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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Konzert in Hamburg Howard Carpendale: War das wirklich der Abschied?
Seit 55 Jahren ist Howard Carpendale einer der liebsten Schlagerstars der Deutschen. Mit 78 ist der Sänger noch einmal auf großer Tour. So war sein Konzert in Hamburg.
Einmal hatte er seinen Abschied ja schon angekündigt. 2003 sollte Schluss sein mit der großen Karriere des Howard Carpendale. Aber er kam wieder. Und ist 21 Jahre später vorsichtiger: "Let’s Do It Again", 2023 erschienen, soll die letzte neue Platte sein, inklusive Tour. Ob es danach noch weitere Konzerte geben könnte? Möglich.
Die Fans haben nach wie vor Lust auf die südafrikanisch-deutsche Schlagerlegende. Nur wenige Plätze bleiben in der Barclays Arena frei. Alles angerichtet also für eine große, vielleicht letzte "Howie"-Party. "Für diejenigen, die nicht wissen, wie ich heiße: Mein Name ist Howard Carpendale", sagt der zur Begrüßung. Man wisse ja nie, welcher Ehemann nur gekommen sei, weil die Frau einfach mal zwei Karten gekauft hätte.
Im ersten Teil des Abends stehen neuere Songs auf dem Plan. "Let's Do It Again", "Eine Nacht in New York City", "Du bist das Letzte" oder "Ist das Leben genug" heißen diese. In ihnen geht es, wie früher, um die Liebe in all ihren verschiedenen Arten. "Liebe ist das Allerwichtigste", betont Carpendale.
Erinnerungen an die "ZDF-Hitparade"
Der 78-Jährige kommt im Anzug und mit Schal auf die Bühne, sitzt meist lässig auf einem Hocker, fast so wie damals auf der Treppe der "Hitparade". 57 Mal sei er dort aufgetreten und ohne den ZDF-Klassiker säße er wohl gar nicht hier, erzählt er. Da setzt die Band schon zur legendären Titelmusik an.
Es folgt ein Klassikerblock mit Songs wie "Ob-La-Di, Ob-La-Da", "Tür an Tür mit Alice" (mit lautem "Who the F*** is Alice") oder "Das schöne Mädchen von Seite 1" (aufgebohrt mit einem Rap-Teil). "Hello Again" (uh, uh, uh, uuuuuh!) fehlt genauso wenig wie "Samstagnacht", "Wie frei willst du sein" oder "Du fängst den Wind niemals ein".
Alleine steht der Altmeister natürlich nicht auf der Bühne. Eine 14-köpfige Band mit Streichern, Saxophonisten und Trompetern unterstützt "Howie". Die Balladen klingen noch mehr nach Herzschmerz, die flotten Lieder bekommen noch mehr Kraft. Das passt gut zusammen.
Altmeister begeistert: Hamburg liebt "Howie"
Erst nach zwei Stunden und 40 Minuten (mit 30 Minuten Pause) ist Schluss. Zum Finale geben Sänger und Band noch einmal alles. "Nachts, wenn alles schläft", "Ruf mich an" und zum fulminanten Abschluss: "Ti amo". Carpendale weiß einfach, wie er ein Konzert gestalten muss. Das Publikum steht zumindest sehr oft auf, klatscht und singt mit. Zwischendrin sitzt übrigens hohe Schlagerprominenz: Béatrice Egli bekommt einen lieben Gruß, Nik P. ("Ein Stern, der deinen Namen trägt") darf kurz auf die Bühne.
Am Ende dieses Abends bleibt die Frage: War es das jetzt wirklich? Wer mit 78 noch so viel Power hat, ist doch noch längst nicht fertig. "Ich sage nicht Tschüs, nur Dankeschön", sagt "Howie". Aber man weiß ja nie, wie lange die Gesundheit noch mitmacht. In dieser Form würde sich Carpendale jedenfalls mit großem Anstand von der Bühne verabschieden. Es wäre einem wie ihm nur würdig.
- Besuch des Konzerts von Howard Carpendale am 29. Mai 2024 in Hamburg
- mdr.de: "Howard Carpendale: Nach dem Album ist Schluss"