Industriekultur in Hamburg 100 Jahre: Der Ziegelturm, der dem Feuersturm trotzte
In Hammerbrook steht ein Industriedenkmal, das wenige kennen: Es wurde vor 100 Jahren errichtet und ist mit Originaltechnik ausgerüstet.
Fahrgäste der S2 Richtung Bergedorf kennen den Backsteinturm vom Vorbeifahren. Er ragt zwischen den Nachkriegsbauten am Mittelkanal in Hammerbrook hervor. An der Längsseite prangt ein Graffiti mit den Buchstaben "MDMA". Es ist das ehemalige Getreidesilo der Großbäckerei Julius Busch, das vor Jahr 100 Jahren errichtet wurde.
Die Bremer Baufirma Paul Kossel & Cie. errichtete den Speicher 1925 – acht Silozellen, ausgelegt für rund 900 Tonnen Getreide. Frachtschiffe konnten direkt anlegen, um ihre Ladung zu löschen. Im Silo lagerte der Nachschub für die Großbäckereien Busch in der Conventstraße in Eilbek, die damals als modernste Bäckerei Hamburgs galt.
Das Silo überstand den "Feuersturm" – fast im Originalzustand
1936 wurde der Dachstuhl mit Beton verstärkt – offenbar als Schutz vor Luftangriffen. Diese Vorsichtsmaßnahme zahlte sich aus: Im Feuersturm von 1943, der große Teile von Hammerbrook verwüstete, blieb das Silo fast unbeschadet. Nach Kriegsende war der Stadtteil wegen vieler Blindgänger und noch nicht geborgener Leichen Sperrgebiet.
Die Bäckerei Busch ging 1950 schließlich in Konkurs, das Silo übernahm die Firma Mühlenwerke Ströh aus Bad Oldesloe. Bis in die späten 1960er Jahre lagerte sie dort Mehl der Marke "Gloria". Bemerkenswert ist, dass die technische Ausstattung weitgehend im Original erhalten blieb. Spuren des Krieges zeigen nur im oberen Bereich.
Das Gebäude ist nicht frei zugänglich, doch zu Anlässen wie dem Tag des offenen Denkmals oder den Tagen der Industriekultur wird es geöffnet. Führungen bietet der Verein Unter Hamburg an, der sich auf historische und verborgene Orte spezialisiert hat. Auch Gruppen können nach Absprache einen Blick in den fast vergessenen Speicher werfen.
- metropolregion.hamburg.de: "Silo Hammerbrook – Zeuge der Industriegeschichte"
- unter-hamburg.de: "Getreidespeicher – Ein Rundgang in die Geschichte"
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