"Letzte Generation" Privatjet auf Sylt besprüht: Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft
Die Farbattacke auf Sylt hat Konsequenzen für die Klimaaktivisten: Ihnen werden mehrere Straftaten vorgeworfen. Außerdem könnte die Aktion richtig teuer werden.
Nach dem Besprühen eines Privatjets auf Sylt durch Aktivisten der Gruppe "Letzte Generation" ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts mehrerer Straftaten. Es gehe um Hausfriedensbruch, Sachbeschädigung und Nötigung, sagte der Flensburger Oberstaatsanwalt Bernd Winterfeldt am Mittwoch. Wie hoch der Schaden sei, werde noch ermittelt.
Insgesamt fünf Demonstranten im Alter von 21 bis 60 Jahren hatten am Dienstag den Zaun des Flughafens auf der Nordseeinsel Sylt durchschnitten, waren auf das Gelände gelangt und hatten ein Flugzeug fast komplett mit oranger Farbe besprüht. Hier lesen Sie mehr dazu.
Sylt: Aktivisten sprühten auch Farbe in Turbinen
Die Demonstranten gingen jedoch noch einen Schritt weiter: Sie entfernten auch die Triebwerksabdeckungen des Jets und sprühten Farbe in die Turbinen. Vier Personen klebten sich auf den Tragflächen fest, eine Person auf dem Asphalt vor der Maschine.
Die fünf Beteiligten wurden nach Angaben der Polizei von Tragflächen und Boden gelöst und von Rettungskräften untersucht. Verletzt wurde nach ersten Erkenntnissen niemand. Immerhin: Der Flugbetrieb war nicht beeinträchtigt. Der Einsatz dauerte mehr als vier Stunden.
Immense Kosten für Reinigung, Reparatur und Neu-Lackierung
Wie hoch der Schaden ist, der durch das Besprühen des Jets mit Farbe entstand, war laut Polizei zunächst unklar. Allein für eine Neu-Lackierung des Flugzeugs dürften mindestens 200.000 Euro fällig werden, sagte ein Branchenexperte t-online. Hinzu kommen die Kosten für die Reinigung.
Da die Aktivisten jedoch auch vor den Turbinen keinen Halt machten, dürfte diese Summe wohl kaum ausreichen. Nach Einschätzung des Luftfahrtexperten Cord Schellenberg müsse "erst mal geprüft werden, ob gereinigt, repariert oder das Triebwerk sogar komplett ausgebaut werden muss", sagte er zu "Bild".
Außerdem müssten vor Abflug des Jets wahrscheinlich ein Wartungsbetrieb und möglicherweise auch der Triebwerkhersteller seine Freigabe erteilen. Auch das bedeute mehr Kosten. "Das wird richtig teuer", so Schellenberg zu "Bild".
"Letzte Generation" nimmt Reiche ins Visier
Bereits am Sonntag hatte die "Letzte Generation" gezielte Protestaktionen gegen reiche Menschen für diese Woche angekündigt. Die Klimakatastrophe werde "in erster Linie von den Reichen" gemacht, darauf wolle man die Aufmerksamkeit lenken, teilte die Gruppe mit.
Der Sprecher der "Letzten Generation", Theodor Schnarr, kritisierte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) für Verzögerungen beim Klimaschutz. Millionäre und Milliardäre tragen nach Überzeugung der Demonstranten unverhältnismäßig viel zum Klimawandel bei. Die Besitzer von Privatjets, Limousinen und Superjachten würden diese nicht freiwillig stehen lassen. Um diese Emissionen zu senken, brauche es Gesetze.
- Nachrichtenagentur dpa
- bild.de: "Klima-Chaoten sprühten Farbe direkt in Jet-Turbinen"