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Zum journalistischen Leitbild von t-online."Eras Tour" in Hamburg Der Preis für den Swift-Kult: "Knapp 7.000 Euro bezahlt"
Es sind noch einige Stunden, bis Taylor Swift in Hamburg auftritt. Dennoch pilgern Fans schon am frühen Morgen zum Volksparkstadion. Warum? t-online hat mit "Swifties" gesprochen.
Rund 7.000 Kilometer Luftlinie liegen zwischen Hamburg und dem Zuhause von Xiangli Wang und Yao Xu. Das Paar aus China hat viel auf sich genommen, um jetzt vor dem Volksparkstadion in einer langen Schlange zu stehen – und zu warten. Es ist gerade mal 9 Uhr. Erst in rund zehn Stunden sehen die beiden, für wen sie 20 Flugstunden auf sich genommen haben: Taylor Swift.
Rund 100.000 Menschen strömen am Dienstag und am Mittwoch ins Hamburger Volksparkstadion, um den Auftritt von Taylor Swift im Rahmen ihrer "Eras Tour" zu sehen. Die Fans, die sich auch "Swifties" nennen, kommen aus der ganzen Welt. Gemeinsam könnten sie Teile Hamburgs zum Beben bringen. Denn bei vergangenen Konzerten der Popsängerin wurde beobachtet, dass der Boden vibriert, wenn ihre Fans springen und tanzen.
VIP-Tickets für mehr als 600 Euro
"Sie symbolisiert für mich Stärke", sagt Wang auf Englisch über den Weltstar. Die 27-Jährige hat Taylor Swift während ihrer Highschool-Zeit entdeckt. Songs wie "Look What You Made Me Do" hätten sie inspiriert, erzählt sie. "Die Lyrics zeigen, dass du durch schwere Zeiten gehen und diese überwinden kannst."
Auf ihrer Wange zeichnet sich ein zartes rotes Herz ab. Wangs Freund steht neben ihr und lächelt sie an. Der 29-Jährige scheint vor allem seiner Freundin zuliebe dabei zu sein. Mit seinem eher schlichten Look sticht er aus der Masse heraus: kein Glitzer, kein Pink, kein Tüll, keine bunten Freundschaftsarmbänder.
Weiter vorn in der Schlange sitzt Amalie Demuth auf dem Boden und näht bunt glänzende Pailletten auf eine Corsage. "Ich bin etwas spät dran mit meinem heutigen Outfit", sagt sie und lacht. Sie und ihre Freundin Lilian Zawierucha, beide aus Rostock, wollen sich erst umziehen, kurz bevor sie in das Stadion eingelassen werden. Bereits seit 5 Uhr morgens sind sie hier und waren bei Weitem nicht die Ersten.
"Wir haben sehr viel Geld für die VIP-Tickets gezahlt, da will dann niemand in einer der hinteren Reihen stehen", sagt Demuth, die ein graues Shirt mit aufgedruckten Taylor-Swift-Fotos trägt. Sehr viel Geld – konkret sind das mehr als 600 Euro. Das haben die meisten der rund 100 jungen Menschen gezahlt, die hier so früh in der Schlange sitzen. Sie alle kommen als Erstes ins Stadion – und haben dort die Möglichkeit, ganz vorn zur Bühne zu gelangen.
Die Schattenseite der Swift-Konzerte
Ausschließlich fair gehe es dabei nicht zu, sagen Demuth und Zawierucha. Die erste Reihe sei umkämpft, manchmal gehe dabei ein wenig von dem verloren, worauf die "Swifties" eigentlich so stolz sind: Zusammenhalt und Gemeinschaftsgefühl.
Doch negative Momente seien selten. Die positiven überwiegen für die beiden jungen Frauen deutlich. So sehr, dass sie nicht nur in Hamburg das Swift-Konzert besuchen – auch Gelsenkirchen, London, Paris und München standen auf der Liste. Teure VIP-Tickets gönnten sie sich aber nur in Hamburg. Hier übernachten sie bei einer Freundin. Das spart Geld.
"Das ist alles sehr teuer", sagt Zawierucha. Doch es lohne sich. Die Stimmung bei den Konzerten sei beflügelnd, einige neue Konzert-Kontakte seien von Dauer.
Junge Soldatin: "Schmutzige Dixi-Klos machen mir keine Angst"
Besonders teuer ist das Konzerterlebnis auch für das junge Paar aus China. "Hin- und Rückflüge, Übernachtungen, VIP-Tickets", zählt Wang auf, während ihr Freund rechnet. "Wir haben knapp 7.000 Euro gezahlt", schätzt er schließlich. Sie arbeitet am College, er in der Forschung. Das Geld reiche, um sich einen so besonderen Ausflug zu leisten. In vier Tagen fliegen sie wieder nach Hause, zurück nach China, wo die "Eras Tour" keinen Stopp einlegen wird.
Demuth hat vorab Geld gespart. Sie studiert in Rostock Mediendesign, nebenbei jobbt sie. Zawierucha kann sich die Konzerte leisten, da die 20-Jährige Vollzeit als Soldatin arbeitet. Nur Urlaub musste sie beantragen. Ein paar belustigte Kommentare ihrer männlichen Kollegen habe sie dafür kassiert. "Aber das ist ja allgemein nichts Besonderes", sagt sie und grinst. Vor allem einen Vorteil habe ihr Job: Das stundenlange Warten auf hartem Boden sei für sie keine große Herausforderung: "Und schmutzige Dixi-Klos machen mir auch keine Angst."
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