Schmuggel verlagert sich Hafenbilanz: So viel Kokain entdeckten Ermittler
Rund 34 Tonnen Kokain wurden 2023 im Hamburger Hafen sichergestellt. In 2024 waren es deutlich weniger. Woran liegt das?
Die Menge des in deutschen Containerhäfen sichergestellten Kokains wird 2024 voraussichtlich deutlich geringer ausfallen als im Vorjahr. Im Hamburger Hafen entdeckten Zoll und Polizei bisher rund fünf Tonnen der Droge – ein deutlicher Rückgang im Vergleich zu den etwa 34 Tonnen, die dort 2023 beschlagnahmt wurden.
Der größte Fund dieses Jahres gelang Ende September: In einem Bananencontainer wurden über zwei Tonnen Kokain sichergestellt. Weitere größere Mengen, etwa eine Tonne im April und Mai sowie eine halbe Tonne im Januar, wurden ebenfalls entdeckt. Behörden geben Funde oft erst nach Wochen bekannt, weshalb eine abschließende Jahresbilanz derzeit nicht vorliegt. Dennoch gilt als sicher, dass die Rekordmarke des Vorjahres nicht erreicht wird. Bundesweit waren 2023 mindestens 43 Tonnen Kokain beschlagnahmt worden, davon allein 34 Tonnen in Hamburg.
Höhere Preise durch verknapptes Angebot
Hamburgs Polizeipräsident Falk Schnabel bezeichnete die Sicherstellung von 2,1 Tonnen im September als großen Erfolg und lobte die behördenübergreifende Zusammenarbeit im neuen Hafensicherheitszentrum. Dennoch betonte er, dass die Dunkelziffer weiterhin hoch sei. "Wir nehmen wirklich wahr, dass die Kokainpreise nach oben gehen, weil das Angebot verknappt ist", so Schnabel.
Auch internationale Entwicklungen beeinflussten die Situation: Rotterdam und Antwerpen, die größten Nordseehäfen Europas, melden ebenfalls sinkende Mengen. Der niederländische Zoll beschlagnahmte im ersten Halbjahr 2024 16 Tonnen Kokain, während es im Vorjahreszeitraum noch 28 Tonnen waren.
Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher warnte jedoch, dass der Drogenschmuggel sich verstärkt an die Elbe verlagern könnte."Wir wollen in dieser Folge jetzt nicht der dritte Hafen sein, in den die Drogenbanden ausweichen", sagte Tschentscher Ende November.
Über die Küsten: Geänderte Taktiken der Kartelle?
Neben den Häfen stehen auch alternative Schmuggelwege im Fokus. Immer wieder werden Pakete mit Kokain an Nord- und Ostseestränden angespült. Auf Föhr, Amrum und Sylt fanden Spaziergänger kürzlich 175 Kilogramm Kokain, weitere 20 Kilogramm wurden im Juli in Heiligenhafen entdeckt. Ob diese Funde auf geänderte Taktiken der Drogenkartelle hinweisen, wollte Zollsprecher Andreas Thaysen nicht bestätigen.
Dass der Drogenschmuggel nicht immer reibungslos klappt, zeigt ein Prozess am Landgericht Oldenburg: Zwei Männer, die mit einem Krabbenkutter nach einer Tonne Kokain in der Nordsee suchten, wurden Ende November zu Haftstrafen verurteilt. Ihr Plan scheiterte, als sie den Fahndern ins Netz gingen. Was mit der gesuchten Ladung geschah, bleibt unklar.
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- Nachrichtenagentur dpa