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Hamburg

Hamburg: Antisemitismusbeauftragter hört Musik – und gerät in Gefahr


Tochter musste alles mitansehen
Antisemitismusbeauftragter hört Musik – und gerät in Gefahr

Von t-online, pb

04.06.2025Lesedauer: 3 Min.
Stefan Hensel ist Antisemitismusbeauftragter des Hamburger Senats.Vergrößern des Bildes
Stefan Hensel ist Antisemitismusbeauftragter des Hamburger Senats (Archivfoto): Er wurde offenbar Opfer eines antisemitischen Übergriffs. (Quelle: hamburg.de)
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Erschreckender Vorfall in Hamburg: Antisemitismusbeauftragter Stefan Hensel erlebt mit seiner Tochter eine bedrohliche Situation. Was der Auslöser war.

Hamburgs Antisemitismusbeauftragter Stefan Hensel ist offenbar Opfer eines mutmaßlich antisemitischen Angriffs geworden. Weil er israelische Musik abgespielt hatte, soll er von einem 57-Jährigen als "Kindermörder" und "Scheiß-Israeli" beschimpft und bedroht worden sein.

Der Vorfall ereignete sich am Abend des 25. Mai an einer Ampel kurz vor dem Bahnhof Dammtor: Hensel war mit seiner Tochter im Auto unterwegs und spielte hebräische Musik ab, als der Mann aus einem Lieferwagen heraus durch das offene Fenster die Beleidigungen gerufen haben soll. Später versuchte der Angreifer laut Polizeiangaben, Hensel mit seinem Wagen von der Straße abzudrängen.

Eine zufällig am Tatort befindliche Streifenwagenbesatzung nahm sich des Vorfalls an und leitete ein Ermittlungsverfahren gegen den 57-Jährigen ein. Wegen des Verdachts auf einen politischen Hintergrund übernahm der Staatsschutz die Ermittlungen. Der Täter blieb mangels Haftgründen auf freiem Fuß.

Schockiert über die aggressive Reaktion

"Ich bin schockiert und entsetzt über die aggressive Reaktion des Täters – ausgelöst allein durch ein hebräisches Lied", sagte Hensel am Mittwoch. Das zeige auf erschreckende Weise, wie weit dieser aufgeheizte, islamistische Antisemitismus gehe: "Er kann jeden treffen, der jüdisch ist oder einfach hebräische Musik hört. Das ist aus meiner Sicht zentral für die Bewertung der Tat."

Hensel empfand die Situation als extrem bedrohlich. Der blanke Hass des Mannes habe ihn zutiefst schockiert. "Wir haben lediglich ein Lied mitgesungen", sagte er. Besonders belastend sei gewesen, dass seine Tochter den Angriff miterleben musste. "Sie musste miterleben, wie der Täter mich lautstark als 'Kindermörder' und 'Scheiß-Israeli' beschimpfte und mir immer wieder bedrohlich nahekam." Für ihn sei dieser Übergriff ein weiterer Beleg für einen enthemmten Antisemitismus auf deutschen Straßen.

Bestürzung und Forderungen aus der Hamburger Politik

Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) bezeichnete den Angriff als "weitere schwere Straftat in einer Serie zunehmender antisemitischer Vorfälle seit 2023". Das sei erschreckend und beschämend. "Der Senat steht eng an der Seite der jüdischen Gemeinden und setzt sich dafür ein, das jüdische Leben in Hamburg zu stärken und zu schützen."

Dennis Gladiator, innenpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion, nannte den Vorfall "widerlich". Und weiter: Es ist unerlässlich, dass wir gemeinsam für eine offene und sichere Gesellschaft eintreten, in der jüdisches Leben selbstverständlich und geschützt ist. Der mutmaßliche Täter muss dafür die Konsequenzen tragen und auch deutlich spüren!"

Auch die Grünen verurteilten den Vorfall: Michael Gwodsz, Vorsitzender der Grünen-Fraktion in der Bürgerschaft, bezeichnete den Vorfall am Nachmittag als "absolut inakzeptabel und schockierend." Er forderte, "dass die vielen Maßnahmen der Landesstrategie gegen Antisemitismus zügig und konsequent umgesetzt werden."

Sabine Ritter, religionspolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke in der Hamburgischen Bürgerschaft, äußerte sich "fassungslos". Für sie sei klar: "Gerade die Tatsache, dass der Angriff sich auf offener Straße mitten in der Stadt ereignete, muss uns alle aufrütteln. Der Schutz jüdischen Lebens muss in unserer Stadt zu 100 Prozent gewährleistet sein.“

Für die AfD äußerte sich Krzysztof Walczak, Parlamentarische Geschäftsführer und Sprecher für jüdische Belange der Partei: "Solche feigen Attacken haben in unserer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft nichts zu suchen. Ich rufe nun dazu auf, diesem importierten Antisemitismus endlich die Stirn zu bieten und die Ursachen nicht länger zu verschweigen!"

Auch Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit (SPD) verurteilte den Vorfall: "Immer offener tritt zutage, wie sehr Hass und Polarisierung den Alltag von Menschen bestimmen. Antisemitische Botschaften richten sich nicht nur gegen Jüdinnen und Juden, sondern gegen die Grundwerte unserer Gesellschaft."

Verwendete Quellen
  • Mit Informationen der Nachrichtenagentur dpa
  • Pressemitteilung der CDU, 4. Juni 2025
  • Pressemitteilung der AfD, 4. Juni 2025
  • Pressemitteilung der Linken 4. Juni 2025
  • gruene-hamburg.de: Pressemitteilung vom 4. Juni 2025

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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