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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Müllentsorgung Hamburg will die rosa Säcke loswerden
Hamburg stinkt, und das jede Woche 11.000 Mal: überall dort, wo es keinen Platz für Mülltonnen gibt. Der Bezirk Mitte will jetzt durchlüften. Nord zieht nach.
Das Problem stinkt, und zwar gewaltig, mindestens einmal die Woche. Immer dann, wenn die Hamburger Stadtreinigung den Müll abholt. Denn satte 11.000 Müllsäcke landen in Hamburg einfach auf der Straße, erklärt die Stadtreinigung auf Anfrage von t-online. Die Säcke liegen dann herum, stinken, gammeln, sind schnell fette Beute für allerlei Getier oder für Vandalen, die den Sack aufreißen und Spaß daran haben, mit Müll zu werfen.
Entsprechend gruselig sieht es dort auch aus. Überall rosa Säcke auf den Straßen. Sie sollen klassische Mülltonnen ersetzen, für die in der dicht bebauten Stadt oft kein Platz ist. Müllhotspots sind die Bezirke Eimsbüttel, Nord und Mitte.
Letzterer hat jetzt die Nase voll, will die Säcke von der Straße haben. Das hat die Mitte-Koalition aus CDU, SPD und FDP kürzlich beschlossen. "Der Bezirk Nord zieht bald nach", sagt Kay Goetze, Sprecher der Hamburger Stadtreinigung, am Montag auf Anfrage von t-online. Das Thema "Rosa Sack" war am Montag auch Thema beim Treffen aller zuständigen Bezirksbehörden mit der Stadtreinigung.
Blankenese ist das Altonaer Problemviertel
Das Thema ist nicht neu. 2015 hat die Stadtreinigung angefangen, Altona von den rosa Säcken zu befreien. Mit Erfolg. Aus ursprünglich 19.000 sind jetzt 11.000 geworden. "In Altona sind wir fast durch", so Goetze. Im Bezirk Blankenese aber besteht die Problemlage weiterhin. Dort ist kein Platz für Mülltonnen vor dem Haus. Die Tonnen anders zu platzieren, ist in Gegenden wie dem Treppenviertel auch kaum möglich. Eine Lösung ist nicht in Sicht. Ausgerechnet im Nobelviertel wird es die Säcke vor den hübschen Türen wohl noch ein Weilchen geben.
Die anderen Bezirke wollen sich aber an Altona orientieren. Dort wird der Müll nicht oberirdisch gesammelt, sondern unter der Erde "verklappt". Später holt ihn die Stadtreinigung dann ab. Über der Erde sind nur Klappen zu sehen sein, in die die Bürger den Unrat werfen. Das sieht man nicht, da stinkt auch nichts mehr. Die Kosten pro "Mülltiefgarage" betragen laut Stadtreinigung 26.000 Euro.
Ganz so schnell geht das aber nicht. "Überall in der Stadt liegen Leitungen, die mit unseren Mülltiefgaragen nicht zerstört werden dürfen", sagt Goetze. Müllklappen brauchen außerdem Platz, und dort, wo eine Klappe auf Müll wartet, kann kein Auto mehr parken, auch Fußgänger und Radfahrer werden sich bedanken, wenn auf ihren Wegen Müll verklappt wird. Wann und ob überhaupt die rosa Säcke deshalb ganz aus Hamburg verschwinden, weiß Goetze nicht. "Wir geben unser Bestes".
- Telefonat mit Kay Goetze, Sprecher Hamburger Stadtreinigung
- Hamburger Morgenpost: "Das muss sich jetzt ändern- Warum ein Bezirk den rosa Säcken den Kampf ansagt"