Gesundheitsversorgung Erzbistum gibt Klinik Groß-Sand auf

Schließung, Umzug, Neuanfang: Für das Krankenhaus Groß-Sand endet eine Ära. Warum die Stadt Hamburg nun selbst eingreift, hat einen brisanten Grund.
Die Katholische Kirche wird sich als Träger des Krankenhauses Groß-Sand in Hamburg-Wilhelmsburg zurückziehen. Wie das Erzbistum Hamburg mitteilte, sollen Mitte Juli zunächst die Chirurgie und die Notfallambulanz geschlossen werden. Die Geriatrie sowie die Neurologische Frührehabilitation sollen vorerst am Standort verbleiben, im Laufe des nächsten Jahres aber ins katholische Marienkrankenhaus verlegt werden.
Laut Verwaltungsdirektor des Erzbistums, Alexander Becker, seien die Mitarbeitenden über die Pläne informiert worden. Er erklärte: "Dabei werden auch schmerzhafte Entscheidungen notwendig – etwa die Schließung einzelner Bereiche –, weil die dauerhaft hohen Defizite eine grundlegende Neuausrichtung erfordern."
Erzbistum will Liegenschaft an Hansestadt Hamburg verkaufen
Nach jahrelanger, letztlich erfolgloser Suche nach einem neuen Träger will das Erzbistum die Liegenschaft nun an die Stadt Hamburg verkaufen. Diese plant, auf dem Gelände eine neue Stadtteilklinik zu errichten. Ziel sei es, "ein zukunftsfähiges Versorgungskonzept im Sinne einer bestmöglichen Versorgung der Patientinnen und Patienten in Wilhelmsburg aufzustellen", sagte Hamburgs Sozialsenatorin Melanie Schlotzhauer (SPD).
Ein zentraler Baustein dieser Pläne ist die Stärkung des bereits vorhandenen Medizinischen Versorgungszentrums, das am Standort bleiben soll. Schlotzhauer betonte: "Es bietet die Grundlage dafür, den Bedarf an basismedizinischer Versorgung in dem Stadtteil zukünftig durch ein erweitertes ambulantes haus- und fachärztliches Angebot sicherzustellen."
Die neue Stadtteilklinik soll ambulante Leistungen mit stationären Angeboten, insbesondere in der inneren Medizin und Geriatrie, verbinden. Auch Übergangs-, Kurzzeit- und Tagespflegeangebote sollen integriert werden. "Dazu wird die Sozialbehörde ein Interessenbekundungsverfahren durchführen, damit sich Krankenhausträger bewerben können", sagte die Senatorin.
Scharfe Kritik kommt aus der Hamburger Bürgerschaft.
Scharfe Kritik kam unterdessen aus der Hamburger Bürgerschaft. Die Regierungsfraktionen von SPD und Grünen werfen dem Erzbistum ein fehlendes langfristiges Konzept vor. Linus Görg, gesundheitspolitischer Sprecher der Grünen, sagte, das Verhalten des Trägers habe "zu großer Unsicherheit unter den Mitarbeitenden und den Menschen in Wilhelmsburg" geführt. Auch SPD-Gesundheitsexpertin Claudia Loss kritisierte die "jahrelange Hängepartie", die das Bistum nun mit der angekündigten Schließung fortsetze.
Ein rot-grüner Antrag zur Schaffung der neuen Stadtteilklinik soll Mitte Juni in der Bürgerschaft beschlossen werden. Ziel sei es, die Gesundheitsversorgung im Stadtteil langfristig zu sichern und weiterzuentwickeln.
- Mit Informationen der Nachrichtenagentur dpa