Frachterkollision vor Helgoland Ermittlungen zu Schiffsunglück dauern mindestens ein Jahr
Nach dem tödlichen Zusammenstoß zweier Frachter in der Nordsee laufen die Untersuchungen zur Unglücksursache. Zunächst ist jedoch Geduld gefragt.
Nach der Frachter-Kollision auf der Nordsee mit fünf toten Seeleuten laufen die Ermittlungen zur Unglücksursache. "Es wurden Beweise, zum Beispiel die Daten des Schiffsdatenschreibers der 'Polesie' sichergestellt", teilte der Direktor der Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung, Ulf Kaspera, am Montag mit. "Weitere Daten und Informationen wurden und werden weiterhin in enger Abstimmung mit den beteiligten Untersuchungsstellen eingeholt."
Ausgewertet werden demnach Zeugenbefragungen, Kommunikationsdaten, Wetterdaten und Daten der Betauchung des Wracks. Alle Informationen würden gesichtet, analysiert und ausgewertet, um ein zusammenhängendes Bild vom Unfallhergang und den ihn begünstigenden Faktoren zu erhalten.
"Am Ende dieses Prozesses werden Empfehlungen ausgearbeitet, die zukünftige Unfälle dieser Art verhindern sollen", so Kaspera. Erfahrungsgemäß sei von einer Mindestdauer von einem Jahr für eine solche Untersuchung auszugehen.
Unglücksfrachter "Polesie" nimmt wieder Fahrt auf
Am vergangenen Dienstagmorgen waren das mit Stahlblechen beladene Küstenmotorschiff "Verity" und der mit 190 Metern Länge größere Frachter "Polesie" in der Deutschen Bucht rund 22 Kilometer südwestlich von Helgoland zusammengestoßen. Die "Verity" sank daraufhin schnell. Die Behörden gehen davon aus, dass fünf Seeleute bei dem Unglück ums Leben kamen.
Der Frachter "Polesie" hat inzwischen den Hafen in Cuxhaven verlassen. Wie aus Angaben des Tracking-Dienstes Vesselfinder hervorgeht, war der Frachter am Montag auf dem Weg nach La Coruña in Spanien. Demnach ist die Ankunft dort für den kommenden Mittwoch (1. November) geplant. Hier lesen Sie mehr dazu. Das unter der Flagge Bahamas fahrende Schiff wollte ursprünglich von Hamburg nach La Coruña.
Nach dem tödlichen Unfall fuhr der Frachter aus eigener Kraft nach Cuxhaven. Dort befragte ein Team aus deutschen und britischen Ermittlern die Brückenbesatzung. Ziel war, Hinweise auf die Unfallursache zu erhalten. Die Untersuchung wird zusammen mit den beiden Flaggenstaaten der Frachter Bahamas und Großbritannien geführt. In Cuxhaven wurden auch Daten des Schiffsdatenschreibers erhoben und Schäden am Schiff begutachtet.
"Verity"-Eigner soll Schiffswrack aus der Nordsee bergen
Wie es mit dem gesunkenen Frachter weitergeht, war am Montag zunächst unklar. Am Freitagabend sei der Eigner der "Verity" aufgefordert worden, das Wrack zu beseitigen, teilte die Sprecherin der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt am Montag mit. "Es handelt sich um eine Bergeaufforderung, aufgrund von verkehrlichen und Umweltschutzgründen."
Für Montag waren demnach weitere Gespräche mit dem Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) Weser-Jade-Nordsee, dem Eigner/Reeder und dem Versicherer geplant, um das weitere Vorgehen zu besprechen. "Vorgesehen ist ein Tauchereinsatz und das Kürzen der beiden Masten des Wracks. Darüber hinaus wird geprüft, ob es Leckagen gibt, die weitere Maßnahmen erforderlich machen", so die Sprecherin.
Im Bereich des Unfallortes liegt eine beleuchtete, schwarz-rot-schwarze Tonne als Signal für die Schifffahrt. Es gilt ein Sperrgebiet von einer halben Seemeile um das Wrack, das in rund 30 Metern Tiefe liegt. Die Verkehrszentrale Wilhelmshaven überwacht das Gebiet. Der Unfallort liegt in einem der meistbefahrenen Seegebiete weltweit.
- Nachrichtenagentur dpa