Versuchter Totschlag? Nach Koma: So kämpft sich CDU-Politiker Jörg Hartmann zurück ins Leben
Schädelbruch, Hirnblutung, künstliches Koma: Für CDU-Politiker Jörg Hartmann aus Seevetal startete das Jahr 2023 auf grausame Weise. So geht es ihm heute.
Verlobt, sportlich, ein fester Bestandteil der Lokalpolitik in Seevetal: Für Jörg Hartmann lief das Leben ziemlich gut. Dann kam der 5. Februar. Am Straßenrand im Ortsteil Hittfeld unweit seines Zuhauses fand ihn jemand blutend am Boden liegen. Die Diagnose: Schädelbruch und Hirnblutungen. Er wurde ins künstliche Koma versetzt. Für ihn und seine Familie begann eine Zeit voller Sorge. Heute arbeitet der CDU-Politiker wieder, nimmt an Schützenausmärschen teil, macht Sport. Wie hat er das geschafft?
Im Telefonat mit t-online klingt Hartmann gut gelaunt. Blickt er auf die vergangenen Monate zurück, hört man ihm den Schmerz der Vergangenheit nicht an – stattdessen ist er gerührt. Von der Zuneigung, der Unterstützung, der Liebe, die er aus seinem Umfeld erfahren hat. "Man soll nie das Positive verlieren, sagen Ärzte oft zu Menschen, denen Schlimmes widerfahren ist", sagt Hartmann. "Aber all diese Worte helfen nicht, wenn da kein Rückhalt ist. Ich hatte Rückhalt."
Was ist in Hittefeld passiert? Erinnerungen sind fort
Bis heute ist unklar, was genau am 5. Februar geschehen ist. War es ein Angriff aus dem Hinterhalt? Das legt zumindest die Schwere der Verletzung laut Ärzten und Polizei nahe. Der stellvertretende Vorsitzende der CDU Seevetal war damals auf dem Rückweg von Freunden nach Hause. Versucht er sich heute an das Geschehene zu erinnern, ist da nur Leere. Die Erinnerungen sind fort.
Vier Operationen brachte der heute 40-Jährige hinter sich. Mittlerweile hat er eine Platte aus Zement im Kopf. Seinen Genesungszustand ordnet er so ein: "Ich bin wieder irgendwo zwischen 90 und 95 Prozent", sagt er. Und auch, wenn er sich wünschen würde, dass beim Sport nicht irgendwann dieser nervige Druck im Kopf käme, ist er dankbar.
Familie, Freunde, Arbeitskollegen und seine Verlobte hätten ihm während der schweren Zeit beigestanden. Durch Worte und liebevolle Gesten. "Ich hatte wirklich Angst, meine Verlobte durch all das zu verlieren", sagt er. Doch sie blieb. Und die Liebe auch.
Schon bald könnte das Ermittlungsverfahren wegen versuchten Totschlags eingestellt werden, erzählt er. "Das war schon ein Dämpfer, als ich das erfahren habe." Vielleicht sei es aber auch an der Zeit, abzuschließen, sagt Hartmann.
Bis heute steht nicht fest, ob der Politiker ein gezieltes Opfer war. Geht er nun mit Angst durch den Alltag? "Nein", antwortet er bestimmt. Verändert hat ihn das Erlebte trotzdem. Er begegne dem Leben nicht mit Furcht, jedoch mit Vorsicht. Mit Blick in die Zukunft sagt er: "Ich gehe mit Bedacht weiter."
- Telefonat mit Jörg Hartmann am 14. August 2023