Geplantes Protestcamp Sylter "Querdenker" machen mobil gegen Punks und Aktivisten
Linke Aktivisten und Punks wollen wieder in ein Sylter Protestcamp ziehen. Dagegen regt sich Widerstand – von "Querdenkern" auf der Insel.
Die Inselbewohner auf Sylt haben offensichtlich genug: Im vergangenen Sommer kamen erst Punks, dann Aktivisten, kürzlich sorgte die "Letzte Generation" für Ärger und Sachschaden – und jetzt kehrt das Protestcamp auch noch zurück. Doch das wollen sich einige Insulaner offenbar nicht mehr gefallen lassen.
Ein Zusammenschluss von Sylter Unternehmerinnen und Unternehmern macht mobil. Das "Freie Unternehmertum Sylt" hat sich an das Ordnungsamt im Westerländer Rathaus gewandt, um mehr Infos zu dem Protestcamp zu bekommen – und hat auch eine Onlinepetition gestartet. Man habe sich "entschlossen, eine Petition auf die Beine zu bringen, die dem Widerstand zu einem erneuten Protestcamp Ausdruck verleihen soll", heißt es auf der Webseite. Das Bündnis fordert den "Schutz der Sylter Bürger, Unternehmer und Gäste vor Vandalismus, Bettelei, Bedrohung, Belästigung, Erregung öffentlichen Ärgernisses bis hin zu Nötigung", so der Text der Onlinepetition. "Der finanzielle, als auch der Imageschaden für unsere Insel, ist nicht mehr hinnehmbar."
Rund 200 Menschen unterschreiben die Petition
Die Petition läuft bis zum 13. Juli. Am 12. Juli haben gut 200 Menschen unterzeichnet. "Der Auftritt, das Verhalten der Campbewohner/ 'Punks' empfinde ich als würdelos. Da sie die meiste Zeit auf dem Boden sitzen oder liegen, blickt man auf sie herab. Ich empfinde das im Grunde als eine ausgesprochen perfide Form der Tyrannei", schreibt ein Unterzeichner.
Wer die Organisatoren der Petition und des Zusammenschlusses sind, bleibt unklar. Im Impressum des Bündnisses steht ein G. Schneider, wohnhaft in einer Straße mit vielen Einfamilienhäusern und Tempo 30, in Westerland. Inhaltlich wird das "Freie Unternehmertum Sylt" deutlicher. Man stehe für selbstbestimmtes Handeln, man wolle "dem Geschäft per Handschlag wieder Kraft und Bedeutung geben" und "sich für die Belange der Menschen auf Sylt, die friesische Kultur, die Bewahrung der hiesigen Traditionen" einsetzen.
Sylter Unternehmer mit politischer Ausrichtung
Doch das Bündnis hat auch eine politische Agenda. "Diese Initiative ist die Antwort auf eine Politik, die Unternehmerinnen und Unternehmer kontinuierlich maßregeln und entrechten wollen. Eine Politik, die sich demonstrativ und völlig ungeniert gegen die Wünsche der Bevölkerung entscheidet und derselben genauso ungeniert die Finanzierung aufbürdet", schreiben die Initiatoren.
In einem offenen Brief kritisieren die Sylter Unternehmer die Bundesregierung für die Unterstützung der Ukraine. "Der Krieg, in den Sie uns über Nacht hineingebracht haben, [...] hat nicht nur die Armut hier verschärft", schreibt das Unternehmernetzwerk. "Einen verlässlichen Vertragspartner, wie Russland es unbestritten war, [...] als 'Aggressor' zu beschimpfen, entbehrt der geschichtlichen Betrachtung."
In der Rubrik "Partner" gibt es weitere Hinweise auf die politische Ausrichtung der Sylter. Denn man sei mit "Unternehmer stehen auf" vernetzt. Dieses Bündnis steht der "Querdenker"-Szene nahe. Der "Tagesspiegel" berichtet von einem Angriff auf einen Journalisten bei einer "Querdenker"-Demo am 20. März 2021. Laut der Zeitung soll der Fotojournalist von einem Anhänger der "Querdenken"-nahen Organisation "Unternehmer stehen auf" attackiert worden sein. Mit diesem Bündnis wollen die Sylter enger zusammenarbeiten. "Geplant sind gemeinsame Aktionen dieses ebenfalls frisch gegründeten Bündnisses, um uns und unsere Ideen, Forderungen sichtbar zu machen", schreiben die Unternehmer.
Auch 2023 soll es wieder ein Protestcamp geben
Linke Aktivisten hatten in den sozialen Medien zu einem erneuten Protestcamp auf der Insel Sylt aufgerufen, nachdem es schon 2022 ein solches gegeben hatte. Damals reisten auch Punks auf die Insel und blieben wochenlang. Der von der Insel beauftragte Sicherheitsdienst, aufgestellte Dixi-Toiletten und die Räumung des Camps waren teuer: Rund 200.000 Euro soll das Camp an Kosten verursacht haben. Lesen Sie hier, wie teuer der Punker-Ausflug wirklich war.
Laut der "Kreiszeitung" sei das Camp für dieses Jahr beim Kreis Nordfriesland beantragt worden. Noch gebe es aber keine Genehmigung. Die bestätigte ein Behördensprecher "24hamburg.de". Es soll bereits ein Gespräch zwischen den Anmeldern und der Behörde gegeben haben, in der kommenden Woche soll ein weiterer Termin stattfinden, an dem auch die Polizei und die Gemeinde Sylt teilnehmen sollen.
- tagesspiegel.de: Exklusiv: Angreifer auf Journalisten identifiziert: "Querdenker" streckte Fotografen mit gezieltem Faustschlag nieder
- freies-unternehmertum-sylt.de
- kreiszeitung.de: "Zum Schutz vor Vandalismus": Sylter starten Petition gegen geplantes Protestcamp
- petitionen.com: Sylter und Freunde fordern Ablehnung des Antrags für "Protestcamp" endet am Donnerstag, 13.7.2023.
- 24hamburg.de: "Zum Schutz vor Vandalismus": Sylter starten Petition gegen geplantes Protestcamp
- Eigene Recherche