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Hamburg

Hamburg: Bäderland zieht Konsequenzen – Nach Tot des kleines Mädchens


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Tod eines Mädchens im Hallenbad
Bäderland zieht nach Unfall am Beckenrand Konsequenzen

InterviewVon Martin Busche

Aktualisiert am 10.10.2023Lesedauer: 4 Min.
Kinder bei einem Schwimmkurs (Archivbild): Im Laufe der vergangenen Jahre haben immer weniger Kinder Schwimmen gelernt.Vergrößern des Bildes
Kinder bei einem Schwimmkurs (Symbolbild): Bäderland zieht Konsequenzen aus dem Unglück im Schwimmbad Bondenwald. (Quelle: Sven Hoppe/dpa)

Die Bäderland GmbH zieht Konsequenzen aus dem Unglück im Schwimmbad Bondenwald. Welche das sind, erläutert Bäderland-Pressesprecher Michael Dietel im t-online-Interview.

Trauer im Schwimmbad Bondenwald. Dort ist Mitte letzter Woche ein fünfjähriges Mädchen ums Leben gekommen. Helfer hatten es leblos im Wasser entdeckt und zu retten versucht. Vergeblich. Das Mädchen ist wenig später im Krankenhaus gestorben.

Veranstalterin des betreffenden Schwimmkurses ist die Bäderland GmbH. Das städtische Unternehmen ist für alle öffentlichen Bäder in Hamburg zuständig. Auch jetzt, ein paar Tage nach dem Unglück, finden Kurse statt. Michael Dietel ist Pressesprecher der Bäderland GmbH.

t-online: Herr Dietel, welche Konsequenzen hat Bäderland aus dem Unfall im Schwimmbad Bondenwald gezogen?

Michael Dietel: Natürlich stehen wir hier noch alle unter Schock. Niemand hat dieses Unglück kommen sehen. So etwas in dieser Art gab es noch nie. Darum hinterfragen wir jetzt auch alle etablierten Regeln und stellen alles auf den Prüfstand. Die Sicherheit der Gäste in unseren Kursen und Angeboten hat höchste Priorität.

Was heißt das konkret? Wie viele Personen werden bei den Seepferdchenkursen, die Sie ja weiter veranstalten, am Becken stehen?

Wir haben natürlich weiter vollstes Vertrauen in unser Personal. Sie waren bislang schon sehr aufmerksam und werden jetzt noch aufmerksamer sein. Wie gesagt, einen solchen Fall gab es noch nie, und wir haben ja 30.000 bis 35.000 Kinder pro Jahr in unseren Schwimmunterrichten. Natürlich fragt sich jeder einzelne Mitarbeiter, was er oder sie noch besser machen kann.

Haben Sie denn auch konkret reagiert?

Ja, unsere Bademeister, die sonst die Wasseraufsicht in anderen Bereichen der Bäder machen, werden ihre Aufmerksamkeit zusätzlich auch auf die Schwimmkurse erweitern. So wird die Schwimmlehrer-Betreuung durch die Aufsichtsroutine der anderen Kollegen zusätzlich gestärkt. Wir wollen auch durch andere Aspekte besorgten Eltern das gewohnt gute Gefühl zurückgeben.

Was bedeutet das?

In der Regel sind Eltern nicht mit beim Kurs, das hat pädagogische Gründe. Aber sie haben jetzt natürlich und verständlicherweise vielfach ein mulmiges Gefühl. Das würde uns als Eltern ganz genauso gehen. Das verstehen wir auch.

Wir möchten den Eltern die größtmögliche Sicherheit bieten. Deshalb können sich die Eltern jetzt gern und in Rücksprache mit ihren jeweiligen Schwimmlehrern und -lehrerinnen auch einen persönlichen Eindruck von unseren Kursen machen, sehen, wo ihre Kinder schwimmen lernen, erfahren, wer sie unterrichtet, und natürlich auch einmal bei einem Kurs oder Kursteil zusehen.

Wie werden die Bademeister denn mit eingebunden, wie Sie sagen? Grundsätzlich waren die ja auch schon vorher da, die haben nur andere Sachen gemacht, als den Kurs zu beaufsichtigen.

Die Bademeister werden den Kurs jetzt mit in ihre Badeaufsichtsroutine einbeziehen. Die Aufsicht der Schwimmlehrkraft wird also dadurch gestärkt, dass zusätzliches Personal um die Becken geht, zum Beispiel, um verschiedene Blickwinkel in die Becken zu haben. Dennoch werden Lerngruppen natürlich weiterhin nur so groß sein, dass ein Schwimmlehrer gut und sicher mit den Gruppen arbeiten kann.

Sind das jetzt vorübergehende Maßnahmen oder sind die auf Dauer angelegt?

Das ist erst mal das, was wir jetzt sofort machen, und unsere Reaktion auf den tragischen Unfall. Weitere konkrete Ansätze und auch die vielleicht nötige Überarbeitung der bisherigen Regeln, die ja auf Bundesebene gemeinsam mit DLRG, Wasserwacht, Deutschem Schwimmverband usw. gleichermaßen für alle Anbieter von Schwimmunterricht formuliert wurden, prüfen und hinterfragen wir.

Die tatsächliche Unfallursache wird derzeit von den zuständigen Stellen ebenfalls ermittelt. Auch daraus gibt es möglicherweise etwas abzuleiten, an das wir momentan gar nicht denken können.

Wie ist denn da der Stand?

Dazu kann ich nichts sagen. Die Untersuchungen konkret in diesem Fall liegen ja nicht bei uns, sondern bei der Polizei. Sobald es da was Neues gibt, auf das wir reagieren können, werden wir das natürlich tun. Wir überprüfen natürlich auch die aktuellen Richtlinien

Ein Vater eines Kindes, das beim Unfall dabei war, hat schwere Vorwürfe gegen Bäderland erhoben. Unter anderem sollen Sie die psychologische Hilfe für Kursteilnehmer und Verwandte zu spät angeboten haben. Wie war das vor Ort?

Wir haben Verständnis, dass ein betroffener Vater sich in der unmittelbaren Akutsituation verloren und hilflos vorkommt. Das bedauern wir ausdrücklich. Nachdem der Unfall passiert und die Rettung des Kindes angelaufen war, traf neben den Rettungskräften der Feuerwehr und des Rettungsdienstes auch das Kriseninterventionsteam des DRK vor Ort ein, um betroffenen Kindern und Eltern unmittelbar vor Ort psychologische Betreuung anzubieten.

Ich hoffe sehr, dass die Betroffenen das Angebot wahrgenommen haben. Wir haben nach der traurigen Nachricht vom Tod des Mädchens schriftlich erneut die Betreuung durch das DRK empfohlen und die Kontakte hergestellt. Darüber hinaus bereiten wir weitere Angebote für die betroffenen Familien vor. Einerseits, um die Eltern im Umgang mit ihren Kindern zu unterstützen und natürlich auch, um den späteren Weg zum Fortsetzen des Schwimmenlernens der Kinder zu ermöglichen.

Da jeder und jede individuell anders trauert und Traumata unterschiedlich verarbeitet, wollen wir den betroffenen Familien die größtmögliche Offenheit anbieten, jeweils genau so vorzugehen, wie sie es einzeln für sich gut und machbar empfinden. Leider haben wir darin noch keine Erfahrung, weil es ja einen solchen Unglücksfall noch nie gab. Daher machen wir dabei sicherlich auch Fehler. Das ist nicht glücklich, aber es ist besser, als es nicht zu tun.

Wie sieht denn so ein Notfallmanagement bei Bäderland konkret aus?

Dafür gibt es keinen Ablaufplan, der in der Schublade steckt und herausgezogen werden kann. Was es gibt, ist ein klar umrissener Rettungs- und Reaktionsplan für unsere Rettungsschwimmer und Bademeister. Also was zu tun ist, wenn es Unfälle und Notfälle im Wasser gibt. Aber der Ablauf nach einem solchen Unglück wie letzte Woche lässt sich nicht planen.

Herr Dietel, vielen Dank für das Gespräch.

Verwendete Quellen
  • Interview mit Michael Dietel, Pressesprecher der Bäderland GmbH
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