"Überkommenes Frauenbild" Uni entfernt Frauen-Skulptur – Studierende fordern sie zurück
In Flensburg ist ein Streit um eine Skulptur entbrannt: Aufgrund ihres "überkommenen Frauenbildes" wurde sie abgebaut. Darin sehen einige nun einen Angriff auf die Kunstfreiheit.
Was sich derzeit an der Europa-Universität in Flensburg abspielt, ging offenbar lange Zeit an vielen vorbei – nun regt sich aber Protest: Bereits im Februar war dort auf Bestreben des Gleichstellungs- und Diversitätsausschusses eine Skulptur abgebaut worden. Die Skulptur mit dem Namen "Primavera" des Bildhauers Fritz During zeigt einen stilisierten Körper einer offenbar nackten Frau mit hinter dem Kopf verschränkten Armen. Aufgestellt war sie seit Jahren im Foyer der Universität.
Besonders auffallend ist das breite Becken der Figur. Für Martina Spirgatis, Gleichstellungsbeauftragte der Universität, symbolisiert die Skulptur ein "überkommenes Frauenbild, das nicht geeignet ist, an so zentraler Stelle einer Universität" zu stehen – "als Empfangsdame", wie sie im Gespräch mit der "SHZ" sagte. Studentinnen und Wissenschaftlerinnen der Uni sollen sich zudem beim Anblick der Skulptur unwohl gefühlt haben. Infolge des Antrags wurde sie an einen anderen Ort gebracht, steht nun in einem Büro.
Entfernte Frauenskulptur: Student startet Petition
Inzwischen gibt es aber Gegenstimmen: Bereits vor einem Monat startete ein Student eine Petition unter dem Titel "Primavera zurückholen – Kunstfreiheit schützen!". Auch der Vorstand der Allgemeine Studierendenausschusses (AStA) hat nun die Unterstützung der Petition signalisiert und fordert die Wiederaufstellung.
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Janko Koch, Petitionsersteller und zugleich stellvertretender Vorsitzender des AStA, ärgert sich über den Vorgang: Der Senat der Universität sei bei der Entscheidung nicht involviert gewesen, der Beschluss sei lediglich durch den Gleichstellungsausschuss beim Präsidium eingefordert worden. Das spreche für eine "problematische Arbeitsweise von Präsidium und Ausschuss", sagte er der "SHZ".
Studentinnen reagieren entsetzt
Alina Jacobs, stellvertretende AStA-Vorsitzende, kritisierte zudem: "Der Gleichstellungs- und Diversitätsausschuss des Senats darf sich nicht als alleiniges Sprachrohr für all die weiblichen Studierenden an unserer Universität inszenieren." Die Verbannung der Skulptur sei aus ihrer Sicht ein falsches Signal, viele Studentinnen hätten entsetzt auf die Entfernung reagiert. Das Kernargument der Kritiker: Mit dem Beschluss werde die Kunstfreiheit eingeschränkt.
Mittlerweile steht an der Stelle im Uni-Foyer, wo die "Primavera" zu sehen war, ein Fragezeichen in Regenbogen-Farben. Ob die Frauenskulptur zurückkommt? Die Universität hat sich bislang noch nicht weiter geäußert – möglicherweise kommt es erst nach den Semesterferien zu neuen Entwicklungen.
- shz.de: "Zoff um verbannte Nackt-Skulptur aus Uni Flensburg: Student startet Petition"
- flensburgjournal.de: AStA-Vorstand der Europa-Universität fordert Wiederaufstellung der Primavera
- Eigene Recherche