"Die stellen sich tot" Ein Jahr ohne warmes Wasser: Hamburger Mieter verzweifeln
Die Mieter eines Wohnblocks in Rahlstedt müssen seit einem Jahr ohne warmes Wasser leben. Die Bewohner können nur draußen duschen. Das sagt der Vermieter.
In 30 Hamburger Wohnungen fließt seit zwölf Monaten nur noch kaltes Wasser aus dem Hahn. Morgens vor der Arbeit unter die wohlig-warme Dusche zu springen – davon können die Mieterinnen und Mieter, die im Wohnkomplex am Alaskaweg leben, nur noch träumen.
Im November 2023 hieß es von der Hausverwaltung EB-Immobilienmanagement, dass alle Wohnungen aufgrund maroder Rohre Wasserschäden erlitten hätten und die Rohre nun ausgetauscht werden müssten. Deshalb müsse das Warmwasser abgestellt werden. Bloß: Bis zu den ersten Arbeiten sollten danach noch viele Monate vergehen.
Hamburg: Vermieter stellt Container als Ersatz-Duschen auf
Die Sanierungen haben erst im August 2024 begonnen und wurden laut Mietern nach kurzer Zeit wieder beendet – weil Rechnungen nicht bezahlt worden sein sollen. Die Hausverwaltung dementiert das: "Einen Baustopp aufgrund von ausbleibenden Zahlungen gab es nicht." Vor dem Start der Arbeiten wären "planerische Vorleistungen" notwendig gewesen. Zunächst hatte das "Abendblatt" darüber berichtet.
Seit Juli können die Bewohner wenigstens in Containern vor dem Wohnhaus normal duschen. Zwei Duschen und Toiletten gibt es für Männer, jeweils zwei weitere für Frauen – bei insgesamt 30 Parteien. Man hätte diese Lösung gern schon früher angeboten, sagt die Hausverwaltung, doch: "Aufgrund von diversen Großveranstaltungen in diesem Jahr kam es zu einer entsprechenden Knappheit, wovon auch wir betroffen waren." Mittlerweile sind auch die Rohrsanierungen wieder angelaufen.
Hamburger Mieter verärgert: "Die stellen sich tot, ducken sich weg"
"Wenn du dich erst mal anziehen musst, damit du dein Geschäft machen kannst, dann ist das nicht in Ordnung", sagt Anwohner Ralf Kneip. Im Haus wohne auch eine Familie mit einem behinderten Kind, ergänzt Nachbar Dieter Glaß. "Wie sollen die das machen?" Die Hausverwaltung sei keine Hilfe: "Die stellen sich tot, ducken sich weg und ignorieren alles", sagt Glaß. Außerdem seien die Container dreckig.
Nicht nur das fehlende Warmwasser ist ein Problem für die Bewohner am Alaskaweg. Einige Wohnungen sind durch den Wasserschaden mittlerweile von Schimmel befallen – teils ist das an den Wänden sehr deutlich sichtbar. "Die Bekämpfung des Schimmelbefalls in den Wohneinheiten wird fortlaufend durchgeführt", sagt EB-Immobilienmanagement. Die erste Hälfte der Wohnungen soll im Dezember wieder Warmwasser haben, der Rest bis Januar folgen.
Mieterverein warnt Hamburger Politik vor "schwarzen Schafen"
Das Thema liegt längst beim Mieterverein zu Hamburg auf dem Tisch, dort haben einige der Mieter Hilfe gesucht. "Wir melden uns permanent bei der Hausverwaltung", sagt der Vorsitzende Rolf Bosse. Doch auch der Mieterverein beißt dort auf Granit: "Wir bekommen so gut wie überhaupt keine inhaltliche Antwort von der Vermieterseite." Für Rolf Bosse ist klar, dass die Bewohner Mietminderungsansprüche haben und Kosten etwa für anfallende Reinigungsarbeiten geltend machen können.
Bosse fordert die Politik zum Handeln auf: "Es gibt zunehmend schwarze Schafe, die einfach die Gebäudesubstanz verwahrlosen lassen und sich nicht darum kümmern. Wir müssen gucken, dass wir die Mieterinnen und Mieter nicht alleine lassen."
- Reporter vor Ort
- Nachrichtenagentur News5