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Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.HSV würdigt Doppelaufstieg Wer so lange leidet, darf auch groß vor dem Rathaus feiern

Nach jahrelangem Leiden in der Zweitklassigkeit kehren sowohl die Männer als auch die Frauen des HSV in die Bundesliga zurück. Es gibt eine große Party am Rathaus – und das ist richtig so.
Der HSV ist wieder da – und wie. Beide Teams, Männer und Frauen, steigen in die Bundesliga auf. Zur Belohnung gibt es eine große Feier auf dem Rathausmarkt und eine Parade durch die Innenstadt. Kritiker sagen: Das sei zu lautes Getöse für eine zu späte Korrektur eines "Betriebsunfalls" – und wer einmal Deutscher Meister war, solle einen Zweitliga-Aufstieg lieber leise feiern. Doch Spieler, Trainer und Fans haben sich diese Jubelsause nach vielen bitteren Jahren redlich verdient. Denn der erste Aufstieg der Vereinsgeschichte ist endlich Realität – eine lang ersehnte Erlösung für einen tief gefallenen Verein.
Um die Euphorie rund um den HSV zu verstehen, muss man 15 Jahre zurückreisen. Am 29. April 2010 stand der Klub kurz vor dem Europa-League-Finale – im eigenen Stadion. Er führte gegen Fulham mit 1:0, verlor 1:2 – und mit dem geplatzten Finaltraum begann der sportliche Niedergang. Der HSV wurde zum Chaos-Klub, stieg 2018 hochverdient ab und verschwand für sieben lange Jahre in der 2. Liga.
HSV feiert neue Helden, die Historisches geschafft haben
Der einst so stolze HSV war nur noch eine große Lachnummer, die Witze schrieben sich wie von selbst. Als der HSV abstieg, wartete fast die gesamte Fußballnation darauf, dass die große Bundesliga-Uhr im Volksparkstadion endlich abgeschaltet wurde.
Nach all den Jahren gibt es mit dem Aufstieg nun endlich einen Grund zum Feiern. In Fürth kann der HSV sogar Meister werden und den ersten Titel seit 38 Jahren holen. Trainer Merlin Polzin und Spieler wie Miro Muheim, Ransford Königsdörffer, Davie Selke oder Ludovit Reis sind jetzt HSV-Helden. Sie holten den Klub zurück ins Oberhaus. Mit dem Absturz ab 2010 haben sie nichts zu tun – sie stehen für einen neuen HSV und geben den Fans Identifikation.
Auch die HSV-Frauen feiern den Aufstieg in die Bundesliga auf dem Rathausmarkt – nach 13 Jahren und dem unfreiwilligen Rückzug 2012, weil 100.000 Euro fehlten, während die Männer Millionen Euro investierten. Jetzt sind sie als Amateure zurück im Profibereich – aus eigener Kraft und mit vielen "Hamburger Deerns". Ein starkes Zeichen für den Sport und für Gleichberechtigung. Der HSV hat aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt.
Der HSV bewegt viele Menschen und ist wichtig für Hamburg
Am Montagabend werden bis zu 120.000 Menschen erwartet. Der HSV bewegt nicht nur Herzen, sondern auch die Stadt. Ausverkaufte Heimspiele bringen Gäste, füllen Hotels, Restaurants und die Innenstadt. Der Verein ist ein wirtschaftlicher Faktor – und ein imageträchtiger Botschafter für Hamburg.
Viele Fans feiern in diesen Tagen zum allerersten Mal überhaupt einen Erfolg ihres Herzensvereins. Sie haben zum ersten Mal einen triftigen Grund, es auf dem Rathausmarkt krachen zu lassen – dort, wo früher vielleicht schon Papa oder Oma den HSV bejubelt haben. Ein sehnsüchtig erwarteter Traum geht in Erfüllung. Und es ist mehr als ein sportlicher Erfolg: Dieser Moment ist ein kollektives Aufatmen, ein symbolisches Abschütteln all der Misserfolge, all der verpassten Chancen. Er ist Befreiung und Neuanfang in einem.
Der Volkspark ist wieder ein Ort der Hoffnung und des Erfolgs. Wer so viele bittere Jahre durchgestanden hat, darf jetzt feiern und sich die rosarote Rautenbrille aufsetzen. Denn der Abstiegskampf in der Bundesliga kommt noch früh genug – das wissen alle leidgeprüften HSVer nur zu gut.
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