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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Vom Wohnungsbau zu Edel-Hotels Wie ein Bauunternehmer von Luxusurlaub profitiert

Theo Gerlach hat ein Familienunternehmen aufgebaut. Jetzt expandieren seine Erben auf Flüssen und im Indischen Ozean.
Einst verdiente der gebürtige Hamburger Theo Gerlach sein Geld mit Wohnungen. Über die Jahrzehnte entstanden nach eigenen Angaben mehr als 5.000 Eigentumswohnungen und Gewerbeeinheiten in Norddeutschland, sowie 1.200 Häuser und 350 Ferienwohnungen. Doch ab den 1970er-Jahren wurde er auch zum Hotelier, indem er mehrere Hotels auf Gran Canaria eröffnete. Am Firmensitz Hamburg gehört das "Side Hotel" in der Nähe der Staatsoper zum Portfolio seiner Hotelgruppe Seaside Collection.
Längst hat der heute 94-Jährige die Geschäfte in die Hände jüngerer Familienmitglieder gelegt. Seine Kinder Anouchka und Gregor haben die Geschäftsfelder des Familienunternehmens erweitert. Neben Immobilien und Hotels zog es Sohn Gregor auch in die Gastronomie. Im Jahr 2002 war er Mitbegründer der Pastahaus-Kette Vapiano. In den besten Zeiten zählte das Restaurant-Unternehmen mehr als 200 Filialen weltweit.
Schon früh erkannten die Geschwister das Potenzial in den neuen Bundesländern und investierten in die Hotelstandorte Leipzig, Dresden und Chemnitz. Heute firmieren unter dem Seepferdchen-Logo der Seaside Collections elf Hotels im gehobenen Bereich. Längst haben internationale Ketten das Preisniveau für Hotelimmobilien in Ostdeutschland in die Höhe getrieben, neue Projekte seien nicht mehr lukrativ, so Gregor Gerlach.
Expansion auf Flüssen und im Indischen Ozean
Daher sei für ihn das Ausland interessanter. So übernahmen die Gerlach-Geschwister 2019 ein Luxusresort mit 125 Gästevillen auf den Malediven – das Finolhu im Baa Atoll, das mit dem Wasserflugzeug von der Hauptstadt Malé nur eine halbe Flugstunde entfernt ist. Das Archipel besteht aus zwei Inseln, die mit einer zwei Kilometer langen Sandbank verbunden sind. Zwei kleinere, noch unbebaute Inseln mit den Namen Somewhere und Nowhere zählen auch dazu.
2022 gelang den Gerlachs ein weiterer Coup, ebenfalls auf dem Wasser: Aus der Insolvenzmasse von Crystal Cruises übernahmen sie fünf Flussschiffe und gründeten die Riverside Luxury Cruises. Die Luxusschiffe auf Donau, Rhein, Rhone und Saône bedienen die Nachfrage nach Flusskreuzfahrten für zahlungskräftiges Publikum.
Luxustourismus boomt
Seit Ende der Pandemie wächst im Tourismus besonders das High-End-Segment. Von der Nachfrage nach immer mehr Luxus möchten die Gerlachs profitieren. Anscheinend gibt es eine Klientel, die sich mit den Luxusvillen mit einer Fläche von 460 Quadratmetern, genannt "Rockstar Ocean Pool Villas", nicht zufriedengibt.
"Es gibt Leute, die schnell zu viel Geld gekommen sind", sagt Gregor Gerlach. In anderen Kulturkreisen – auf die Malediven fliegen die meisten Urlauber aus Indien, Russland und China – werde das Thema Ferienhaus anders gedacht, großspuriger. Denn eine internationale Zielgruppe, die mit eigenem Personal reist, benötige noch mehr Raum.
Deshalb entstehen auf Somewhere zurzeit sieben zweistöckige Privatvillen mit einem 61-Meter langen Infinity Pool, mit bis zu vier Schlafzimmern und einer Fläche von knapp 1.400 Quadratmetern. Der kurze Transfer vom gecharterten Wasserflugzeug erfolgt mit einer Luxusyacht zu den Anwesen mit eigenem Spa, Bar und Restaurant.
".Here" nennt sich das Ultra-Luxus-Resort, dessen Eröffnung für Weihnachten 2025 geplant ist. "Der Punkt vor dem Wort Here steht für eine Pause", sagt Anouchka Gerlach. Die Villen richten sich an ein Publikum, das Privatsphäre sucht. 65 Mitarbeiter, darunter ein Privatkoch, Butler und ein Personal Trainer, kümmern sich um die VIPs, die in der Nebensaison mit einem Preis ab 10.000 US-Dollar pro Villa und Nacht rechnen müssen.
Das Vorhaben verdeutlicht den Trend zu immer höherpreisigen Angeboten im Luxussegment. Die beiden Hamburger investieren in das Ultra-Luxus-Projekt 50 Millionen US-Dollar – ausgerechnet in ein Land, das vom Anstieg des Meeresspiegels durch den Klimawandel existenziell bedroht ist. Da stellt sich die Frage, wie nachhaltig die Investition in das Projekt im fernen Nowhere angelegt ist? Der Einwand sei bereits in das Investment einkalkuliert, lautet die knappe Antwort von Gregor Gerlach.
- Eigene Recherchen
- www.finolhu.com