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EU-Pläne: Droht den Krabbenfischern an der Nordsee jetzt das Aus?


EU-Aktionsplan
Droht den Krabbenfischern an der Nordsee das Aus?

Von dpa
Aktualisiert am 17.03.2023Lesedauer: 3 Min.
Schwarze Kreuze mit Netzen stehen als stiller Protest der Fischer an einem Hafen: Nordseefischer fürchten um ihre Existenz.Vergrößern des Bildes
Schwarze Kreuze mit Netzen stehen als stiller Protest der Fischer an einem Hafen: Nordseefischer fürchten um ihre Existenz. (Quelle: Lars Klemmer/dpa/dpa)

"Von uns wird hier nix übrig bleiben": Das ist die düstere Prognose der Nordseefischer angesichts neuer Pläne der EU für eine nachhaltigere Fischerei.

Angesichts neuer EU-Pläne für eine nachhaltigere Fischerei sehen Fischer an der deutschen Nordseeküste ihre Existenz in Gefahr. Sorge macht ihnen vor allem ein ab 2030 geplantes Verbot von sogenannten Grundschleppnetzen in Meeresschutzgebieten, mit denen etwa Krabben gefischt werden. Wenn es so käme, blieben aus Sicht der Fischer kaum noch Fanggebiete vor den Küsten, in denen die traditionelle Krabbenfischerei betrieben werden könne. "Wenn das durchgeht, ist es aus", sagte der Vorsitzende des Landesfischereiverbandes Weser-Ems, Dirk Sander.

Grundschleppnetze stehen in der Kritik, weil durch das Fanggerät der Meeresboden und dort lebende Organismen beschädigt werden können. Zudem landet unerwünschter Beifang in den Netzen. Für die nach schwierigen Wirtschaftsjahren verbliebenen 54 Krabbenfischer an der niedersächsischen Küste gebe es aber keine Alternative, machte Sander deutlich. "Du kannst keine Krabbe im Wattenmeer und wo auch immer mit Netzen fischen, die nicht am Grund sind. Angeln kann man sie auch nicht." Infolge eines Verbots müsste Deutschland mehr Krabben und Fisch importieren. "Von uns wird hier nix übrig bleiben."

Bereits jetzt gehe die Zahl der Krabbenkutter kontinuierlich zurück, sagt der Vorsitzende der Sparte Krabbenfischerei im Landesfischereiverband Schleswig-Holstein, Jan Möller. "Anfang der 2000er-Jahre waren in Deutschland noch knapp 250 Kutter hauptberuflich unterwegs, 2010 noch 220 und so hat sich der Trend fortgesetzt, sodass wir heute in Niedersachsen und Schleswig-Holstein zusammen unter 200 Krabbenkutter haben." Komme das Verbot, werde bis auf maximal eine Handvoll Betriebe nichts übrig bleiben, warnt Möller, selbst Krabbenfischer in Büsum.

EU-Pläne hätten auch Auswirkungen auf den Tourismus

Der Fischer Nils Sander aus Neßmersiel machte deutlich, dass ein Aus für die Fischerei weitreichende Folgen hätte, auch für den Tourismus und die Gastronomie an der Küste, besonders aber für die vielen Familien hinter den Fischereibetrieben. "Seitdem wir wissen, was mit uns geplant ist, geht die nackte Angst um", sagte Sander.

"Wir haben das erst nicht für möglich gehalten", sagte der Generalsekretär des Deutschen Fischerei-Verbandes, Peter Breckling, zu dem Aktionsplan. Er kritisierte, dass es keine Folgenabschätzung gebe. Absehbar sei aber, dass bei einem Verbot die Selbstversorgungsquote mit Fisch von rund 40 Prozent in der EU weiter sinken und sich die Importabhängigkeit erhöhen würde. In Deutschland wären seinen Angaben zufolge die ganze Küste von der niederländischen bis zur dänischen Grenze und große Teile der Ostsee betroffen.

Natur- und Meeresschützer sehen den Aktionsplan der EU-Kommission hingegen positiv. Der Plan mache klar, dass beim Meeresschutz dringend etwas passieren müsse, sagt etwa der Leiter des WWF-Wattenmeerbüros, Hans-Ulrich Rösner. Bislang habe sich die Fischerei dem Thema nicht ausreichend angenommen. Intakte Meeresböden und Meeresökosysteme seien die Voraussetzung für Fischerei.

Fischer planen Protest gegen EU-Pläne

Nun müsse es Gespräche für eine Lösung geben, sagt Rösner. "Damit meinen wir eine Lösung, die den notwendigen Schutz der Meere sicherstellt, aber auch für die Fischerei in die Zukunft führt." Eine regional verankerte, naturverträgliche Fischerei sei im Interesse aller.

Niedersachsens Fischereiministerin Miriam Staudte zufolge gibt es angesichts des Aktionsplanes auch im Bundeslandwirtschaftsministerium eine "ganz große Skepsis". Sie verwies auf entsprechende Gespräche mit der Staatssekretärin in Berlin, Silvia Bender. "Insofern bin ich auch guter Dinge, dass sich da noch was dran drehen wird", sagte Staudte. Die Politikerin betonte aber auch, dass nachhaltige Fangmethoden und die Forschung dazu weiter gefördert werden sollten. "Es ist wichtig, dass wir noch mehr machen für Nachhaltigkeit in der Fischerei."

Symbolisch haben Fischer an vielen norddeutschen Küstenorten schwarze Holzkreuze aufgestellt, etwa in Greetsiel, Dangast und Büsum. Mit verschiedenen Aktionen wollen Fischer bei der Agrarministerkonferenz kommende Woche (22. bis 24. März) in Büsum ihren Unmut über das geplantes Verbot von Grundschleppnetzen in Schutzgebieten äußern. Höhepunkt soll eine Kutterdemo am Donnerstag (23. März) sein.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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