Reaktion auf FBI-Kritik Polizei Hamburg verteidigt Vorgehen im Fall "White Tiger"

Die Polizei soll Beweise des FBI ignoriert haben, behauptete ein Ex-Agent im "Spiegel". Laut Hamburger Ermittlern ist das Verfahren deutlich komplexer.
Hamburgs Ermittlungsbehörden haben sich zu den Vorwürfen eines ehemaligen FBI-Agenten geäußert, der ihnen im "Spiegel" zögerliches Handeln im Fall des mutmaßlichen Pädokriminellen "White Tiger" vorwarf. Polizei und Staatsanwaltschaft weisen laut "Hamburger Abendblatt" die Kritik zurück und betonen die rechtlichen Hürden im Verfahren.
Oberstaatsanwältin Mia Sperling-Karstens bestätigte der Zeitung ein Treffen mit FBI-Beamten am 13. Februar 2023. Dabei hätten die US-Ermittler zwar die Identität des Verdächtigen genannt, aber keine konkreten Beweise für einen Mordverdacht vorgelegt.
Ermittlungen gelten als juristisch "höchst komplex"
"Chats oder das Video wurden damals nicht überreicht", sagte sie dem "Abendblatt". Erst im März 2023 habe das LKA entsprechende Dateien auf Nachfrage erhalten. Ermittlungen mit verdeckten Maßnahmen seien ohne klaren Tatverdacht aber rechtlich nicht möglich gewesen.
Polizeisprecher Florian Abbenseth betonte, dass das Verfahren "juristisch höchst komplex" sei. Die Beweislage habe jederzeit den hohen Anforderungen des Rechtsstaats entsprechen müssen, zitiert ihn die Zeitung. Ermittler werten demnach noch immer riesige Datenmengen von den sichergestellten Datenträgern aus.
FBI distanziert sich von Ex-Agenten-Aussagen
Wie das "Abendblatt" unter Berufung auf Abbenseth weiter berichtet, sollen die Hamburger Ermittler nach Veröffentlichung der Kritik erneut Kontakt zum FBI gehabt haben. Demnach habe die US-Behörde betont, dass die Aussagen des Ex-Agenten Pat McMonigle dessen persönliche Meinung seien – und nicht die offizielle Haltung der amerikanischen Sicherheitsbehörde.
Zuvor hatte McMonigle im "Spiegel" erklärt, die Hamburger Polizei habe trotz umfangreicher Beweise viel zu lange gezögert, den heute 20-jährigen Shahriar J. festzunehmen. Hier lesen Sie mehr dazu.
J. sitzt seit Mitte Juni in Untersuchungshaft. Ihm werden unter anderem Mord, versuchter Mord und zahlreiche Fälle des schweren sexuellen Missbrauchs vorgeworfen. Für ihn gilt weiter die Unschuldsvermutung.
- abendblatt.de: "Fall 'White Tiger' – Hamburger Ermittler reagieren auf scharfe Kritik" (kostenpflichtig)
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