Vorwürfe nach Konzert-Video Terror-Ermittlungen: Hamburg-Auftritt von Kneecap abgesagt

"Töte deinen Abgeordneten" und "Es lebe Hamas" – nach solchen angeblichen Aussagen steht Kneecap unter Terrorverdacht. Das wirkt sich auf das Deutschland-Gastspiel der Rapper aus.
Wegen mutmaßlicher Aufrufe zur Gewalt ermittelt die britische Anti-Terror-Polizei gegen die nordirische Rap-Gruppe Kneecap. Das hat direkte Folgen für Deutschland: Das für September geplante Konzert der Band in Hamburg wurde abgesagt. Auch Auftritte in Berlin und Köln entfallen. Das geht aus Angaben des Ticketanbieters Eventim hervor.
Hintergrund der Ermittlungen sind Aussagen, die bei Konzerten im November 2023 in London gefallen sein sollen. In Internetvideos ist zu hören, wie ein Bandmitglied sagt: "Nur ein toter Tory ist ein guter Tory" sowie "Töte deinen Abgeordneten". In einem weiteren Clip wird angeblich gerufen: "Es lebe Hamas, es lebe Hisbollah." Die beiden Milizen gelten in der EU als Terrororganisationen.
Politiker fordern Auftrittsverbot von Kneecap
Die britische Nachrichtenagentur PA zitierte am Mittwoch einen Sprecher der Metropolitan Police, demzufolge die Äußerungen nun von der Terrorpolizei untersucht werden. Politiker wie Kemi Badenoch, Oppositionschefin der Konservativen Partei, forderten ein Auftrittsverbot für die Band – auch beim legendären Glastonbury-Festival.
Kneecap selbst wies die Vorwürfe zurück. Man habe "niemals zur Gewalt aufgerufen", erklärte das Trio. Dennoch entschuldigten sich die Rapper bei den Familien der in der Vergangenheit ermordeten Abgeordneten Jo Cox und David Amess. Von Hamas und Hisbollah distanzierten sie sich – der Vorfall werde ihrer Meinung nach aber genutzt, um legitime Kritik am Gaza-Krieg zu unterdrücken.
Zugleich erfährt die Band Solidarität aus der Musikszene. Künstler wie Pulp, Primal Scream oder Paul Weller stellten sich hinter Kneecap. Auch die Gruppe Massive Attack kritisierte den Sprachstil der Rapper, warf Politik und Medien jedoch "moralische Heuchelei" vor – man empöre sich selektiv, während "ein Völkermord" im Nahen Osten vertuscht werde.
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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