing Rockstars entstanden. Es werden 70.000 Besucher erwartet. Die Gäste bezahlen zwischen 399 Euro und 1.399 Euro, um Zugang zum zweitägigen Programm zu erhalten.
- Anfrage an Benjamin Majeron
- Aufzeichnung des Auftritts von Jeremy Fragrance
- Twitter-Beiträge zum OMR-Festival