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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Antisemitismusbeauftragter Hamburg engagiert sich zu wenig gegen Judenfeindlichkeit
Der Antisemitismusbeauftragte des Senats fordert vom Hamburger Senat mehr Engagement gegen judenfeindliche Angriffe. Gute Worte reichten nicht aus.
Der Hamburger Senat muss aus dem Angriff der Hamas auf Israel Konsequenzen ziehen. Darauf dringt Stefan Hensel, Antisemitismusbeauftragter des Senats, am Dienstag im Gespräch mit t-online.
Konkret fordert er mehr Geld für deutsch-israelische Jugendbegegnungen. Nur der direkte Kontakt zwischen beiden Völkern helfe, den wachsenden Antisemitismus auch in Hamburg zu bekämpfen, glaubt er.
Wie die Polizei meldet, kam es erst gestern wieder zu einem antisemitischen Angriff auf zwei Frauen. Diese hatten sich bei der Solidaritätsdemonstration für Israel engagiert und wurden dort attackiert. Die Täter zerrissen anschließend Israel-Flaggen. Details lesen Sie hier.
Hensel wünscht mehr Direktflüge nach Israel
Auch die Arbeitsgemeinschaft Hamburg der Deutsch-Israelischen Gesellschaft beklagt den wachsenden Antisemitismus in der Stadt. Sie verzichtet deshalb darauf, eine Solidaritätsdemonstration mit Israel zu organisieren. Stattdessen hat sie eine Spendenaktion für Opfer des Krieges ins Leben gerufen. Details lesen Sie hier. Die Arbeitsgemeinschaft fürchtet, auf große Protestveranstaltungen später zurückgreifen zu müssen, falls sich die Situation weiter zuspitzt.
Hensel sieht die wachsende Gefahr ebenfalls und kritisiert deshalb, der Hamburger Senat engagiere sich nicht genug dagegen.
Bayern zum Beispiel setze sich sehr für das geplante deutsch-israelische Jugendwerk ein, biete sich als Sitz des Werkes an, presche insgesamt bei dem Thema voran. "In Hamburg vermisse ich diese Initiative", so Hensel.
Die Schaffung des Jugendwerks hatten Bundesjugendministerin Lisa Paus und die israelische Bildungsministerin Yifat Shasha-Biton im letzten Jahr vereinbart. Damals hatten beide Ministerinnen eine Absichtserklärung unterzeichnet, mit der sie die jugendpolitische Zusammenarbeit auf eine neue Stufe heben wollen.
Bis das Jugendwerk aber arbeite, dauere es seine Zeit, weiß Hensel. "Hamburg könnte in der Zwischenzeit eigene Initiativen starten", wünscht sich Hensel. "Die fehlen."
Insgesamt wünscht er sich für Hamburg auch eine bessere Infrastruktur in Bezug auf Israel. Dazu gehörten so simple Dinge wie Direktflüge vom Hamburger Flughafen. Weil es die nicht gebe, würden Jugendgruppen abgeschreckt, die grundsätzlich Israel besuchen wollten, glaubt er. "Letztendlich landen die dann doch wieder auf Mallorca oder Gran Canaria. Da kommen sie einfach besser hin."
Die Solidarität mit Israel wird nachlassen
Natürlich begrüßt auch er die verschiedenen Hilfsangebote für Israel, die jetzt auch in Hamburg anlaufen. Mehr Details siehe hier. Die Solidarität mit Israel wird aber wieder nachlassen, glaubt er.
"Spätestens wenn die israelische Gegenoffensive angelaufen ist und es schlimme Bilder von Toten aus dem Gazastreifen geben wird", schätzt Hensel. Dann werde sich die Stimmung in Deutschland drehen. Er erwartet dann auch in Hamburg Stimmen, die den Angriff der Israelis hinterfragen.
Den geplanten Angriff der Israelis hält er für notwendig
Für Hensel ist der Angriff aber "notwendig, weil Israel auf diesen Angriff hart und konsequent reagieren muss". Auch wenn es im Gazastreifen möglicherweise auch unschuldige Opfer treffe. "Aber Israel muss das Recht haben, sich zu wehren."
- Telefongespräch mit Stefan Hensel, Antisemitismusbeauftragter des Hamburger Senats