Passagiere kommen früher Bahnstreik sorgt für volle Terminals am Flughafen
Profitiert der Hamburger Flughafen vom Lokführerstreik? Nein, im Gegenteil, sagt Airportchef Kunsch. Die Unsicherheiten bei der Anreise wirkten sich negativ auf den Betrieb aus.
Der am Mittwochmorgen begonnene Lokführerstreik hat nicht nur Auswirkungen auf den Bahnverkehr, sondern beeinträchtigt auch den Betrieb am Hamburger Flughafen. Wie der neue Geschäftsführer des Flughafens Hamburg, Christian Kunsch, erklärte, werde es durch den Streik für viele Passagiere schwieriger, zum Flughafen zu gelangen.
Beim letzten Streik der Gewerkschaft Deutscher Lokführer (GDL) vor zwei Wochen mussten sich die Passagiere trotz eines S-Bahn-Verkehrs im 20-Minuten-Takt mit ausgefallenen Zügen auseinandersetzen. Dies habe dazu geführt, dass viele deutlich früher als notwendig am Flughafen erschienen seien – aus Angst, ihren Flug zu verpassen.
Die Folge waren überfüllte Terminals und lange Schlangen vor dem Check-in – obwohl die Schalter noch gar nicht geöffnet seien. "Unser normaler Prozess wird gestört", sagte Kunsch der Deutschen Presse-Agentur. Auf seiner Webseite empfiehlt der Hamburger Flughafen, bei der Anreise auf U-Bahnen und Busse auszuweichen.
Höhere Nachfrage bei innerdeutschen Flügen
Auf die Flugbuchungen hat der sechstägige Streik bis Montag nach Einschätzung des Airportchefs kaum Auswirkungen. Für ein kurzfristiges Umsteigen von der Bahn in den Flieger fehlten die Kapazitäten. "Die Flieger sind gut ausgelastet", sagte Kunsch. Es gebe nur noch wenige freie Plätze und die Preise seien enorm hoch. "Einer Airline fällt es zurzeit schwer, irgendwo noch mal ein Flugzeug herzuholen und eine Crew auf das Flugzeug zu setzen", erklärte Kunsch.
Der Lufthansa-Konzern berichtete am Dienstag über eine höhere Nachfrage auf innerdeutschen Strecken. Weil es für den Streikzeitraum "einige zusätzliche Buchungen" gebe, setze man größere Flugzeuge. Auch die Eurowings-Tochtergesellschaft bemerkte einen sprunghaft gestiegene Nachfrage auf ihren innerdeutschen Strecken – und sprach vom höchsten Buchungseingang der vergangenen vier Jahre. Der Marktführer an Flughäfen wie Düsseldorf, Hamburg, Berlin, Köln/Bonn und Stuttgart verfügt nach eigenen Angaben noch über freie Kapazitäten.
Bahnstreik dauert bis Montag an
Hintergrund für den Streik bei der Deutschen Bahn ist der seit November andauernde Tarifkonflikt. Es ist bereits der vierte und mit sechs Tagen zugleich längste Arbeitskampf. Neben finanziellen Forderungen geht es in dem Konflikt vor allem um die Absenkung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter. Die GDL fordert eine Reduzierung von 38 auf 35 Stunden bei gleichbleibendem Gehalt.
Die Bahn hat bisher ein Wahlmodell angeboten, das eine einstündige Absenkung ohne finanzielle Einbußen vorsieht. Wer sich dagegen entscheidet, erhält stattdessen 2,7 Prozent mehr Geld. Gewerkschaftschef Claus Weselsky sieht in der Offerte keine Grundlage für weitere Verhandlungen.
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa