Nach Misshandlung in Heide Ministerin Prien: "Täter und Opfer werden jünger"
Nach den schweren Misshandlungen eines 13-jährigen Mädchens in Heide äußert sich Bildungsministerin Prien. Alte Muster sollten unter Umständen überdacht werden.
Schleswig-Holsteins Bildungsministerin Karin Prien (CDU) hat Konsequenzen nach der Misshandlung einer 13-Jährigen vor wenigen Wochen in Heide (Dithmarschen) gefordert. Mehrere Jugendliche im Alter von 13 bis 16 Jahren hatten am 21. Februar das Mädchen geschlagen und gedemütigt und Videos von der Tat verbreitet.
Prien forderte eine Auseinandersetzung mit der Frage, ob eine frühere Strafmündigkeit ein wirksames Mittel bei der Bekämpfung von Jugendkriminalität sein könnte. "Ich schließe eine Änderung bei der Strafmündigkeit nicht völlig aus", sagte Prien dem "Hamburger Abendblatt" (Sonnabendausgabe).
Strafmündigkeit "in Ausnahmefällen" auf unter 14 Jahren?
"Vielleicht müssen wir dazu kommen, dass zwar die grundsätzliche Strafunmündigkeit bei unter 14-Jährigen weiter gilt, wir aber in Einzelfällen, wenn die entsprechende Reife vorhanden war, auch Ausnahmen machen können."
Die Staatsanwaltschaft Itzehoe hat nach Angaben des "Abendblatts" in dem Fall ein Ermittlungsverfahren gegen vier Mädchen und zwei Jungen im Alter zwischen 14 und 17 Jahren wegen gefährlicher Körperverletzung eingeleitet. Danach bleibt die Haupttäterin außen vor, weil das Mädchen erst 13 Jahre alt ist und damit strafunmündig.
- 13-Jährige in Heide gequält: Täterin äußert sich
"Was wir aber aktuell sehen und was auch Praktiker immer wieder berichten, ist, dass sich die Jugendgewalt in jüngere Jahrgänge verlagert", warnte Prien. "Täter und Opfer werden jünger. Was wir auch sehen, ist, dass mehr Mädchen Gewalt ausüben und erleiden." 2020 und 2021 seien die Zahlen stark rückläufig gewesen – weil die Kinder und Jugendlichen in ihren Freiheitsrechten beschränkt waren und schlicht nicht raus konnten, so die Politikerin.
Prien: "Wir schulden es ihnen, genau hinzuschauen"
Erste Forschungsergebnisse wiesen darauf hin, dass die Entwicklungsstörungen infolge der Schulschließungen, aber auch dadurch, dass sich Freunde im Lockdown nicht treffen durften, dazu geführt haben, dass sich Kinder und Jugendliche andere Ventile suchten.
"Wir schulden es ihnen, genau hinzuschauen, was die Pandemie mit ihnen gemacht hat. Wir müssen Maßnahmen entwickeln, um denjenigen zu helfen, die nachhaltig unter den Folgen der Pandemie leiden", sagte Prien. Die CDU-Politikerin regte eine große Anhörung zu dem Thema im schleswig-holsteinischen Landtag an.
- Nachrichtenagentur dpa