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Hamburg

Hamburg: Nazi-Vergangenheit – kein "Herz von St. Pauli" am Millerntor?


Lied mit NS-Hintergrund
Tschüss, "Herz von St. Pauli" – traurig, aber nötig

  • Katharina Grimm
MeinungEine Kolumne von Katharina Grimm

06.02.2025 - 12:25 UhrLesedauer: 3 Min.
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Ein Blick ins Millerntor: Die Stadionhymne "Herz von St. Pauli" beschäftigt die Fans. (Quelle: IMAGO/Oliver Ruhnke/imago)
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Paukenschlag am Millerntor: Die Millerntorhymne "Das Herz von St. Pauli" stammt offenbar aus der Feder von Nazi-Profiteuren. Damit ist das Lied für den Verein zum Problem geworden. Zeit für etwas Neues.

Das tut weh: Das liebgewonnene Lied "Das Herz von St. Pauli" ist offenbar von Profiteuren der NS-Zeit komponiert und getextet worden. Sowohl der Original-Interpret (Hans Albers), als auch der Komponist (Michael Jary) und der Texter (Josef Ollig) waren Teil der nationalsozialistischen Maschinerie. Eisernes-Kreuz-Träger, Kriegsberichterstatter des Propagandaministeriums, Publikumsliebling in NS-Spielfilmen – all das passt so gar nicht zum links-alternativen Image des Vereins.

Aufgedeckt haben dies Mitarbeiter des St. Pauli Museums. Und diese Recherchen werfen nun die Frage auf: Darf man ein solches Lied noch am Millerntor singen?

Bisher sorgt der Song für absolute Gänsehautmomente, wenn das voll besetzte Millerntor inbrünstig den Gassenhauer mitschmettert. Der Songtext passt perfekt zum Verein: "Das Herz von St. Pauli, das ist meine Heimat".... und "dort an der Elbe, da wartet mein Glück" – darin kann sich wohl jeder St.-Pauli-Fan wiederfinden.

Das passt nicht zum Image

Aber: Das Wissen, dass dieser Song aus der Feder von Nazi-Mitmachern stammt, bringt gleich zwei Probleme mit sich. Zum einen ist schwer vorstellbar, dass die aktive Fanszene weiter fröhlich mitsingt, wohl wissend, aus welcher Feder dieses Lied stammt. Ein Fan schrieb dazu: "So eine Hymne im Stadion lebt davon, dass jeder sie befreit mitsingen kann. Sie lebt davon, dass man den Kopf ausschaltet und für kurze Zeit einfach nur mal mit dem Stadion und seinem Verein verschmilzt. Und genau das ist jetzt kaputtgegangen."

Zum anderen profitiert der Verein von seinem bunten und linken Image. Werbetreibende setzen am Millerntor gezielt auf Anti-Nazi-Haltung. Auch international ist es der Ruf als "anderer Verein", der dem FC St. Pauli das Konto füllt. Bigotterie kann man sich da nicht leisten.

Was nun? Der Verein und die aktive Fanszene diskutieren leidenschaftlich, wie es weitergehen kann. Eine Idee: Sich den Song von den Nazis zurückholen. Statt die Entstehung in den Fokus zu rücken, könnte man versuchen, den Song mit dem St.-Pauli-Image aufzuladen. Ob das gelingt? Der stets gut informierte Blog "Millernton" würde es begrüßen, "wenn wir es als Verein und Fanszene schaffen, dieses Lied zu 'unserem' Lied zu machen, es so positiv zu besetzen, dass man es eben nicht mehr mit anderen Dingen in Verbindung bringt." Und schließt dann die Frage an: "Aber ist das überhaupt möglich und sinnvoll?

Zeit für etwas Neues?

Eine Idee wurde noch nicht diskutiert: Wie wäre es mit einem neuen Song? Das Millerntor wird von vielen hochklassigen Musikern besucht, wie König Boris von Fettes Brot oder Bela B. von Die Ärzte. Auch Thees Uhlmann hält es mit dem Verein. Dass seine Hymne "Das hier ist Fußball" mit ihrem Weltschmerzsound der richtige Wachmacher für ein Stadion sein könnte, ist zwar unwahrscheinlich. Aber der Text trifft schon mal ins Herz der St. Paulianer. Und vielleicht tun sich die Musiker, die Fans des Klubs sind, einfach zusammen, um etwas Neues entstehen zu lassen.

Der Abschied vom "Herz von St. Pauli" trifft die Szene ins Herz. Denn der Song ist emotional und verbindet die unterschiedlichen Seiten des Vereins. Aber ob das Lied noch mal durchs Millerntor-Stadion hallt? Unklar. Ob die Fans noch mal mitsingen werden? Nicht absehbar. Der Verein selbst hat das Thema erst mal zur Diskussion gestellt. "Für uns stellen sich viele Fragen, die wir noch nicht abschließend beantworten können, was den Umgang mit dem Lied betrifft", heißt es im vereinseigenen Blog.

Ende offen – Fortsetzung folgt.

Verwendete Quellen

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