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Messerattacke im Regionalzug "Kaum verhinderbar": Wie sicher ist die DB?


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Zwei Menschen in Zug getötet
Hätte eine Videoüberwachung das verhindern können?


Aktualisiert am 27.01.2023Lesedauer: 3 Min.
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Die Spurensicherung sichert den Tatort: In einem Regionalzug kam es zu einer Messerattacke, zahlreiche Einsatzkräfte sind vor Ort. (Quelle: t-online)

Nach der Messerattacke in einem Zug steht auch die Sicherheit der Passagiere im Fokus. Welche Maßnahmen greifen, wenn doch mal etwas passiert.

Gewalttaten wie die am Mittwochnachmittag im Regionalzug zwischen Kiel und Hamburg können überall passieren. Meist wählen die Täter die öffentlichen Orte willkürlich. Zwar passiert es selten, aber auch Züge bleiben von Gewaltverbrechen nicht verschont. Damit das Risiko einer Attacke so gering wie möglich ist, folgt die Deutsche Bahn einem strengen Sicherheitskonzept. Wie gut kann man solchen Taten vorbeugen?

"Wir sind nach wie vor sehr erschüttert und bedauern die Tat zutiefst", lässt die Deutsche Bahn ihre Anteilnahme über eine Sprecherin verkünden. "Unsere Gedanken sind bei den Toten und Verletzten sowie deren Angehörigen". Zugleich betont die Bahn: "Die Sicherheit von Kunden und Mitarbeitenden hat bei der Deutschen Bahn absolute Priorität."

Deutsche Bahn plant hochauflösende Überwachungsbilder

180 Millionen Euro pro Jahr gibt die Deutsche Bahn allein für Sicherheitsmaßnahmen aus. Die Sprecherin weist auf die enge Zusammenarbeit zwischen den Institutionen hin: "Dafür entwickelt die DB gemeinsam ihre Sicherheitskonzepte mit den verantwortlichen Behörden von Bund und Ländern sowie den Verkehrsverbünden stetig weiter und orientiert sich an aktuellen Einschätzungen und Bewertungen der Sicherheitsbehörden."

In den nächsten 24 Monaten sei geplant, alle großen Bahnhöfe in Deutschland mit neuester Videotechnik auszustatten. Derzeit sind hochauflösende Überwachungsbilder noch kein flächendeckender Standard – das soll sich jedoch ändern. Nach der Modernisierung könne die Bundespolizei auf Liveaufzeichnungen von insgesamt 11.000 Geräten zugreifen, kündigt die Deutsche Bahn in ihrem "Integrierten Zwischenbericht 2022" an.

Ob die Regionalzüge selbst mit Videoüberwachung ausgestattet werden, sei Sache der Bundesländer, erklärt die Sprecherin. In Schleswig-Holstein sei dies aktuell nicht vorgesehen, sagt ein Pressesprecher des dortigen Verkehrsministeriums zu t-online.

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Mehr Personal an Bahnhöfen gefordert

Doch nicht nur in technischer Hinsicht rüstet die Deutsche Bahn in den kommenden zwei Jahren auf: In dem Zwischenbericht von 2022 heißt es ebenso, dass die Präsenz eigener Sicherheitskräfte weiter erhöht werde. Zurzeit seien rund 5.500 Bundespolizisten und 4.300 weitere Sicherheitskräfte in den Bahnhöfen, an den Gleisen und in den Zügen unterwegs, so die Bahnsprecherin.

Nach Ansicht der Gewerkschaft der Polizei (GdP) bedarf es dennoch weiterer Polizisten und zusätzlichen Sicherheitspersonals an Bahnhöfen. "Wir haben einen Bedarf von 3.000 Kolleginnen und Kollegen", sagt Andreas Roßkopf – bei der Gewerkschaft zuständig für den Bereich Bundespolizei und Zoll – zu t-online. "Die werden benötigt, um den Schutz und die Sicherheit optimal seitens der Bundespolizei aufzustellen." Zwar komme die Deutsche Bahn ihrer Verpflichtung, für Sicherheit zu sorgen, durch die DB Sicherheit nach. "Aber hier muss ebenfalls aufgestockt werden", so Roßkopf.

Prinzipiell steht laut der Bahn das Zugpersonal jederzeit zur Verfügung, um heikle Situationen zu entschärfen. Am Mittwochnachmittag sei der allererste Notruf bei der Bundespolizei durch den Lokführer eingegangen. Diese habe laut Roßkopf sofort Rettungsdienste, Feuerwehren und die Bahn informiert, um eine Streckensperrung zu veranlassen. Die Sicherheitsmechanismen hätten in diesem Fall gut funktioniert.

Wie sich Fahrgäste im Ernstfall verhalten sollten

Passagieren, die Zeugen einer solchen Tat werden, rät der Polizeigewerkschafter, "wenn überhaupt deeskalierend einzuwirken und ruhig zu bleiben, sofern das in so einer Situation möglich ist." Es habe sich um eine "sehr schwierige Situation" gehandelt, bei dem man es "mit einem vermutlich verwirrten Menschen zu tun hat, der irrational handelt".

Man solle sich hinter Möbeln und Stühlen verstecken und Koffer oder sonstiges Reisegepäck als Schutz vor sich stellen. "Wovon wir abraten, ist blinder Aktionismus. Es handelte sich um einen Messerattentäter, und hier selbst einzugreifen, ist hochgefährlich."

Videoüberwachung im Zug hätte Tat nicht verhindern können

Dennoch betont Roßkopf, dass Reisende in Zügen grundsätzlich sicher seien. Häufig ließen sich auffällige Personen schon am Bahnhof feststellen. Die Deutsche Bahn habe ein Reisevolumen von über 1,4 Milliarden Fahrgästen im Jahr. "Da ist es schier unmöglich, hier eine hundertprozentige Sicherheit zu schaffen."

Vor allem nicht bei Ad-hoc-Taten wie jener am Mittwoch. Nach Ansicht von Roßkopf hätte auch eine Videoüberwachung des Zuges diese nicht verhindern können. "Keiner wusste vorher, was los ist. Solche Taten sind im Vorfeld kaum erkennbar und verhinderbar."

Bei der Messerattacke in dem Regionalzug von Kiel nach Hamburg waren am Mittwoch eine 17-Jährige und ein 19-Jähriger getötet worden; fünf weitere Personen wurden verletzt. Der 33-jährige Angreifer, ein staatenloser Palästinenser, wurde von anderen Fahrgästen überwältigt. Polizisten nahmen ihn schließlich am Bahnhof Brokstedt fest.

Verwendete Quellen
  • Anfrage bei der Pressestelle der Deutschen Bahn
  • Telefonat mit Pressesprecher des Verkehrsministeriums des Landes Schleswig-Holstein
  • Telefonat mit Andreas Roßkopf, Gewerkschaft der Polizei (GdP)
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