Frachterunglück vor Helgoland Kollision im Nadelöhr
Vor Helgoland verlaufen zwei der meistbefahrenen Schifffahrtstraßen der Welt. Genau dort sind nun zwei Frachtschiffe verunglückt.
Experten sprechen von Autobahnen, wenn auch auf dem Wasser. Denn vor Helgoland und Langeoog verlaufen zwei der weltweit meistbefahrenen Wasserstraßen. Das sogenannte Verkehrstrennungsgebiet (VTG) "Terschelling German Bight" läuft relativ nah entlang der Küsten von Helgoland und Langeoog. Weiter nördlich liegt das VTG "German Bight Western Approach".
Beide werden auch noch von Schiffen durchquert, die die Ems, die Weser und die Elbe ansteuern. Auch Schiffe, die zu den Offshore-Windparks in der deutschen Nordsee wollen, müssen dort durch.
Genau an diesem Nadelöhr sind am Mittwoch die beiden Frachtschiffe kollidiert. Die "Polesie" war in Hamburg gestartet und auf dem Weg nach Spanien. Die gesunkene "Verity" kam aus Bremen, wollte nach Nordengland. Kurz vor Helgoland haben sich beide getroffen und sind dort kollidiert – warum, ist noch unklar
Wie und wo Schiffe auf diesen Routen fahren dürfen, ist streng geregelt. Die Wasser-Autobahnen, bestehen aus einzelnen Fahrspuren je Richtung, wie man sie tatsächlich von Autobahnen kennt. Es gibt sogar eine Mittellinie, auf denen das Fahren verboten ist.
Die strenge Regelung ergibt Sinn, denn besonders auf der "Terschelling-German Bight" reiht sich Schiff an Schiff. Das zeigen Zahlen aus den Jahren 2019/2020, die der Deutsche Bundestag veröffentlicht hat. Aktuellere Zahlen liegen nicht vor.
Die Terschelling-Route nutzen 500 Schiffe im Monat
Demnach nutzen im Schnitt 500 Schiffe im Monat die Strecke entlang der beiden Inseln. Zum Vergleich: Die "German Bight Western Approach" haben im gleichen Zeitraum lediglich rund 100 Schiffe monatlich genutzt. Meist besonders große Schiffe, Tanker und Frachter mit gefährlicher Ladung.
Kein Wunder also, dass Anwohner der Küstengebiete sich weniger Verkehr vor den Inseln wünschen. Denn genau auf der Terschelling-Route ist vor Wochen auch der Frachter "Fremantle Highway" verunglückt. Um ein Haar hätte das in einer Umweltkatastrophe geändert. Das Schiff mit Hunderten Autos an Bord stand in Flammen und musste abgeschleppt werden.
Die jetzt gesunkene "Verity" hatte 130.000 Liter Diesel an Bord. Läuft das aus, könnte das ebenfalls zu einer Umweltkatastrophe führen können, fürchten Experten.
- elwis.de: Verkehrstrennungsgebiete
- stern.de: Nach Frachter-Kollision in der Nordsee: Suche nach Vermissten eingestellt
- bundestag.de: Drucksache 19/30613