Stillgelegtes Kohlekraftwerk in Hamburg Kesselhaus in Moorburg im zweiten Anlauf gesprengt

Erst beim zweiten Versuch ist das Kesselhaus des ehemaligen Kohlekraftwerks Moorburg in Hamburg am Mittwochabend zu Boden gegangen – eine Sprengung im März war nur teilweise geglückt.
Monatelang hatten die Reste des modernsten, aber kurzlebigen Kohlemeilers in Hamburg-Moorburg auf ihre vollständige Sprengung gewartet. Nun ist auch das zweite von zwei Kesselhäusern gefallen. Der Abriss ist Teil eines Großprojekts: Auf dem Gelände soll künftig Wasserstoff produziert werden.
Beim Fehlversuch am 23. März war nur eines der Bauwerke kontrolliert eingestürzt, das zweite musste stehenbleiben. Diesmal setzten die Hamburger Energiewerke auf einen anderen Ansatz: Ein ferngesteuerter Bagger schuf die Voraussetzungen, sodass mit deutlich weniger Sprengstoff gearbeitet werden konnte – Anwohner mussten nicht evakuiert werden.
Neues Kapitel für das Kraftwerksgelände
Seit Ende 2023 läuft der komplette Rückbau der Anlage, die einst über eine Leistung von mehr als 1.600 Megawatt verfügte. Der Doppelkamin war bereits im November 2024 gesprengt worden. Bis zur Jahresmitte soll das gesamte Gelände abgeräumt sein.
Dort entsteht ein Zentrum für die Wasserstoffwirtschaft: Ab 2027 soll ein Elektrolyseur zunächst 100 Megawatt grünen Wasserstoff liefern – später ist ein Ausbau auf 800 Megawatt vorgesehen. Was der Umbau kosten wird, dazu äußert sich der Senat bislang nicht.
Moorburg: hochmodern – und kurz im Einsatz
Das Kraftwerk Moorburg war ein Prestigeprojekt: drei Milliarden Euro investiert, 2015 in Betrieb genommen – und schon 2021 wieder vom Netz genommen. Politische Umbrüche und die Abkehr von der Kohle sorgten für ein frühes Ende. Eine ursprünglich geplante Fernwärmeleitung scheiterte an Protesten und Gerichtsurteilen.
Trotz des Abschieds von Moorburg stammt ein großer Teil des Hamburger Stroms weiterhin aus fossilen Quellen. Laut Statistikamt Nord waren es 2023 noch mehr als 70 Prozent. Die Regierung aus SPD und Grünen hält dennoch an ihrem Ziel fest: Bis spätestens 2030 soll Hamburg vollständig aus der Kohleverstromung aussteigen.
- Nachrichtenagentur dpa
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