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Hamburg

Hamburg: Hightech-Zentrum überwacht Aida und andere Kreuzfahrt-Schiffe


31 Schiffe im Blick
Hamburger Hightech-Schaltzentrale überwacht Kreuzfahrtflotten


09.05.2025 - 09:21 UhrLesedauer: 3 Min.
Blick auf die 18 Meter breite Videowall im Fleet Operations Center: 30 Bildschirme befinden sich hier.Vergrößern des Bildes
Blick auf die 18 Meter breite Videowall im Fleet Operations Center: 30 Bildschirme befinden sich hier. (Quelle: Till Bartels)
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Das nautische Zentrum von Carneval Maritime überwacht rund um die Uhr die Flotten von vier Kreuzfahrtreedereien, darunter auch die von Aida Cruises. Ein Blick hinter die Kulissen.

Von außen sieht es wie jedes moderne Bürohaus in der Hafencity aus. Doch im fünften Stock eines Gebäudes am Großen Grasbrook ist seit zehn Jahren eine Hightech-Schaltzentrale zuhause, die einmalig in Europa ist: das Fleet Operations Center (FOC) der Carnival Maritime. Das Unternehmen gehört mit den europäischen Marken Aida, Costa, Cunard und P&O Cruises UK zum größten Kreuzfahrt-Konzern der Welt.

"Das ist eine Leitzentrale", sagt Adrian Graf Domaschke, der Senior Manager des FOC, beim Betreten des Raumes mit der 18 Meter breiten Videowand und vier Computer-Arbeitsplätzen. "Wir sind für die Kapitäne der erste Ansprechpartner an Land, wir beraten und unterstützen sie", fasst er die Aufgabe zusammen. Hier laufen in Echtzeiten nicht nur die Daten der elf Aida-Schiffe via Satelliten ein, sondern auch die der drei anderen in Europa beheimateten Kreuzfahrt-Flotten der Carnival-Gruppe.

Auf einem der 55 Zoll großen Bildschirme ist die aktuelle Position der 31 Schiffe auf den Weltmeeren stets sichtbar, deren geplante und tatsächliche Route. Auf die elektronischen Seekarten hat jeder Superintendent an seinem Arbeitsplatz genauen Zugriff. "Wir sammeln live die Daten und können auch bei Bedarf auf deren Wetter- und Maschinendaten zugreifen", erklärt Domaschke.

Alle reden vom Wetter

Im Schichtbetrieb sind zwei von zwölf Mitarbeitern rund um die Uhr an sieben Tagen der Woche präsent, allesamt erfahrende Nautiker, die jahrelange Praxis auf der Brücke gesammelt haben. Im Ernstfall stoßen innerhalb einer Stunde weitere aus der Rufbereitschaft dazu. Dann leuchtet das Deckenlicht nicht mehr in beruhigendem Grün, sondern in einer Alarmfarbe.

Eine zentrale Rolle spielt stets das Wetter, nicht nur visuell auf den Großbildschirmen. Täglich um 9.30 Uhr gibt es ein Wetter-Briefing: Aus den verschiedensten Quellen werden Wetter und Wind-Vorhersagen für die Fahrtgebiete aller Schiffe analysiert und an die jeweiligen Kapitäne übermittelt, inklusive Empfehlungen für Kursänderungen. Denn das Team in der Hafencity denkt proaktiv und kann einen Plan B anbieten. Aber am Ende entscheidet stets der diensthabende Kapitän oder die Kapitänin an Bord.

Kann beispielsweise die "Aida Nova" den für den nächsten Tag geplanten Hafen trotz eines Sturmtiefs mit Windstärke 9 noch anlaufen? Denn 16.000 Quadratmeter auf einer Schiffsseite bieten dem Wind eine riesige Angriffsfläche, was bestimmte Anlegemanöver vereitelt. Welcher Ort käme als Ersatz in Betracht? Fragen wie diese können am "Tactical Table" besprochen werden: Dutzende Datenquellen lassen sich auf dem Touchscreen darstellen und so kurzfristige Routenanpassungen besser vorausplanen.

Effizienzgewinne erzielen

Im Laufe eines Jahres fließen an die 13 Terabyte Daten auf die Server des Supportcenters, deren Analyse auch langfristig für die Optimierung der Fahrtrouten genutzt wird, um Kraftstoffverbrauch und Emissionen zu senken – einem weiteren Hauptziel der Einrichtung. Eine eigens entwickelt Software berücksichtigt auch die 500 Umweltsonderzonen auf den Meeren und die immer komplexeren Hafenregulierungen.

Im Rahmen der Modernisierung im vergangenen Jahr hat das FOC neben neuer Hard- und Software mit der Verlegung von 15 Kilometern an Kabeln auch einen Schiffssimulator erhalten. "Wir haben eine Datenbank von circa 150 Häfen", sagt Justus Eckardt, der Nautical Manager Operations and Projects. "Wir können mit diesem Simulator all unsere Schiffklassen, die wir innerhalb der Flotte haben, bespielen." Am Beispiel einer Einfahrt in den Hamburger Hafen zeigt er, wie hier mit den Kapitänen unter spezifischen Wind- und Strömungsbedingungen Manöver im Detail besprochen und optimiert werden können.

Bei Wirbelstürmen in der Karibik, einem medizinischen Notfall mit Ausschiffung oder als am 28. April auf der Iberischen Halbinsel die Stromversorgung zusammenbrach, ist die Expertise der Diensthabenden im FOC gefragt. "Wir hatten am Black-out-Tag drei Schiffe in Barcelona und Valencia", erzählt Domaschke. Aber es führte nur dazu, dass sich die Abfahrt der Schiffe nach hinten verschob – weil die Busse, mit denen die Passagiere zu Ausflügen unterwegs waren, verspätet zurückkehrten.

Sollte einmal ein Schiff von der geplanten Route abweichen, schlägt das System automatisch Alarm. Was ist der Grund? Seekarten und übermittelte Live-Bilder helfen bei der Klärung, wenn zum Beispiel einem Segelboot ausgewichen werden muss, noch bevor mit der Besatzung Kontakt aufgenommen wird.

Ein wagehalsiges Manöver wie das von Kapitän Francesco Schettino am 13. Januar 2012 vor der Insel Giglio im Mittelmeer wird durch neue Sicherheitsstandards und das permanente Monitoring des FOC ausgeschlossen. Damals lief die "Costa Concordia" auf einen Felsen, schlug Leck und kenterte. 32 Menschen verloren bei der Kreuzfahrt-Katastrophe ihr Leben.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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